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Stefan Bradl: «Ich will persönlich nicht jammern»

Von Günther Wiesinger
Sachsenring-GP 2019: Stefan Bradl als Lorenzo-Ersatzmann im Fight gegen Oliveira

Sachsenring-GP 2019: Stefan Bradl als Lorenzo-Ersatzmann im Fight gegen Oliveira

Stefan Bradl hat Verständnis für die strikten Maßnahmen der Behörden. «Aber ich hoffe, wir haben das Schlimmste hinter uns.»

Der deutsche Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl ist seit seinem Auftritt in der ersten Februar-Woche beim Shakedown-Test in Sepang zur Untätigkeit verdammt, zumindest was das Fahren mit der Honda RC213V betrifft. Denn der nächste Test vom 18. bis 20. März auf dem Ángel Nieto-Circuit in Jerez/Andalusien fiel der Coronakrise zum Opfer. Die Strecke wurde am 13. März gesperrt. Wie und wann das HRC-Testprogramm weitergehen wird, steht vorläufig nicht fest. Wegen der Reiseverbote kann Bradl momentan auch nicht nach Japan fliegen. HRC hat drei Teststrecken ausgewählt: Jerez, Misano und Motegi. Nur dort dürfte der 30-jährige Bayer vor dem Grand Prix-Termin testen.

Der siebenfache GP-Sieger, der in der MotoGP-WM bereits 50 Top-Ten-Plätze erreicht hat, hätte in diesem Jahr zwei oder drei Wildcard-Einsätze absolviert, dazu stand er als Ersatzfahrer für die Teams von Repsol-Honda und LCR-Honda bereit, auch die Teilnahme am Suzuka Eight Hour Race (Platz 3 im Jahr 2019) war geplant. Und dazu sollte Stefan bei zehn bis elf von 20 Grand Prix als Servus-TV-Experte auftreten.

Durch die GP-Absagen sind bei Stefan Bradl wie bei vielen anderen Sportlern und Ein-Personen-Unternehmen die Einnahmen weggebrochen.

«Die Grand Prix wurden der Reihe nach in der zweite Saisonhälfte verschoben. Jetzt hoffen bei Honda und bei ServusTV alle, dass die Lockerungen auch für den Motorsport bald einmal bestätigt werden und man die Grand Prix Schlag auf Schlag nachholen kann», sagt Bradl. «Aber da ist viel Optimismus im Spiel. Ich halte mich brav an die Maßnahmen der deutschen Regierung und hoffe, dass wir irgendwann langsam aber sicher zu einem normalen Leben zurückkehren können. Ich will momentan nicht über meine persönliche Situation jammern, denn wenn ich mich in der Öffentlichkeit umschaue, sehe ich viele Beispiele von Menschen, die wirklich stark betroffen sind. Deshalb habe ich keinen Grund zu jammern.»

Stefan Bradl verschaffte sich bei den Nachrichtensendungen von ZDF und ARD täglich viele Informationen. Trotzdem tappt er genauso im Dunkeln wie alle andern, wenn er einschätzen soll, wann ein Re-Start der Saison machbar sein wird. «Das Wichtigste ist, dass wir irgendwann garantieren können, dass von den GP-Teams keine Gefahr ausgeht, was die Covid-19-Verbreitung betrifft. Wenn wir mit dem HRC-Team zu einem Test gehen sollten, dann sind wir nicht so viele Leute. Das wäre überschaubar. Und man müsste jedes Teammitglied testen lassen, damit man sich untereinander nicht ansteckt. Bisher haben mich zwar meistens bis zu ca. 15 Techniker zu den Tests begleitet, diese Anzahl könnte man auch reduzieren, vielleicht auf die Hälfte. Sieben oder acht Personen inklusive Fahrer wird man brauchen. Aber die nächste Frage ist dann: Wenn der Fahrer stürzt, oder sonst etwas passiert, existieren dann genug Kapazitäten im Krankenhaus? Ich verstehe, wenn die Gesundheitsbehörden jetzt in der Krise sagen, sie wollen das Spitalsystem nicht durch irgendwelche Unfälle von Motorradrennfahrern überlasten. Das leuchtet ein.»

«Deshalb müssen wir auf die Abflachung der Kurve in möglichst vielen Ländern warten. Wir können erst wieder an GP-Events denken, wenn es genügend freie Spitalsbetten in den Gegenden rund um die Rennstrecken gibt. Besonders in Italien und Spanien muss man sich daran halten. Ich versteh' die Maßnahmen der Regierungen gut. Natürlich tun sich die Politiker schwer, gewisse Maßnahmen zu treffen, weil sie auf viel Widerspruch der Wirtschaft treffen. Der wirtschaftliche Schaden auf der Welt wird immens sein. Und kein Mensch auf der Welt will entscheiden, wer noch ein Beatmungsgerät bekommt und wer nicht, weil er ein gewisses Alter erreicht hat. Deshalb musste die Wirtschaft aufs Wesentlichste runtergefahren werden. Es steht ja nicht nur der Motorsport still. Die Fußball-EM wurde abgesagt, die Bundesliga, die Olympischen Spiele… Wir wissen jetzt nicht, ob wir im September wieder reisen dürfen und ob dann die GP-Saison losgehen kann. Je früher umso besser, das ist klar. Aber vorher muss die Pandemie eingedämmt werden und das Gesundheitswesen überall beherrschbar sein.»

«Ich verstehe die drakonischen Beschlüsse der Regierungen genauso wie den Lockdown-Frust vieler Menschen, denen die Decke daheim auf den Kopf fällt», sagt Stefan Bradl. «Je früher wir wieder auf die Rennstrecke raus dürfen, desto besser. Ich vermisse die ganze Szene stark. Aber wir dürfen die Gesundheit der vielen Menschen nicht aufs Spiel setzen. Wir müssen abwarten. Die Situation hat sich in den letzten Wochen fast täglich geändert. Ich hoffe, dass wir das Schlimmste überstanden haben und keine zweite Infektionswelle auf uns zukommt. Jetzt müssen wir auf die neuesten Exit-Strategien warten. Gleichzeitig verstehe ich, dass wir nicht von heute auf morgen zur Normalität zurückkehren können. Das geht nur langsam.»

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