Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Misano-GP: Nur isolierte Besenkammer für Reporter

Von Günther Wiesinger
Die Dorna wollte bis zu 20 schreibende Journalisten in Misano zulassen. Es meldete sich nur eine Handvoll Freiwillige. Und einer reiste vor dem Rennen enttäuscht wieder heim.

Wegen der Covid-19-Seuche bekommen in diesem Jahr nur 1400 Personen Zugang zum Fahrerlager. Sie müssen sich jeweils am Montag vor dem Event einem PCR-Test unterziehen, bei einem negativen Ergebnis wird die Medical App der Dorna auf Grün geschaltet und der Fahrerlager-Zutritt ermöglicht.

In dieser «bubble» (Blase) ist kein Platz für Teamgäste und Journalisten, auch die Teams mussten personelle Einschränkungen hinnehmen. Die MotoGP Factory-Teams dürfen 40 Personen anmelden, die Privatteams 25, in den Klassen Moto3 und Moto2 sind pro Zwei-Fahrer-Team zwölf Personen (inklusive Fahrer) erlaubt.

Im Red Bull Rookies Cup und in der MotoE herrschen ähnlich strenge Maßnahmen. Auch die Hospitality-Burgen mussten daheim bleiben. Statt dessen gibt es bescheidene Catering-Services, ähnlich wie sonst bei den Übersee-Rennen.

Bei diesem strengen Gesundheitskonzept war auch kein Platz für schreibende Journalisten, die sich ja üblicherweise frei im Paddock bewegen und täglich unzählige oder zumindest Dutzende Sozialkontakte haben. Nur zehn Fotografen wurden zugelassen und eine geringe Anzahl von TV-On-Air-Berichterstattern, die Mehrheit muss daheim aus dem Studio kommentieren. Die in der «bubble» zugelassenen Medienschaffenden dürfen im üblichen Media Centre im ersten Stock über den Boxen Platz nehmen.

Da in Misano 10.000 Zuschauer pro Tag erlaubt wurden, lud die Dorna erstmals beim San-Marino-GP auch 20 Journalisten zum Event ein. Ihnen wurde aber nur ein «isolated room» im 2. Stock angeboten, also ein isoliertes Zimmer ohne Zugang zum Fahrerlager, so wird es auch in der Formel-1-WM gehandhabt.

Es meldeten sich aber nur fünf Freiwillige, denn unter diesem Umständen war an eigene Recherchen vor Ort nicht zu denken, und über ZOOM, MS Teams, WhatsApp, Facetime, Skype oder Mobiltelefon kann man auch von daheim aus dem Home Office tadellos kommunizieren.

Es ist nicht verwunderlich, wenn sich unter den GP-Berichterstattern also nur eine Handvoll Freiwillige meldeten. Selbst nach einem flehentlichen Aufruf des Communications Departements der Dorna (hohe Kosten für den ‚isolated room', aber kein Nachfrage), blieb der Ansturm aus. Nur neun Schreiberlinge ließen sich blicken, darunter zwei Franzosen, die noch nie jemand gesehen hatte.

Die Reporter mussten vorher einen PCR-Test über sich ergehen lassen und wurden dann auf verschlungenen Wegen zum isolierten Zimmer geschleust, denn sie durften mit keinem der 1400 Personen im Paddock in Kontakt kommen.

Kollege Paolo Scalera von gpone.com zählte zu den wenigen Aufrechten, die sich den Misano-GP letzte Woche in der isolierten Gefängniszelle antaten. «In vier Tagen bekamen wir einmal Besuch, und zwar von Davide Brivio. Aber was er erzählte, war offenbar nicht für die Wiedergabe bestimmt», schilderte Scalera. «Die Situation in dieser Kammer war schrecklich. Ich bin Sonntagfrüh wieder heimgefahren! Der Raum war klein, es war kein Media Centre, es gab zwei Tische und zwei TV-Bildschirme. Die Hälfte der Tische wurde also von den TV-Screens beschlagnahmt. Und der Lärm war schrecklich.»

Die Bewegungsfreifreit für die schreibenden Berichterstatter ist also stark eingeschränkt. «Es ist langweilig hier», meldete ein Betroffener.

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