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Yamaha: «Acht bis zehn Grand Prix wären akzeptabel»

Von Günther Wiesinger
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Wenn die Dorna ihren Plan umsetzen kann, wird am 19. Juli in Jerez erstmals in diesem Jahr um MotoGP-Punkte gefightet. «Wir werden jeder vernünftigen Lösung zustimmen», sagt Yamaha-Rennchef Lin Jarvis.

Die Gemütslage der Teambesitzer und Teammanager im Motorrad-GP-Sport glich in den letzten Wochen seit Mitte März einen Berg- und Talfahrt. Sie schwankte zwischen zu Tode betrübt und Zweckoptimismus, der in Europa ein geografisches Gefälle von Norden nach Süden offenbarte. Die Zuversicht des finnischen Red Bull-KTM-Teamchefs Aki Ajo, dessen Land vom Virus nur mäßig betroffen ist, war immer ausgeprägter als jene seiner italienischen Kollegen, weil dort bis zu 1000 Menschen am Tag starben.

Zu Beginn der Pandemie wurde vereinzelt noch auf einen GP-Neustart in Jerez am 3. Mai gehofft, als die Übersee-Events in Doha (für MotoGP), Buri Ram, Texas und Termas de Río Hondo verschoben oder abgesagt wurden. Mit der verstärkten Ausbreitung der Covid-19-Seuche auch in Spanien, Frankreich, Großbritannien und USA machte sich zeitweise Verzweiflung breit. Die Pläne für die Rückkehr an die Rennstrecke wurden mitunter auf August, September und Oktober verschoben, wegen der Reiseverwarnungen, der Probleme des Flugverkehrs, der Grenzschließungen, der Ausgangssperren und der Ratlosigkeit über die Fallzahlen in den am stärksten betroffenen Ländern.

Selbst über das Worst-Case-Szenario mit null MotoGP-Rennen im Jahr 2020 wurde diskutiert.

Doch dann preschte die Formel 1 mit Rückkehrplänen am 5. und 12. Juli in Spielberg vor. Zu diesem Zeitpunkt lagen auch im Dorna-Krisenstab bereits Konzepte für Geisterrennen mit maximal 1000 oder 1100 Personen im Fahrerlager auf dem Tisch, die Dorna wollte 10.000 Virus-Testkits kaufen und alle potenziellen Fahrerlager-Besucher konstant testen.

Inzwischen hat SPEEDWEEK.com durch aufwändige Recherchen mit Streckenbetreibern, Teamchefs und Funktionären herausgefunden, dass der Re-Start für 19. Juli in Jerez vorgesehen ist, dann sollen Brünn (9. August) und Spielberg (16. August) folgen.
Bei den 42 GP-Teams macht sich Erleichterung breit.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing mit den MotoGP-Piloten Rossi und Viñales, rechnete vor acht Tagen noch mit einem Saisonstart im September oder Oktober. «Ich dachte, selbst September könnte schwierig werden.»

Vor zwei Wochen schien es noch schwer vorstellbar, dass man im Juli in Spanien wieder Motorsport-Events durchführen und für September an einen Event in Misano denken könnte.
Aber inzwischen meldet Italien seit Tagen weniger als 2000 Neuinfizierte. Am Höhepunkt der Seuche am 21. März waren es 6555 am Tag. Jetzt gibt es eine Exit-Strategie mit Lockerungen; ab 1. Juni sollen die Italiener sogar wieder Strandurlaub machen können.

Lin Jarvis konnte sich vor zehn Tagen sogar noch vorstellen, dass die MotoGP-WM 2020 womöglich mit einem «shoot out» innerhalb von zehn Tagen durch drei Rennen am selben Schauplatz entschieden werden müsste.

Aber der Yamaha-MotoGP-Stratege betonte immer: «Zehn Rennen würden unter diesen ungewöhnlichen Umständen genügen, um würdige Weltmeister zu küren. Wenn es nicht anders geht, könnte man die Anzahl auch auf acht Events reduzieren. Das wäre akzeptabel.»

Zur Erinnerung: 1980 fanden nur acht Grand Prix statt, alle in Europa. 1979 wurde zumindest noch in Venezuela ein Übersee-GP ausgetragen.

«Wir wollen auf jeden Fall alle bald auf die Rennstrecke zurückkehren», fasst Lin Jarvis zusammen. «Wenn manche Länder ihre Maßnahmen nicht rechtzeitig lockern, werden wir auf manchen Strecken zweimal hintereinander fahren. Wir werden uns jeder vernünftigen Lösung beugen, das sind wir nicht nur unserem Sport schuldig, sondern auch den TV-Stationen, dem ganzen GP-Geschäft, den Fans, den Werken, den Sponsoren und allen anderen Beteiligten.»

Die Dorna will in Europa zehn Rennen durchführen und in den nächsten Wochen abklären, ob Übersee-Rennen zumindest in Ländern wie Thailand und Malaysia in Frage kommen, aber nur mit Zuschauern, damit die Veranstalter auch die vereinbarten Austragungsgebühren an die Dorna entrichten können. Sonst sind die teuren Übersee-Trips mit 450 Tonnen Fracht und mehr als 1000 Personen nicht finanzierbar.

Aber niemand weiß, ob nicht im Herbst eine zweite Infektionswelle kommt, ob dann der Flugverkehr wieder hochgefahren wird – und ob der GP-Tross unbehelligt in die Heimat zurückkehren könnte.

Momentan gehen die Teams davon aus, dass für die Europa-Rennen das Auto das bevorzugte Fortbewegungsmittel sein wird.

Denn niemand kann bisher abschätzen, welche Fluglinien und Airports im Juli, August, September oder Oktober wieder ihren Betrieb aufgenommen haben.

«Momentan haben wir auf viele Fragen noch keine Antworten», grübelt Lin Jarvis. «Das macht diese Krise so problematisch. Wir sind von den nationalen Situationen in sehr vielen unterschiedlichen Ländern abhängig. Wir haben Teammitglieder, die sich jetzt in Australien, Neuseeland, Frankreich, Spanien, Italien, Irland, in den Niederlanden oder in Belgien aufhalten. Wir wissen nicht, wann wir diese Mitarbeiter wieder nach Europa bringen können. Sogar Japan hat den Notstand ausgerufen. Wann wird dieser aufgehoben? Niemand weiß es. Normal sind die Japaner sehr vorsichtig. Deshalb kann es dauern, bis sie wieder reisen und dann in ihre Heimat zurückkehren können. Unsere japanischen Ingenieure würden sich für die ersten Rennen im Sommer sechs bis acht Wochen in Europa aufhalten. Ob sie dann zurückfliegen können, lässt sich vorläufig nicht sagen.»

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