Jorge Lorenzo steht vor Vertrag mit Aprilia Racing
Sah beim Portimão-Test gut ernährt aus: Jorge Lorenzo
Die Verpflichtung von Jorge Lorenzo nur wenige Wochen nach seinem weinerlichen Rücktritt aus dem MotoGP-Geschäft beim Valencia-GP-Finale 2019 wurde im Januar als gelungener Coup gefeiert. Doch Lorenzo wurde an den sechs Testtagen im Februar in Sepang/Malaysia nur für zwei Tage auf die Werks-Yamaha gesetzt, weil er sichtlich die Winterpause zu stark genossen hatte, konditionell nicht auf der Höhe war und sich deshalb nur mit einer 2019-Yamaha warmfahren sollte.
Nachher wurde Lorenzo aber weder für den Katar-Test (22. bis 24. Februar) noch für den privaten MotoGP-Test der anderen Werke im März in Jerez (mit HRC, KTM und Aprilia) aufgeboten, wobei dieser Test am Ende ohnedies der Coronakrise und der Streckensperre zum Opfer fiel.
Aber Yamaha testete auch im Mai, Juni, Juli oder August nie mit Lorenzo. Bei Gesprächen mit dem Teammanagement (Lin Jarvis und Massimo Meregalli) trat regelmäßig leise Kritik am Spanier zu Tage. Offenbar hatte Yamaha wegen der Covid-19-Seuche, der nicht erlaubten Wildcard-Einsätze (geplant war Catalunya und eventuell Misano) und der vielen abgesagten Testfahrten eine Gagenreduktion vorgeschlagen, die bei Lorenzo und dessen Manager Albert Valera auf Widerstand stieß.
Vermutlich war den Yamaha-Verantwortlichen früh klar, dass der inzwischen rundgesichtige Lorenzo für 2021 abwandern würde. Deshalb wollte ihm Yamaha keine technischen Geheimnisse mehr auf die Nase binden und ihn von den neuen technischen Errungenschaften fernhalten. Es wurden auch keine Vertragsverhandlungen mehr geführt.
Wochenlang hielt sich im Frühjahr bei Yamaha sogar die Vermutung, der 33-jährige Jorge Lorenzo würde bei Ducati den Platz von Andrea Dovizioso übernehmen, obwohl der Mallorquiner und 68-fache GP-Sieger seit bald zwei Jahren kein Top-Ten-Ergebnis vorzuweisen hat und in den sozialen Medien 2020 in erster Linie mit Aufenthalten in Luxus-Ressorts und Schnappschüssen in seinem Lamborghini glänzte.
Jorge durfte dann am 7./8. Oktober zwar in Portimão testen, weil dort keine Stammfahrer mit den MotoGP-Bikes zugelassen waren, aber auch dort wurde nur eine 2019-Yamaha in die Box gestellt, ohne «holeshot device» und ohne 2020-Motor zum Beispiel. Lorenzo knurrte.
Yamaha dachte auch nicht ernsthaft daran, den positiv getesteten Valentino Rossi bei den beiden Aragón-Events durch Lorenzo zu ersetzen. Das Porzellan zwischen Lorenzo und dem japanischen Werk, für das er 2010, 2012 und 2015 die MotoGP-WM gewann, war gründlich zerschlagen.
Beim Teruel-GP brachte SPEEDWEEK.com in Erfahrung, warum Testfahrer Lorenzo bei Yamaha seit Monaten nicht mehr im Vordergrund steht.
Sein Manager Albert Valera, der neben Aprilia-Werksfahrer Aleix Espargaró auch Fahrer wie Jorge Martin (2021 bei Pramac-Ducati) und Talente Pedro Acosta managt, steht in sehr aussichtsreichen Verhandlungen mit Aprilia Racing. Lorenzo soll dort statt Bradley Smith und Lorenzo Savadori die Testfahrer-Rolle übernehmen. Der fünffache Weltmeister könnte beim italienischen «concession team» 2021 auch bis zu fünf Wildcard-Einsätze übernehmen, falls diese wieder erlaubt werden. 2020 sind sie aus Kostengründen verboten, außerdem soll die «MotoGP bubble» nicht zusätzlich belastet werden.
