Hubert Trunkenpolz (KTM): «Kein olympischer Gedanke»
KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz
«,Ready to Race‘ ist der Markenkern und Motorsport hat für KTM eine immense Bedeutung. Seit die Firma existiert, wurde hier Motorsport betrieben, und nachdem es der Markenkern ist, ist es, glaube ich, selbstredend, wie wichtig der Motorsport für KTM als Marke ist», betonte KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz.
Unter dem Motto «Kapitel 4 beginnt jetzt» präsentierten sich am Dienstagabend die MotoGP-Teams von Red Bull KTM für die Saison 2020. Dabei wurde klar: Die Latte liegt für Pol Espargaró, Brad Binder, Miguel Oliveira und Iker Lecuona in diesem Jahr höher.
Der permanente Einstieg von KTM in die MotoGP-WM erfolgte in der Saison 2017. Wie betrachten Sie die bisherige Entwicklung des Projekts?
Dass es kein Spaziergang im Park wird, wussten wir von Beginn an und dass es sehr, sehr schwierig wird, haben wir speziell im ersten Jahr gesehen. Die Abstände zur Spitze waren wirklich dramatisch, das muss man in aller Deutlichkeit sagen – und vielleicht auch etwas größer, als wir ursprünglich gedacht haben. Was mich wirklich sehr, sehr beeindruckt und was mich auch sehr positiv stimmt, ist, in welcher Kürze der Zeit wir eigentlich diesen Abstand zufahren konnten.
Der Wettbewerb ist ja auch nicht stillgestanden, die sind ja auch schneller geworden. Das heißt, dass wir uns im Vergleich zu den Mitbewerbern überproportional verbessern müssen, und das ist sehr, sehr gut gelungen bis jetzt. Wir sind wesentlich näher dran gewesen im Jahr 2019. Für 2020 ist die Erwartungshaltung natürlich diejenige, dass wir noch näher dran sind. Es wäre natürlich alles eine falsche Bescheidenheit, wenn wir hier sagen würden, wir wollen Top-10 und das genügt uns. Wir wollen natürlich weiter ran und es wird schwer zu sagen sein, was wir im Endeffekt erreichen, aber das eine oder andere Top-5-Resultat sollte 2020 drinnen sein.
Pol Espargaró bestreitet bereits die vierte Saison für KTM, was macht ihn so wertvoll?
Er ist ein absoluter Hero. Wie er sich in diesen Jahren gezeigt hat, das kann man von einem Sportler nicht besser erwarten, hochprofessionell, immer volles Engagement, eine total tolle Einstellung, ein Markenbotschafter noch dazu, immer sympathisch geblieben, auch wenn es noch so weh tat. Ich könnte mir keinen besseren Top-Mann in der MotoGP vorstellen als den Pol. Ich hoffe, dass er jetzt das Motorrad kriegt, das er sich verdient, um auch wirklich seine ganze Klasse zu zeigen. Ich denke da ist wesentlich mehr drin, als wir bis jetzt gesehen haben. Er ist fahrerisch sicher einer der Toppiloten und das wird er gegenwärtig abrufen können.
Brad Binder steigt hingegen als Moto2-Vizeweltmeister in die MotoGP-Klasse auf.
Bei Brad wissen wir, dass er weiß, wie man Rennen gewinnt – und das ist eine ganz, ganz wichtige Eigenschaft eines Motorradsportlers, eines Motorradrennfahrers. Vorne mitzufahren ist das eine, zu wissen wie man ein Rennen gewinnt, zu wissen wie man ein Rennen anlegt in den letzten Runden, um dann als erster über die Ziellinie zu fahren, das kann der Brad, er weiß wie das geht. Und wenn man das in der Moto2 kann, dann kann man das wahrscheinlich auch in der MotoGP.
Mit dem Red Bull KTM Tech3-Team hat KTM seit 2019 ein Satellitenteam in der MotoGP. Welche Strategie verfolgt man mit dem erfahrenen Team von Hervé Poncharal?
