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Miguel Oliveira (KTM): «2019 machte mich stärker»

Von Nora Lantschner
Die Tech3-KTM von Oliveira im neuen Look für die MotoGP-Saison 2020

Die Tech3-KTM von Oliveira im neuen Look für die MotoGP-Saison 2020

Red Bull-KTM-Tech3-Pilot Miguel Oliveira steht vor seiner zweiten MotoGP-Saison. Der Portugiese will 2020 nach der Schulter-OP wieder angreifen und dazu beitragen, die RC16 zu einem Sieger-Bike zu machen.

Der zwölffache GP-Sieger Miguel Oliveira kam 2019 als Moto2-Vizeweltmeister in die MotoGP-Klasse. Seine Rookie-Saison verlief dann aber nicht nach Plan, vor allem weil sich der Tech3-KTM-Pilot beim Silverstone-GP an der rechten Schulter verletzte – ausgerechnet nach seinem starken Auftritt beim KTM-Heimrennen auf dem Red Bull Ring von Spielberg.

Platz 8 beim Österreich-GP als persönliche Bestleistung und WM-Rang 17 standen für Oliveira am Ende seines ersten MotoGP-Jahres zu Buche. Das Saisonfinale in Valencia verpasst der KTM-Pilot, weil er sich nach einem heftigen Crash auf Phillip Island schließlich dazu entschied, den Eingriff an der lädierten Schulter durchführen zu lassen.

2020 nimmt der 25-jährige Portugiese einen neuen Anlauf, dafür bekam er mit Iker Lecuona (20) einen Rookie zur Seite gestellt. Was Oliveira aus seiner Debüt-Saison mitgenommen hat und was er Lecuona zutraut, verriet er im Interview.

Miguel, wie fällt die Bilanz nach deiner ersten MotoGP-Saison aus?

Mit dem Beginn der Saison wurde ein Traum wahr, aber es wurde dann ziemlich schnell kompliziert. Viele Herausforderungen kamen auf mich zu. Sich an die MotoGP anzupassen ist nicht einfach und ich habe mir die Zeit genommen, um zu lernen und zu verstehen, wie ich mein Motorrad fahren und meinen Fahrstil an die MotoGP anpassen musste. Ich glaube, kurz vor der Hälfte der Saison ist es mir dann gelungen, einen soliden Speed zu finden und viele der Aspekte, an denen das Team und ich die ganze Zeit über gearbeitet hatten, zu verbessern – vor allem in der Bremsphase.

Als ich in Silverstone gestürzt bin, war mir nicht klar, wie schwer meine Verletzung war. Ich wollte in einem so positiven Moment meiner Saison nicht von Motorrad steigen. Einfach dort aufzuhören, hätte einen faden Beigeschmack zurückgelassen. Ich wollte wirklich weiterfahren, Kilometer abspulen, etwas Positives zum Projekt und für das Team beitragen, weil ich gerade angefangen hatte, auf demselben Bike wie das Werksteam zu fahren.

Ich fühlte die Verantwortung weiter zu machen, um dem Team und dem Projekt Feedback geben zu können. Als ich realisierte, dass mich die Schulter beeinträchtigte, ich mich unwohl auf dem Motorrad fühlte und die Ergebnisse nicht gut genug waren, um irgendetwas Positives zurückzugeben, haben wir dann aber entschieden, den Eingriff an der Schulter durchführen zu lassen.

Erst da habe ich realisiert, wie schwer meine Verletzung an der rechten Schulter war, dass es eigentlich zwei Verletzungen waren, aufgrund deren ich drei Monate lang in den Seilen hing. Das war eine sehr schwierige Zeit, vielleicht die härteste bisher. Ich hatte schon Knochenbrüche und andere Verletzungen, aber die Sehnenverletzungen, die ich davongetragen hatte, brauchte lange zu heilen. Die Fortschritte waren langsam und es brauchte Geduld, um sie zu erkennen.

Jetzt geht es mir wieder viel besser, aber es war eine schwierige Zeit, die mich – mental – viel stärker gemacht hat. Ich glaube, ich bin dadurch als Mensch und Profi reifer geworden. Die ganzen Schwierigkeiten, die wir 2019 überwunden haben, werden uns 2020 gute Ergebnisse bescheren.

Ich habe im Vorjahr mit einem Team angefangen, das sicher kein Rookie ist, aber es war das erste Team, mit dem KTM das Projekt um zwei weitere Motorräder erweitert hat. Das brachte für KTM zusätzliche Herausforderungen mit sich: Das ganze Material bereitzustellen, sicherzugehen, dass das Team die notwendige Unterstützung erfuhr, die ganzen Teile rechtzeitig an der Strecke bereit zu haben, gleichzeitig weiter zu entwickeln… Ich glaube, KTM hat in der Saison 2019 gezeigt, dass sie in der MotoGP groß werden wollen – Giganten.

Es macht mich auch stolz, ein Teil dieser Reise zu sein. 2020 wird es zwischen den zwei Teams ein Gleichgewicht geben, was gute Voraussetzungen dafür sind, um das Motorrad noch konkurrenzfähiger zu machen.

Das Red Bull KTM Tech3 Team ist eine sehr erfahrene Mannschaft, wie ist dein Verhältnis zur Crew?

In der Tech3-Familie zu sein, heißt genau das: Eine Familie zu sein. Sie sind bekannt für ihre Erfahrung und Professionalität, die die Leute und die ganze Mannschaft ausmachen. Das Wichtigste ist für mich natürlich von einem Team, das so viel Erfahrung in der WM hat, zu lernen. Ein Team, das schon Podestplätze und Pole-Positions zu Buche stehen hat.

Für mich ist es auch positiv ein Team zu haben, das mir viel Ruhe vermittelt. Es sind Leute in der Mannschaft, die großartig sind – von Hervé bis zu meinem Crew-Chief Guy Coulon. Jeder ist brillant und ich fühle mich geehrt, ein Teil der Tech3-Familie zu sein.

Ich glaube auch, dass KTM von dieser Zusammenarbeit profitiert, weil das Tech3-Team viele fähige Leute in den eigenen Reihen hat.

Mit Iker Lecuona hast du 2020 einen Rookie als Teamkollegen. Was erwartest du von ihm?

Iker scheint ein sehr junger Kerl mit einer positiven Einstellung zu sein. Er ist ein guter Junge und das ist wichtig: Das suchst du, wenn du Harmonie im Team haben willst.

Iker ist ein guter Kerl und ich glaube, dass er in diesem Jahr für einige positive Überraschungen sorgen wird. Als mein Teamkollege wird er immer der sein, den es zu schlagen gilt. Aber vielmehr glaube ich, dass wir zusammenarbeiten und dem Projekt helfen können, um das Motorrad zu entwickeln und die KTM zu einer Siegermaschine zu machen.

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