Kevin Schwantz: «Die Nummer 1 war ziemlich schwer»
Kevin Schwantz 1994 in Japan
Joan Mir kürte sich in seiner erst zweiten MotoGP-Saison zum Weltmeister und bescherte Suzuki damit den ersten Titel seit Kenny Roberts Jr. im Jahr 2000. Zuvor war es 1993 Kevin Schwantz gelungen, für den Hersteller aus Hamamatsu zu triumphieren.
Für den inzwischen 56-jährige Texaner ist Mir der verdiente Weltmeister einer abwechslungsreichen Saison 2020: «Joan hat einen großartigen Job gemacht. Und ich glaube, die Reife, die er die ganze Saison über gezeigt hat, hat ihm den Titel eingebracht. Viele andere Jungs hätten ihm den streitig machen können – aber sie haben es nicht. Yamaha hatte einige Motorprobleme, sonst hätten Viñales und Fabio ein bisschen mehr mitgemischt. Márquez, wenn er sich nicht verletzt hätte, und selbst Joans Teamkollege Rins – wenn der sich beim ersten Grand Prix nicht verletzt hätte, hätte auch er noch viel mehr im Titelkampf mitgemischt», zählte Schwantz auf.
«Aber so ist das Rennfahren: Du musst an jedem Wochenende der Cleverste sein und so viele Punkte wie möglich holen. Wenn du am Ende der Saison mehr Punkte als alle anderen hast, dann bedeutet das, dass du gewinnst», hielt der 25-fache GP-Sieger im Interview mit «motogp.com» fest. «Es gibt nichts, dass diesen WM-Titel schmälern könnte. Ja, es war ein merkwürdiges Jahr: Mit der Covid-19-Pandemie, ohne Fans, es ging spät los, es gab Doppel-Events auf ein und derselben Strecke… Aber er hatte genauso viele Grand Prix wie alle anderen und er hat mehr Punkte gesammelt – also ist er der Sieger. Ich glaube, Joan hat es definitiv verdient.»
Suzuki-Teammanager Davide Brivio liebäugelte nach dem Titelgewinn seines Fahrers mit der Startnummer 1, genannt ist Joan Mir in der vorläufigen Teilnehmerliste für die Saison 2021 aber weiterhin mit seiner Glücksnummer 36. «Ich weiß nicht, sie haben die Nummer 1 auf mein Bike geklebt und die war ziemlich schwer. Das Motorrad landete viel öfter auf dem Boden, als es hätte sollen», erinnerte sich der 500er-Weltmeister von 1993 an eine sturzreiche Saison 1994. Rückblickend kann er darüber Schmunzeln.
Trotzdem: «Der Druck, der mit der Nummer 1 kommt... Es ist viel schwieriger: Jetzt bist du der Kerl, den jeder besiegen will. Ich habe auch mit Wayne [Rainey] darüber gesprochen. Wayne sagt, das Schwierigste ist zu gewinnen. Aber noch schwieriger – sogar drei bis vier Mal schwieriger – ist es, zu versuchen sich dort zu halten.»
Vor dem Auftakt in die verkürzte Saison 2020 hatte noch kaum jemand Mir auf dem Zettel. «Das hat sich komplett verändert», betonte Schwantz. «Jetzt ist Joan Mir Weltmeister. ‚Ich will die Nummer 1, er ist der, der im Vorjahr gewonnen hat, also muss ich ihn schlagen.‘ So sehen das alle. Stell dich drauf ein Kumpel, der Druck wird kommen», warnte er den MotoGP-Weltmeister schmunzelnd vor.
Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:
1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.
Endstand Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.
Endstand Team-WM:
1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.