Grundsätzlich muss man sagen, dass so ein erfahrener Mann wie Hervé Poncheral eine Bereicherung für jedes Werksteam ist, und ihn von Yamaha zu KTM zu bringen, war natürlich für uns schon eine Art Ritterschlag. Die Erfahrung, die er mitbringt, und die sein Team mitbringt – letztendlich haben wir das auch gesehen in der Entwicklung der jungen Fahrer, nicht zuletzt wenn man gesehen hat, wie leicht sich eigentlich Miguel Oliveira getan hat unter den Fittichen des Tech3-Managements und der Tech3-Teamführung. Dann kann man nur sagen, das war die richtige Entscheidung und für uns ist es ganz toll, ihn in der Familie zu haben. Und wir wissen, dass hier vieles drinnen sein wird. Die Fahrerpaarung ist eine durchaus starke und auch interessante mit dem Rookie, Iker Lecuona, und mit dem doch mittlerweile etwas an MotoGP-Erfahrung habenden Miguel Oliveira, der ein Ausnahmetalent ist. Das wird sicher spannend.
Kann
Miguel Oliveira
das Werksteam 2020 unter Druck setzen?
Also ich sehe das ja nicht so, Satellitenteam und Werksteam – ich sehe stattdessen, dass wir hier vier KTM-Fahrer am Start haben. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ob dann letztendlich das Werksteam oder ein Fahrer des Satellitenteams oder des Tech3-Teams vorne ist, das spielt für uns eigentlich nicht die große Rolle.
Wichtig ist, dass wir die Marke nach vorne bringen. Wichtig ist, dass wir das Talent der Fahrer fördern können, dass die Fahrer wirklich auch die Möglichkeit haben, ihr Talent mit den richtigen Motorrädern zur Geltung zu bringen. Und wer dann vorne ist, das werden wir sehen, aber dem Miguel Oliveira traue ich vieles zu, auch dass er natürlich die beiden Werksfahrer – unter Anführungszeichen – herausfordert.
Iker Lecuona wird der jüngste Fahrer in der MotoGP-Startaufstellung sein, wie ist die Erwartungshaltung für seine Saison, nachdem er sein MotoGP-Debüt schon beim Saisonfinale in Valencia gegeben hat?
Ich muss sagen, die Leistung und die Performance des Iker Lecuona in Valencia hat mich zutiefst beeindruckt. Ich hatte die Gelegenheit, dem letzten Rennen live beizuwohnen, bin am Samstag in das Infield gegangen und habe Iker beim Fahren zugeschaut. Das hat sich angefühlt und es hat ausgeschaut, als ob der schon etliche Rennen auf dem Buckel hätte auf einem MotoGP-Bike. Der ist das erste Mal draufgesessen. Ich war schwerstens beeindruckt, wie sich der junge Mann geschlagen hat. Und wenn man nur das als Gradmesser oder als Indikator sieht, für das Potential von Iker, dann glaube ich, ist etliches zu erwarten von ihm. Die eine oder andere Überraschung sollte möglich sein.
KTM hat sich bereits frühzeitig zur Verlängerung des Vertrages mit WM-Promotor Dorna Sports bekannt, somit bleibt KTM zumindest bis einschließlich 2026 in der MotoGP. Welches Zeichen möchte man damit setzen?
Dass wir gekommen sind, um zu bleiben, und dass wir solange bleiben, bis wir hier erfolgreich sind – so wie in allen anderen Rennserien, wo wir eingestiegen sind, sei es der Rallye-Sport, sei es Supercross in Amerika. Wir sind nicht aus irgendwelchen olympischen Gedanken dabei, sondern wir sind dabei, um vorne mitzumischen. Und das ist das Zeichen, das wir gesetzt haben, indem wir uns bis 2026 verpflichtet haben und, wenn es notwendig ist, auch darüber hinaus.