Takahiro Sumi: «Vier Yamaha sind bereit zu siegen»
Franco Morbidelli bescherte Yamaha in Aragón zwar den sechsten Saisonsieg im elften MotoGP-Rennen (3x Quartararo, 2x Morbidelli und 1x Viñales), der 25-jährige Rossi-Schützling steuert im Petronas Yamaha Team aber im Gegensatz zu seinen Markenkollegen nur eine «A-spec» M1, die auf dem 2019er-Bike basiert.
Darauf angesprochen gab Werksfahrer Maverick Viñales nach seinem siebten Platz im Teruel-GP zu Protokoll: «Das diesjährige Bike ist etwas schwieriger zu fahren, das trifft nicht nur auf mich zu, auch die anderen Fahrer haben alle Mühe damit.»
Wie zufrieden ist Yamahas MotoGP-Projektleiter Takahiro Sumi mit der M1 des Jahrgangs 2020? «Um ehrlich zu sein sind wir nicht super zufrieden, aber mit unserer Perfomance insgesamt bin ich doch glücklich», lautete seine zurückhaltende Antwort. «Im Vorjahr waren wir im freien Training und im Qualifying schnell, aber nicht so stark im Rennen. Das war der Aspekt, den wir für diese Saison verbessern wollten. Der Top-Speed bleibt eines der Hauptthemen, wir haben im Vergleich zum Vorjahr etwas dazugewonnen, aber leider hat sich die Konkurrenz auch gut entwickelt. Die Situation hat sich also nicht so sehr verändert, wie wir es erwartet hätten.»
Sumi betonte aber auch: «Wir haben drei Rennsieger bei Yamaha und Valentino hat auch sein Gefühl und seinen Speed wiedergefunden. Alle vier Yamaha sind nun bereit zu siegen. Mit dem gesamten Paket sind wir also zuversichtlich, in die richtige Richtung zu gehen, aber es gibt noch viel zu tun, um unser Ziel zu erreichen.»
Fakt ist: Yamaha führt die Konstrukteurs-WM aktuell vor Ducati und Suzuki an. In der Fahrerwertung liegt Viñales mit einem Rückstand von 19 Punkten auf Rang 3 – gefolgt von Morbidelli, der 25 Zähler zurückliegt.
Das altbekannte Manko der M1 ist der mangelnde Top-Speed. Wie sehr trifft es Yamaha, dass die Motorenentwicklung Corona-bedingt eingefroren wurde? «Wir müssen uns noch mehr entwickeln, um unserer Stärken zu verbessern. Leider sind der Kurvenspeed und das Handling nicht nur eine Stärke von Yamaha. Uns ist bewusst, dass sich die Konkurrenz in diesem Bereich stark verbessert hat – vor allem Suzuki. Wir müssen also mehr tun als zuvor», schickte Sumi voraus. «Wir geben auch nicht auf, wenn es darum geht, den Top-Speed für nächstes Jahr zu verbessern, selbst wenn die Motorenentwicklung eingefroren ist. Aber der Motor ist eines der Elemente. Wir können einen anderen Weg finden, um uns für nächstes Jahr zu verbessern. Wir müssen uns sowohl um unsere Stärken als auch um unsere Schwächen kümmern», bekräftigte er.
Mit Sorgenfalten betrachtet werden 2020 im Yamaha-Lager aber nicht nur die Top-Speed-Werte, vor allem zu Beginn der verkürzten Saison gab es auch Motorschäden zu beklagen, die auf schadhafte Ventile zurückgeführt wurden. Die Folge: Lange vor den anderen Herstellern hatten die Yamaha-Piloten keinen frischen Motor mehr in der Reserve. Gibt es im Hinblick auf drei noch geplante Grand Prix Bedenken, dass die Fahrer mit den erlaubten fünf Triebwerken nicht durchkommen?
Der Yamaha-Projektleiter ließ sich bei diesem Thema nichts entlocken. Seine kurze Antwort: «Die Strategie im Bezug auf den Motorenbetrieb ist natürlich höchst vertraulich. Ich kann jetzt leider nichts dazu sagen.»
Eine Erklärung zum kaum beschäftigen Testfahrer Jorge Lorenzo gab Sumi aber ab: «Ursprünglich haben wir für diese Saison versucht, mehr Testmöglichkeiten in Europa zu schaffen. Das ist unser Plan, aber die aktuelle Situation ermöglicht es uns leider nicht, weil freies Reisen zum Beispiel nicht möglich ist. Das haben wir so natürlich überhaupt nicht erwartet. Wir verlieren so den Benefit, Jorge hatte nur eine Möglichkeit nach dem Sepang-Test im Februar. Das ist jammerschade, aber wir versuchen für die kommende Saison einen Weg zu finden, um auf den Rennstrecken in Europa zu testen. Wir gehen auch für nächstes Jahr in diese Richtung weiter. Wir überlegen jetzt, wie wir die Teamstruktur zusammenstellen.»
Und während sich der Abgang von Lorenzo abzeichnet, ist mit Andrea Dovizioso der Vizeweltmeister der vergangenen drei Jahre noch auf dem Markt.
Ergebnisse MotoGP Teruel-GP:
1. Franco Morbidelli, Yamaha, 23 Runden in 41:47,652 min
2. Alex Rins, Suzuki, +2,205 sec
3. Joan Mir, Suzuki, +5,376
4. Pol Espargaró, KTM, +10,299
5. Johann Zarco, Ducati, +12,915
6. Miguel Oliveira, KTM, +12,953
7. Maverick Viñales, Yamaha, +14,262
8. Fabio Quartararo, Yamaha, +14,720
9. Iker Lecuona, KTM, +17,177
10. Danilo Petrucci, Ducati, +19,519
11. Cal Crutchlow, Honda, +19,708
12. Stefan Bradl, Honda, +20,591
13. Andrea Dovizioso, Ducati, +22,222
14. Tito Rabat, Ducati, +26,496
15. Bradley Smith, Aprilia, +31,816
– Aleix Espargaró, Aprilia
– Alex Márquez, Honda
– Pecco Bagnaia, Ducati
– Takaaki Nakagami, Honda
– Brad Binder, KTM
– Jack Miller, Ducati
Stand Fahrer-WM nach 11 von 14 Rennen
1. Mir, 137 Punkte. 2. Quartararo 123. 3. Viñales 118. 4. Morbidelli 112. 5. Dovizioso 109. 6. Rins 105. 7. Nakagami 92. 8. Pol Espargaró 90. 9. Miller 82. 10. Oliveira 79. 11. Petrucci 71. 12. Binder 67. 13. Alex Márquez 67. 14. Zarco 64. 15. Rossi 58. 16. Bagnaia 42. 17. Lecuona 27. 18. Aleix Espargaró 27. 19. Crutchlow 26. 20. Bradl 12. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.
Konstrukteurs-WM
1. Yamaha, 208 Punkte. 2. Ducati 171. 3. Suzuki 163. 4. KTM 143. 5. Honda 117. 6. Aprilia 36.
Team-WM
1. Team Suzuki Ecstar, 242 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 235. 3. Ducati Team 180. 4. Monster Energy Yamaha MotoGP 176. 5. Red Bull KTM Factory Racing 157. 6. Pramac Racing 128. 7. LCR Honda 118. 8. Red Bull KTM Tech3, 106. 9. Repsol Honda Team 79. 10. Esponsorama Racing 74. 11. Aprilia Racing Team Gresini 39.