Andrea Dovizioso (Ducati): Muss er mehr riskieren?
Andrea Dovizioso vertritt einen klaren Standpunkt
In einer Woche hat Marc Márquez (Repsol Honda) in Buriram den ersten Matchball, um sich zum sechsfachen MotoGP-Weltmeister zu küren. Andrea Dovizioso liegt bei 98 Punkten Rückstand fünf Rennen vor Schluss längst aussichtslos zurück – was nicht nur mit den nicht selbst verschuldeten Ausfällen in Barcelona und Silverstone zu erklären ist. Dabei war der Ducati-Hoffnungsträger mit einem Sieg in die Saison gestartet, dazu profitierte er vom Sturz des Titelverteidigers in Austin/Texas.
Mehr als einmal musste sich «Dovi» den Vorwurf gefallen lassen, er gehe nicht aggressiv genug zu Werk. Dem widersprach er aber entschieden: «Die meisten Leute, die das Rennen anschauen, verstehen das nicht: Mein Fahrstil ist smooth und zeigt die Aggressivität nicht. Jeder Fahrer hat einen anderen Fahrstil und macht die Dinge auf eine andere Weise – was nicht heißt, dass man nicht 100 Prozent gibt.»
«Wenn du nicht den Speed hast, um vorne zu sein, dann ist es nicht so, dass die Aggressivität das Ergebnis beeinflussen kann», stellte der 33-jährige Italiener etwa nach dem vierten Platz in Assen fest.
Erst auf dem Red Bull Ring von Spielberg gelang ihm im August der zweite Saisonsieg. «Ich habe etwas Verrücktes probiert und es hat funktioniert», kommentierte er sein Überholmanöver gegen Márquez in der letzten Kurve.
Sollte der Ducati-Star also öfter ein Wagnis eingehen? «Etwas wagen kann man, aber in bestimmten Momenten. Dadurch wird man nicht schneller oder gewinnt eine Weltmeisterschaft. Du musst in den richtigen Momenten ein Wagnis eingehen, aber etwas Verrücktes zu machen, funktioniert selten. Deshalb kann sich einer nicht vornehmen, auf diese Art und Weise Ergebnisse einzufahren – auch weil es um kurze Augenblicke in bestimmten Manövern geht. Das kannst du nicht ein ganzes Rennen lang machen. Die Leute haben eine etwas verzerrte Wahrnehmung davon», erklärte Dovi kürzlich im Interview mit «La Gazzetta dello Sport».
Eines habe sein Überholmanöver in Spielberg aber gezeigt: «Es waren zwei unterschiedliche Stile, was den Fahrer und das Motorrad angeht – man muss die Dinge nicht wie Marc machen, um etwas Ausgezeichnetes zu tun. Vielleicht trägt das Überholmanöver dazu bei, dass die Art und Weise, auf die wir wahrgenommen werden, sich verändert», meinte der Italiener.
Auch bei seinem Auftaktsieg im Flutlichtrennen von Katar fiel die Entscheidung erst auf den letzten Metern zu Gunsten von Dovizioso und gegen Márquez. Dass sich der Spanier deshalb Sorgen macht, glaubt der zweifache MotoGP-Vizeweltmeister aber nicht: «Er wird nie Albträume haben. Der einzige Unterschied – und das Schöne, ist, dass er weiß, dass es im Zweikampf schwierig ist, Dovi zu schlagen, weil er er nicht mit Aggressivität zu Werk geht, sondern auf eine andere Art und Weise eine Lösung sucht. Deshalb ist es ein bisschen schwieriger, eine Antwort zu finden.»
MotoGP-WM-Stand nach 14 von 19. Rennen: 1. Marc Márquez 300. 2. Dovizioso 202. 3. Rins 156. 4. Petrucci 155. 5. Viñales 147. 6. Rossi 137. 7. Quartararo 123. 8. Miller 117. 9. Crutchlow 98. 10. Morbidelli 80. 11. Pol Espargaró 77. 12. Nakagami 68 . 13. Mir 49. 14. Aleix Espargaró 46. 15. Iannone 32. 16. Bagnaia 29. 17. Oliveira 29. 18. Zarco 27. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16.