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Sahara (Suzuki): «Wir werden einen Weg finden»

Von Nora Lantschner
Shinichi Sahara, MotoGP-Projektleiter bei Suzuki, spricht über die Auswirkungen der Coronakrise, die Lage in Japan und den Stillstand in der Motorrad-WM 2020. In Hamamatsu wird weiter gearbeitet.

«Keiner von uns erlebt gerade seine besten Tage, die Covid-19-Krise erschüttert die ganze Welt schonungslos», weiß auch Shinichi Sahara. «Es ist schwierig, das alles zu realisieren; keiner hätte eine Pandemie erwartet, die sich so schnell ausbreitet. Jetzt ist für uns alle die Zeit gekommen zu kämpfen – nicht auf der Strecke, wie wir es gewohnt sind, sondern auf einer ganz anderen Seite unseres Lebens», so der Projektleiter bei Suzuki Ecstar.

Sahara ruft zum Zusammenhalt auf: «Das ist eine Zeit, in der wir zusammenstehen müssen, uns solidarisch zeigen müssen mit jenen, die am meisten leiden, wir müssen geduldig bleiben und den Ausbruch so gut wie möglich überwinden, indem wir gesund bleiben. Ich hoffe wirklich, dass wir bald wieder im Fahrerlager unterwegs sein werden, unsere Freunde und Kollegen sehen, uns wieder messen können – und die Emotionen erleben, die uns das Motorradrennfahren beschert!»

Japan steht mit bisher 8100 bestätigten Coronavirus-Fällen und 146 Todesopfern im Gegensatz zu den europäischen Motorradsport-Hochburgen wie Spanien und Italien aber noch deutlich besser da. «Die Situation scheint ein bisschen weniger delikat als in anderen Ländern zu sein, aber es wurde entschieden, die Olympischen Spiele von Tokyo auf 2021 zu verschieben. Der Notstand, den die Regierung für einige Präfekturen ausrief, bestürzt die Leute in unserem Land und macht sie nervöser», schilderte Sahara. «Aber hier in Hamamatsu, wo sich unser Werk befindet, gibt es zum Glück keine besonders hohe Zahl von Infizierten. Trotzdem ist uns sehr wohl bewusst, dass wir mit diesem Virus vorsichtig sein müssen. Wir haben traurigerweise gesehen, was er anrichten kann.»

Die Coronakrise sorgte in der Motorsportwelt und darüber hinaus für einen Stillstand. Ob und mit welchen Einschränkungen die MotoGP-WM 2020 stattfinden kann, ist derzeit noch unklar.

«Es war schade, dass wir in Katar nicht gestartet sind, weil wir uns wirklich bereit fühlten, vom ersten Rennen an in der Top-Gruppe zu kämpfen, deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht. Aber es ist für alle Teams und Fahrer gleich, wir müssen es akzeptieren. Das Wichtigste, auf das man sich konzentrieren muss, ist die Sicherheit und Gesundheit aller, das steht über dem Rennfahren», zeigt der Suzuki-Projektleiter Verständnis: «Alles wurde gestoppt, aber dies ist ein sehr wichtiger und schwieriger Moment, die Einschränkungen sind notwendig, die Situation muss ernst genommen werden. Wir mussten einige unserer Pläne anpassen, nachdem der Kalender abgeändert wurde, aber wir haben uns vorgenommen, den Entwicklungsprozess gut wie möglich fortzuführen, auch in reduzierter Form.»

Zur Erinnerung: Auch wenn der Saisonauftakt der MotoGP-Klasse am 8. März nicht stattfinden konnten, wurden das erste Aero-Paket trotzdem homologiert, auch die Motorenentwicklung wurde dem Regelwerk entsprechend eingefroren – neben der Kostenreduktion spielte bei der Entscheidung von Motorrad-Weltverband FIM, Teamvereinigung IRTA, Herstellerbund MSMA und WM-Promoter Dorna auch der Gedanke der Chancengleichheit eine Rolle, denn die in Europa ansässigen Hersteller sind in der Coronakrise durch Betriebsstopps stark eingeschränkt.

«Das ist eine gute Entscheidung, weil es bedeutet, dass wir alle im selben Boot sitzen, wenn es um die Entwicklungsfortschritte geht. Das sorgt für ein ausgeglicheneres Spielfeld», meinte der Suzuki-Manager dazu. «Wir verstehen, dass wir nicht entwickeln dürfen, aber wir haben vielleicht Zeit, um mehr Exemplare von den Teilen zu produzieren, die sich in den Winter-Tests als positiv erwiesen haben.»

Die Covid-19-Pandemie wirkt sich aber auch beim japanischen Hersteller auf die Arbeits- und Vorgehensweise aus, bestätigte Sahara: «Als Team müssen wir vielleicht andere Möglichkeiten ausprobieren, um uns ausführlich am Telefon zu unterhalten oder in Web-Meetings zu diskutieren, was wir für die nächsten Schritte beachten müssen. Wir haben viele Ideen, um uns zu verbessern, aber selbst in der aktuellen Situation hat man nie genug Zeit. Wenn keine Fahrer auf die Strecke gehen, ist es außerdem immer schwierig zu entwickeln, alles läuft viel langsamer.»

Geduld ist angesagt: «Jetzt müssen wir einfach abwarten, bis diese Pandemie vorbei ist und sich die Welt erholt. Dorna arbeitet hart daran, den WM-Kalender neu zu organisieren», ergänzte Sahara und äußerte sich auch zu ersten Vorschlägen für einen Neustart der Saison: «Ich weiß, dass manche Leute einen Test absolvieren möchten, bevor die Saison beginnt – und ich kann den Sinn dahinter erkennen – aber ganz ehrlich, die Saison wird zu kurz werden, deshalb wäre es besser, einfach so schnell wie möglich anzufangen. Vielleicht wäre es eine gute Idee, eine oder zwei Test-Sessions am Donnerstag vor dem ersten Rennen abzuhalten. Es sieht auch danach aus, als hätten wir in diesem Jahr weniger Zeit zum Testen, weil wir die verbliebenen Testfahrten wohl streichen müssen, aber ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden werden, damit alles funktioniert.»

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