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Jerez-GP: Können Teams & Fahrer im Juli anreisen?

Von Günther Wiesinger
Jerez: Am 19. Juli soll hier ohne Zuschauer um Punkte gekämpft werden

Jerez: Am 19. Juli soll hier ohne Zuschauer um Punkte gekämpft werden

Rund zweieinhalb Monate vor dem MotoGP-Saisonstart am 19. Juli in Jerez müssen die Teams klären, ob alle Fahrer und Crew-Mitglieder aus Übersee rechtzeitig anreisen können.

Da der Covid-19-Seuche Ende März noch bis zu 919 Menschen pro Tag zum Opfer fielen und nicht weniger als 24 GP-Fahrer und 16 der 42 GP-Teams in Italien stationiert sind und all diese Teammitglieder vom 16. März bis zum heutigen 4. Mai unter Hausarrest standen, war die Gemütslage der Teambesitzer und Teammanager im Motorrad-GP-Sport in den letzten Wochen oft niedergeschlagen. Kein Wunder: Wer in Spanien (14 GP-Teams), Frankreich (4 GP-Teams) oder Italien unter Hausarrest stand, konnte nur verwundert in manche andere europäische Staaten wie Deutschland, Schweiz, Österreich, Tschechien oder die Slowakei und Kroatien blicken, wo der SARS-CoV-2-Virus verhältnismäßig wenig Schaden angerichtet hat.

Aber seit SPEEDWEEK.com am Samstag exklusiv verraten hat, wie die Pläne von WM-Promoter Dorna aussehen, können die Teambesitzer und Teammanager wieder konkrete Pläne schmieden.

Der Rennbetrieb steht zwar noch bis 19. Juli (Jerez) still, dann soll die WM in Brünn (9. August) und Spielberg (16. August) weitergehen, eventuell werden dort auch zwei Grand Prix ausgetragen, ehe der GP-Tross im September zu Schauplätzen wie Misano und Aragón weiterziehen soll. Aber Dorna-CEO muss noch die Entwicklungen der Pandemie abwarten und auf die Lockerungsmaßnahmen in den europäischen Ländern, ehe der neue Kalender offiziell präsentiert werden kann. Außerdem müssen die Verträge mit den Veranstaltern alle neu verhandelt werden, weil niemand ca. 4 und mehr Millionen bezahlen will, wenn kleine Zuschauertickets verkauft werden können.

Mit den Veranstaltern auf dem Sachsenring, in Assen und auf dem KymiRing wurden die Verträge für 2020 mit Hilfe der «Force Majeur»-Klausel bereits einvernehmlich aufgelöst. Eine ähnliche Vorgehensweise muss für Silverstone und Le Mans erwartet werden, weil dort die GP-Events ebenfalls nicht aus den Töpfen der öffentlichen Hand subventioniert werden.

Übrigens: Die Dorna rechnet in diesem Jahr noch mit zehn Grand Prix, das wären immerhin zwei mehr als in der Saison 1980, als zwischen 11. Mai und 24. August nur nur acht WM-Events ausgetragen wurden – auch damals alle in Europa.

Engländer Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, machte sich vor der Saison wegen der die Wintertest-Bestzeiten von Viñales berechtige Hoffnungen auf den Titelgewinn, zumal Marc Márquez wegen seiner Schulterverletzung angeschlagen war und außerdem die neuen Werks-Honda RC213V in Katar keinen starken Eindruck hinterließ.

Aber jetzt muss zuerst einmal abgeklärt werden, welche Teammitglieder und Fahrer angesichts der Reiseverbote und Reisebeschränkungen im Flugverkehr bis Juli aus Übersee nach Europa kommen können. Selbst das private LCR-Team beschäftuigt Mitarbeiter aus 15 Nationen, dasselbe gilt für Red Bull KTM, auch Lin Jarvis fallen sofort Teammitglieder aus mehr als zehn Nationen inklusive Australien und Neuseeland ein.

Manche Teamchefs sind der Ansicht, man müsse in Krisenzeiten Kompromisse eingehen und nicht nur auf die Zuschauer und Teamgäste und Medien verzichten, sondern notfalls auch auf einzelne Teammitglieder oder Fahrer aus Übersee.

Cal Crutchlow hält sich bisher in Kalifornien auf, aber auch Joe Roberts, der WM-Vierte aus der Moto2, und dessen Riding Coach John Hopkins stecken in den USA fest. Aber Amerika erlaubt Flüge nach Europa, zum Beispiel von Atlanta, Miami und Los Angeles. Die japanischen Fahrer wie Toba, Sasaki, Nakagami, Nagashima, sowie Chantra, Pawi und Syahrin sollten bis Juli ebenfalls wieder an ihre Arbeitsstelle reisen können. Im schlimmsten Fall müssten Privat- oder Charterflüge organisiert werden. Auch Brad und Darryn Binder sollten rechtzeitig von Südafrika nach Europa kommen, wenn auch womöglich auf verschlungenen Wegen.

«Momentan lässt sich nicht abschätzen, ob beim Re-Start alle Teams komplett antreten können», sagt Lin Jarvis. «Wenn nicht alle Teams oder Fahrer mitfahren können, könnten wir die Rennserie in diesem Jahr vielleicht nicht als Weltmeisterschaft bezeichnen. Wenn nicht jeder Teilnehmer mitfahren kann, müsste man eventuell von einer ‚World Series‘ sprechen. Aber wenn zum Beispiel ein, zwei oder drei Fahrer nicht antreten können, sollte man die restliche Mehrheit nicht vom Rennfahren abhalten, das wäre falsch. Auch wenn man dann vielleicht keine WM-Klassifikation mehr erstellen könnte.»

Als die italienischen MotoGP-Fahrer von Rossi bis Dovizioso und die Mitglieder der sechs in Italien und San Marino stationierten MotoGP-Teams am 1. März plötzlich nicht mehr zum MotoGP-Auftakt vom 8. März nach Doha fliegen konnten, weil man sie dort gleich 14 Tage in Quarantäne gesteckt hätte, kam ein Grand Prix mit einer verringerten Anzahl von Teams und Fahrern nicht in Betracht. «Entweder fahren alle oder keiner», erklärte damals IRTA-Präsident Hervé Poncharal.

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