Aus Spanien ist zu hören, die Verhandlungen mit Aprilia seien weit fortgeschritten, der Deal könnte aber (wie bei Dovizioso) noch am Geld scheitern.
Übrigens: Aprilia gehört zur Piaggio Group, und Lorenzo hat mit 15 Jahren in Jerez sein WM-Debüt auf der Werks-Derbi 125 gegeben, auch diese Marke gehört zum Konzern von Roberto Colaninno. Danach gewann Lorenzo 2006 und 2007 die 250er-WM auf Aprilia, ehe er zu Yamaha in die MotoGP-Klasse wechselte.
In der Vergangenheit hatte sich Aprilia mit langsamen Testfahrern wie Mike di Meglio, Matteo Baiocco und Lorenzo Savadori lächerlich gemacht und einige Eigentore geschossen. Auch Smith hat seine besten Jahre offenbar hinter sich.
Durch die mutmaßliche Rückkehr von Lorenzo zu Aprilia würde sich also ein Kreis schließen.
Dieser bisher geheim gehaltene Plan von Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola erklärt auch, warum Bradley Smith schon beim ersten Aragón-GP am 18. Oktober wusste, dass er bei Aprilia nach zwei Jahren arbeitslos wird – und daraus kein Geheimnis machte.
Ergebnisse MotoGP Teruel-GP, 25.10.
1. Franco Morbidelli, Yamaha, 23 Runden in 41:47,652 min
2. Alex Rins, Suzuki, +2,205 sec
3. Joan Mir, Suzuki, +5,376
4. Pol Espargaró, KTM, +10,299
5. Johann Zarco, Ducati, +12,915
6. Miguel Oliveira, KTM, +12,953
7. Maverick Viñales, Yamaha, +14,262
8. Fabio Quartararo, Yamaha, +14,720
9. Iker Lecuona, KTM, +17,177
10. Danilo Petrucci, Ducati, +19,519
11. Cal Crutchlow, Honda, +19,708
12. Stefan Bradl, Honda, +20,591
13. Andrea Dovizioso, Ducati, +22,222
14. Tito Rabat, Ducati, +26,496
15. Bradley Smith, Aprilia, +31,816
– Aleix Espargaró, Aprilia
– Alex Márquez, Honda
– Pecco Bagnaia, Ducati
– Takaaki Nakagami, Honda
– Brad Binder, KTM
– Jack Miller, Ducati
Stand Fahrer-WM nach 11 von 14 Rennen:
1. Mir, 137 Punkte. 2. Quartararo 123. 3. Viñales 118. 4. Morbidelli 112. 5. Dovizioso 109. 6. Rins 105. 7. Nakagami 92. 8. Pol Espargaró 90. 9. Miller 82. 10. Oliveira 79. 11. Petrucci 71. 12. Binder 67. 13. Alex Márquez 67. 14. Zarco 64. 15. Rossi 58. 16. Bagnaia 42. 17. Lecuona 27. 18. Aleix Espargaró 27. 19. Crutchlow 26. 20. Bradl 12. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.
Konstrukteurs-WM:
1. Yamaha, 208 Punkte. 2. Ducati 171. 3. Suzuki 163. 4. KTM 143. 5. Honda 117. 6. Aprilia 36.
Team-WM:
1. Team Suzuki Ecstar, 242 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 235. 3. Ducati Team 180. 4. Monster Energy Yamaha MotoGP 176. 5. Red Bull KTM Factory Racing 157. 6. Pramac Racing 128. 7. LCR Honda 118. 8. Red Bull KTM Tech3, 106. 9. Repsol Honda Team 79. 10. Esponsorama Racing 74. 11. Aprilia Racing Team Gresini 39.