Stefan Bradl nach P8: «Am Anfang nicht mutig genug»
Im Getümmel: Aleix Espargaró vor Stefan Bradl und Viñales
Stefan Bradl spürte schon beim Catalunya-GP technische Fortschritte an der Werks-Honda RC213V, denn beim Dienstag-Test in Misano nach dem San-Marino-GP waren einige Verbesserungen erzielt worden. In Le Mans hielt sich der Bayer dann im Qualifying 1 teilweise an siebter Position, das hätte Startplatz 17 ergeben. Am Ende ging der Repsol-Honda-Werkspilot jedoch vom 21. Platz in die 26-Runden-Jagd auf nasser Fahrbahn – und kassierte am Ende acht kostbare WM-Punkte, nur einen weniger als der WM-Fünfte Takaaki Nakagami.
Es war der insgesamt 51. Top-Ten-Platz für Stefan Bradl in der MotoGP-Klasse, der erste seit Rang 10 in Jerez (Wildcard) und auf dem Sachsenring (Ersatz für Lorenzo) in der Saison 2019. Der Moto2-Weltmeister von 2011 hat jetzt von 2012 bis 2016 und von 2018 bis 2020 acht Jahre lang in der «premier class» immer gepunktet.
Bradl fuhr gestern nach dem Grand Prix mit dem TGV noch nach Paris und bestieg am Flughafen Charles De Gaulle um 20.10 Uhr ein Flugzeug Richtung München – nach eineinhalb Testtagen in Portimão und zweieinhalb GP-Tagen auf dem Circuit Bugatti.
Stefan, du hast am Freitag auf das nasse FP1 verzichtet, weil du erst um 1.30 Uhr in der Früh ins Hotel in Le Mans gekommen bist. Hast du deshalb vor dem Start ein mulmiges Gefühl gehabt?
Wir hatten zwar vor dem Start eine Besichtigungsrunde und eine Warm-up-Lap, aber da fährst du natürlich nicht mit Rennspeed, also hat mir das nicht geholfen. Da habe ich null gelernt.
Ich habe mir nachher im TGV die genauen Rundenzeiten noch einmal angeschaut. Mei, wenn ich am Anfang ein bisschen mutiger gewesen wäre, hätte ich vielleicht mit Nakagami oder vielleicht sogar noch weiter vorne mitfahren können. Aber mein letztes Regenrennen war 2018 in Valencia. Da bin ich Neunter geworden. Seither habe ich wenig Regentrainings gehabt.
Deshalb habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich ein Gefühl für die nasse Fahrbahn aufbauen habe können. Aber es ist mir dann gut gelungen. Ich habe nachher eine gute Pace gehabt. Ich bin sehr, sehr happy mit dem gestrigen Tag.
Du hast eine starke erste Runde hingelegt – von Platz 21 gleich auf Platz 13 in wenigen Kurven.
Ja, mein Start war super. Wirklich sehr gut. Ich habe dann in der ersten Schikane auch die richtige Linie gehabt, weil ich innen geblieben bin, als Rossi gestürzt ist. Danach habe ich mich gut zurechtgefunden und meinen Rhythmus aufbauen können.
Du bist dann geduldig geblieben, während etliche Gegner durch Stürze ausgeschieden oder zurückgefallen sind. Auch Überholmanöver waren zu sehen. Und am Schluss hast du Quartararo, Viñales, Mir und Binder hinter dir gelassen. Das sind drei Saisonsieger und mit Joan Mir der aktuelle WM-Zweite!
Ja, ich konnte auch überholen. Ich habe zum Beispiel am Anfang Zarco direkt vor mir gehabt. Er ist beim Überholen ein bisschen konsequenter gewesen.
Im Nachhinein denke ich, das hätte ich vielleicht aggressiver machen sollen oder mutiger. Aber da hat mir das Vertrauen gefehlt. Es fährt natürlich auch ein bisschen der Respekt mit. Deshalb habe ich zu lange gebraucht, bis ich an Aleix Espargaró und an Bagnaia vorbei gekommen bin. Quartararo hätte ich mir vielleicht auch schon eine Runde früher schnappen können.
Aber ich bin mit Platz 8 rundum happy. Das war jetzt mal ein wichtiges Ergebnis für das Team, für mich und für den Kopf, weil es bisher noch nicht wirklich so gut gelaufen ist.
Du hast schon in Catalunya festgestellt, dass die Honda nach dem Misano-Dienstag-Test schlagkräftiger geworden ist. Oder ist euch gestern in erster Linie der Regen entgegen gekommen?
Im Trockenen hätten wir so ein Resultat nicht einfahren können. Ich denke, selbst der Alex nicht. Aber die Tendenz war allgemein ein bisschen besser, auch in den trockenen Trainings. Meine Pace im Trockenen war nicht schlecht. Ich weiß nicht, ob Punkte möglich gewesen wären. Aber ich wäre nicht hinterher gefahren. Ja, es ist eine kleine Steigerung zu sehen.
Wir haben auch bei der Elektronik beim Portimão-Test wieder eine Kleinigkeit gefunden, die uns vielleicht helfen kann.
Jetzt gilt es, es in Aragón auch im Trockenen besser zu machen. Aber im Trockenen ist die Honda nicht so auf dem Level, wie es in Le Mans im Nassen der Fall war.
Rennergebnis MotoGP Le Mans/F:
1. Danilo Petrucci, Ducati, 26 Runden in 45:54,736 min
2. Alex Márquez, Honda, +1,273 sec
3. Pol Espargaró, KTM, +1,711
4. Andrea Dovizioso, Ducati, +3,911
5. Johann Zarco, Ducati, +4,310
6. Miguel Oliveira, KTM, +4,466
7. Takaaki Nakagami, Honda, +5,921
8. Stefan Bradl, Honda, +15,597
9. Fabio Quartararo, Yamaha, +16,687
10. Maverick Viñales, Yamaha, +16,895
11. Joan Mir, Suzuki, +16,980
12. Brad Binder, KTM, +27,321
13. Pecco Bagnaia, Ducati, +33,351
14. Aleix Espargaró, Aprilia, +39,176
15. Iker Lecuona, KTM, +51,087
WM-Stand nach 9 von 14 Rennen:
1. Quartararo, 115 Punkte. 2. Mir 105. 3. Dovizioso 97. 4. Viñales 96. 5. Nakagami 81. 6. Morbidelli 77. 7. Miller 75. 8. Pol Espargaró 73. 9. Oliveira 69. 10. Petrucci 64. 11. Binder 62. 12. Rins 60. 13. Rossi 58. 14. Alex Márquez 47. 15. Zarco 47. 16. Bagnaia 42. 17. Aleix Espargaró 24. 18. Lecuona 18. 19. Crutchlow 13. 20. Smith 11. 21. Bradl 8. 22. Rabat 8. 23. Pirro 4.
Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 170 Punkte. 2. Ducati 151. 3. KTM 125. 4. Suzuki 118. 5. Honda 92. 6. Aprilia 32.