Danilo Petrucci: Ist die KTM besser als die Ducati?
Danilo Petrucci hat sich Mitte Juni mit KTM auf einen Ein-Jahres-Vertrag geeinigt. Er hat also nach sechs Ducati-Jahren (vier bei Pramac, zwei im Werksteam) den Hersteller gewechselt und wird 2021 bei Tech3-KTM neben Iker Lecuona eine KTM RC16 steuern.
Wegen der verlängerten Saison fanden 2020 keine November-MotoGP-Tests in Valencia und Jerez statt. «Petrux» muss sich deshalb bis 19. Februar gedulden, bis er erstmals mit einer MotoGP-KTM auf eine Rennstrecke testen kann. Und Danilo Petrucci wird schon im ersten Saisondrittel unter Beobachtung stehen und ordentliche Ergebnisse vorlegen müssen, um sich für einen neuen Vertrag für 2022 zu empfehlen.
Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, traut dem populären Italiener einiges zu. «Es gibt nicht viele Fahrer, die zwei MotoGP-Rennen gewonnen haben. Da gehört schon viel Können dazu», meint der 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister von 1999. «Wir sind froh, so einen erfahrenen Piloten in unserem Aufgebot zu haben.»
Petrucci hat die WM in den letzten zwei Jahren als Sechster und Zwölfter beendet, dank seiner Beständigkeit und seines Speeds könnte er ein wertvolle Bestandteil des KTM-Projekts werden.
Dem 30-jährigen Römer stehen vor dem Saisonstart am 28. März in Katar nur sechs Testtage mit der KTM zur Verfügung. «Aber ich betrachte diese Situation von der positiven Seite», stellte Petrucci im Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich muss mein Potenzial gleich zu Beginn der Saison unter Beweis stellen. Ich muss zeigen, wie schnell ich mich an die KTM gewöhnen kann. Aber ich denke, sechs Testtage sollten ausreichen. Wenn ich mir die MotoGP-Rookies aus der jüngsten Vergangenheit anschaue, waren sie oft gleich beim ersten Grand Prix ziemlich schnell. Ich kenne die Reifen. Ich kann mich also darauf konzentrieren, das Bike, meinen neuen Chefmechaniker Sergio Verbena und das Team kennenzulernen. Ich bin wirklich sehr neu neugierig, eine neue Arbeitsweise kennenzulernen. Nach den vielen Jahren bei Ducati kannte ich bereits alle beteiligten Personen. Jetzt ändert sich alles. Ich werde automatisch einen neuen Zugang haben, ich werde deutlich aufmerksamer sein.»
Petrucci hat im Laufe der Saison 2020 gegen alle vier KTM-MotoGP-Piloten gekämpft. Er konnte also die Desmosedici tadellos mit der KTM vergleichen.
«Aber Vergleiche sind immer schwierig», hält Danilo fest. «Von außen ist immer schwer zu verstehen, ob das eine oder andere Motorrad besser ist. Sicher, ich bin oft hinter einer KTM gefahren. Ich wollte sehen, wo sie schneller sind. Und ich erinnere mich, dass der Kurvenspeed der KTM-Fahrer oft sehr hoch war. Sie konnten in den Kurven sehr eng an den Bordsteinen bleiben, was mit der Ducati nicht möglich war. Die KTM-Piloten haben schon Ende 2019 ihr verbessertes Potenzial offenbart. Pol war schon damals sehr schnell. 2020 waren sie vom ersten Grand Prix an immer vorne dabei. Ich erinnere mich sehr gut, wie schnell Rookie Brad Binder gleich bei seinen ersten Rennen in Jerez war. Das dritte Rennen hat er gleich gewonnen. Pol war das ganze Jahr über sehr konstant. Miguel hat sogar zwei Rennen gewonnen. Ich habe schon 2019 geahnt, dass er mir bald stark zu schaffen machen wird. Er versteht seinen Job, er ist er ein ausgezeichneter Rennfahrer und sehr fokussiert. Auch mein neuer Tech3-Teamkollege Iker Lecuona hat im Vorjahr als Rookie einige Male starke Leistungen präsentiert.»
Die MotoGP-Karriere von Danilo Petrucci
2012. WM-19. auf Ioda-Aprilia und Suter-BMW, 27 Punkte
2013: WM-17. auf Suter-BMW, 26 Punkte
2014. WM-20. auf ART-Aprilia, 17 Punkte
2015: WM-10. auf Ducati, 113 Punkte
2016: WM-14. auf Ducati, 75 Punkte
2017: WM-8. auf Ducati, 112 Punkte
2018. WM-8. auf Ducati, 124 Punkte
2019: WM-6. auf Ducati, 176 Punkte
2020: WM-12. auf Ducati, 78 Punkte
MotoGP-Podestplätze (total 10)
2015: Platz 2 in Silverstone
2017: Platz 3 in Mugello, Platz 2 in Assen, Platz 2 in Misano, Platz 3 in Motegi
2018: Platz 2 in Le Mans
2019: Platz 3 in Le Mans, Sieg in Mugello, Platz 3 in Catalunya
2020: Sieg in Le Mans