MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Lin Jarvis: «Quartararo kann mit Druck gut umgehen»

Von Günther Wiesinger
Fabio Quartararo: 50 von 50 möglichen Punkten ergattert

Fabio Quartararo: 50 von 50 möglichen Punkten ergattert

Die Performance von Fabio Quartararro erstaunt Freund und Feind. Yamaha-Rennchef Lin Jarvis beschreibt die überragenden Qualitäten des Supertalents.

Vor dem GP von Tschechien führt erstmals in der Geschichte ein Fahrer aus einen Yamaha-Kundenteam die MotoGP-WM an. Doch als Petronas-Yamaha den 19-jährigen Franzosen Fabio Quartararo vor zwei Jahren engagierte, hagelte es Kritik in manchen Medien. Und selbst Teammanager Wilco Zeelenberg bereitete den Rookie darauf vor, sich 2019 zumindest im Frühjahr mit Plätzen in der letzten Startreihe abzufinden.

Doch bereits beim vierten MotoGP-Einsatz stand der Zauberlehrling auf der Pole-Position.

Heute weiß man: Quartararo hat sich in seiner ganzen MotoGP-Karriere noch keinen groben Fehler geleistet.

«Fabio erbringt momentan außergewöhnliche Leistungen», freut sich Lin Jarvis. «Möge diese Erfolgssträhne möglichst lange anhalten…»

Yamaha hat in den letzten 40 Jahren schon viele aufstrebende Stars erlebt, man denke nur an den Venezolaner Johnny Cecotto und «King Kenny» Roberts. Lin Jarvis erinnert sich auch an Jorge Lorenzo, der bei seinen ersten drei MotoGP-Rennen 2008 gleich dreimal auf der Pole-Position stand.

Bei Fabio Quartararo fällt auf, dass er sich nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt. Er nahm auch ohne großes Jammern in Kauf, dass er beim Spanien-GP im FP1 in den ersten 20 Minuten zur Strafe nicht rausfahren durfte, weil er in der Corona-Pause in Le Castellet mit einem zu stark frisierten R1-Superbike trainiert hatte.

Zudem trumpft «El Diablo» immer wieder mit einer schnellen Runde auf, wenn so eine «hot lap» abgerufen werden muss. Die beiden Jerez-Siege dokumentieren außerdem, dass er beim Rennspeed die erforderlichen Fortschritte erzielt hat.

«Er scheint sich von Duck nicht beeinträchtigen zu lassen», schilderte Lin Jarvis mit sichtlicher Bewunderung. «Das ist eine ziemlich bemerkenswerte Charakteristik. Dass Fabio die ersten zwei Rennen in diesem Jahr gewonnen hat, ist sehr, sehr eindrucksvoll. Ich kann ihn mit niemandem aus der frühen Vergangenheit vergleichen, weil ich damals nicht dabei war. Aber ich Jorge war 2008 ebenfalls sehr eindrucksvoll, als er in die MotoGP-Klasse eingestiegen ist. Maverick hat sich als Rookie auch sehr schnell zurecht gefunden, er hat auch bei seiner Ankunft im Yamaha-Team sofort ausgezeichnete Leistungen erbracht.»

«Fabio wirkt sehr talentiert und fühlt sich sehr komfortabel in seiner jetzigen Umgebung», ist Jarvis überzeugt.

Bei Yamaha will noch niemand voreilige Schlüsse ziehen und den 21-jährigen Quartararo nicht voreilig zum WM-Favoriten stempeln.

Denn mit Brünn und Spielberg kommen jetzt zwei Strecken mit drei Rennen, die eher die kraftvollen Bikes von Ducati und Honda favorisieren. Doch Dovi kam zuletzt in Jerez nur auf Platz 6 ins Ziel und Márquez ist verletzt.

«Ich denke, KTM wird in Spielberg eindrucksvoll abschneiden, Ducati ebenfalls. Honda ist natürlich durch die Fahrerprobleme geschwächt. Marc Márquez wird in Brünn fehlen, Cal Crutchlow leidet an den Nachwirkungen seines Kahnbeinbruchs. Deshalb traue ich uns zu, dass wir um Podestplätze kämpfen werden. Aber es wird für Yamaha nicht einfach, diese Rennen zu gewinnen, besonders in Spielberg. In Brünn könnte es eher klappen. Dort haben wir vielleicht eine etwas größere Chance.»

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