Lucio Cecchinello: Die Samurai-Mentalität der Japaner
Lucio Cecchinello (51)
Als Rennfahrer fuhr Lucio Cecchinello im eigenen LCR-Team von 1998 bis 2000 an der Seite von Noboru «Nobby» Ueda, 13-facher GP-Sieger und Vizeweltmeister der Klasse 125 ccm in den Jahren 1994 und 1997.
«Er war ein fantastischer Teamkollege und ein großartiger Fahrer», erinnert sich der 51-jährige Italiener. «Nobby war – aus meiner Sicht – wie die anderen japanischen Honda-Fahrer der 1990er- oder frühen 2000er-Jahre ein sehr aggressiver Fahrer. Sie alle waren sehr stark. Sie hatten nie Angst. Sie hatten eine starke Samurai- oder Kamikaze-Mentalität.»
Das waren auch die Glanzzeiten der Japaner in der Motorrad-WM, in der Achtelliterklasse war 1998 ihr erfolgreichstes Jahr: Cecchinello landete damals als WM-Fünfter hinter drei Japanern – Kazuto Sakata, Tomomi Manako und Masao Azuma. Nur Marco Melandri sprengte das Paket an der Spitze als Dritter.
«Ich glaube, die größte Stärke der asiatischen Fahrer und vor allem der Japaner ist im Vergleich zu den westlichen Fahrern, dass sie, wenn sie ein Ziel haben, sich dem voll verschreiben. Sie gehen dieses Ziel mit einer sehr starken Mentalität an. Sie waren fast schon bereit ihr Leben zu riskieren, um dieses Ziel zu erreichen. Das war eine gute Lektion für mich», erzählte Cecchinello, der seine aktive Laufbahn am Ende der Saison 2003 beendete und sich seither ganz auf seinen Rennstall konzentriert.
Mit Takaaki Nakagami hat er seit 2018 wieder einen Japaner in seinem LCR Honda Team. 2020 zeigte der 28-Jährige mit einer Pole-Position seine bisher beste MotoGP-Saison. «Taka ist im Vergleich zu den japanischen Fahrern der 90er ein bisschen ruhiger, er ist pragmatischer, aber definitiv voll engagiert, sehr fokussiert und entschlossen. Seine Entschlossenheit ist der Schlüssel», verglich Cecchinello.