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MotoGP: Machen in der Krise alle Werke weiter?

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales auf der Werks-Yamaha 2020 beim Katar-Test

Maverick Viñales auf der Werks-Yamaha 2020 beim Katar-Test

Alle Motorradhersteller müssen mit Absatzeinbußen rechnen. Aber Yamaha-Rennchef Lin Jarvis ist überzeugt: «Ich hoffe, wenn wir vernünftig sind und die Kosten senken, werden alle Werke weitermachen.»

Nach der Motorrad-GP-Saison 1976 haben sich alle vier japanischen Werke schlagartig aus der Weltmeisterschaft zurückgezogen, weil der Weltverband FIM in der Klasse 50 ccm nur noch maximal einen Zylindern erlaubt hat und in den Klassen 125 und 250 ccm maximal zwei, in den Klassen 350 und 500 ccm ccm maximal vier. Dazu wurde eine Maximalanzahl von sechs Gängen festgeschrieben. Suzuki hatte bei der 125er bis zu 14 Gänge gebaut und eine 50er mit drei Zylindern konstruiert. Honda baute eine Fünfzylinder-125er und eine 250er-Sechszylinder-Maschine!

Auch nach der Wirtschaftskrise 2008 gab es Rückzüge von japanischen Werken. Zuerst verabschiedete sich Kawasaki aus der MotoGP-WM, dann Suzuki, zumindest für drei Jahre.

Deshalb stellt sich die Frage, ob die wirtschaftliche Rezession, die unweigerlich auf die Coronakrise folgen wird, auch auf die Engagements der Werke im Motorsport Auswirkungen haben wird. Immerhin verschlingen die großen MotoGP-Werksteams 30, 40 oder 50 Millionen Euro pro Saison. Die Sponsoren decken meist nur ein Drittel der Kosten ab.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, sieht vorläufig keine Anzeichen für einen Rückzug der japanischen Werke.

«Jede wirtschaftliche Rezession, in diesem Fall kann es sogar global zu einer deutlichen Abschwächung der Wirtschaftskraft kommen, führt zu einer besorgniserregenden Situation im Motorsport», weiß Jarvis. «Man kann schwer abschätzen, welche Entscheidungen die Firmen unter solchen Umständen treffen. Yamaha gehört zu den ganz großen Playern in der Motorrad-Industrie. Unsere Werke und Fabriken sind über die ganze Welt verteilt. Wir haben zwischen 65.000 und 70.000 Beschäftigte. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht auch in große Schwierigkeiten geraten könnten, das gilt auch für Werke wie Aprilia, KTM oder Ducati. Was mich etwas optimistisch stimmt: Wir haben bei Yamaha ein festes Bekenntnis. Unser Top-Management glaubt an die Devise: ‘Das Business geht weiter, das Leben geht weiter.‘ Und MotoGP ist ein sehr wichtiger Bestandteil für die Company, für die Marke, für die Promotion der Marke und die Belebung des Markts. Der Rennsport passt sehr gut zu unserer Firmenphilosophie. Ich habe in dieser Krise in unserem Konzern noch keine Anzeichen von Unentschlossenheit gesehen, die unser MotoGP-Engagement in Frage stellen würden. Dazu haben wir mit Maverick und Fabio zwei MotoGP-Fahrer für 2021 und 2022 unter Vertrag. Und wenn ich kurz zurückblicke, sehe ich: Honda hat Marc Márquez einen neuen Vier-Jahres-Vertrag bis Ende 2024 gegeben. Das ist ein ziemlich solides Commitment von ihrer Seite aus. Suzuki hat den Vertrag mit Alex Rins gerade um zwei Jahre für 2021 und 2022 verlängert. Ich sehe also Zeichen, dass nicht nur Yamaha mit dem Rennsport weitermacht.»

«Ich hoffe, dass auch alle anderen Hersteller weitermachen. Wir haben in den letzten zwei Wochen in der Hersteller-Vereinigung MSMA viele Diskussionen geführt. Das war sehr hilfreich. Wir haben also in der Krise wieder zueinander gefunden, nachdem wir uns beim Katar-GP 2019 durch den Zwist um den Hinterradspoiler von Ducati, den ich ‚Aero Gate‘ nenne, vorübergehend entzweit haben. 2019 haben dann in der MSMA nicht viele Gespräche stattgefunden. Jetzt treffen wir uns regelmäßig bei Telefonkonferenzen und führen eine Menge von Diskussionen, was ich für ein positives Signal halte. Alle Beteiligten planen für die Zukunft. Der Schlüssel für die Zukunft ist die Nachhaltigkeit. Wir müssen vernünftig sein, wir müssen anständig sein und die Kosten im Auge behalten. Denn wir verstehen, dass alle unsere Firmen Absatzeinbußen hinnehmen müssen. Wenn wir vernünftige Lösungen finden, können wir in der MotoGP-WM alle weitermachen.»

Bei den Gesprächen unter den Herstellern wurde bereits vereinbart, dass die für 2020 homologierten Bikes auch 2021 eingesetzt und verleast werden. Die Entwicklung ist eingefroren, auch bei Aprilia und KTM, den beiden «concession teams». Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna wollte in der MotoGP künftig sogar auf die Ersatzmaschinen verzichten. Beim Personal werden vorläufig zumindest für den Rest der Saison 2020 Abstriche gemacht: Die privaten MotoGP-Teams dürfen in diesem Jahr im Falle eines Re-Starts 25 Personen ins Fahrerlager mitbringen, die Werksteams 40.  

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