Stefan Bradl: Wann rechnet er mit Márquez-Comeback?
In knapp zwei Monaten beginnt auf dem Losail Circuit in Doha/Katar die MotoGP-Weltmeisterschaft. Repsol-Honda macht bisher keine Angaben hinsichtlich eines Comeback-Termins von Marc Márquez. Der Spanier, der von 2013 bis 2019 sechs von sieben WM-Titeln in der «premier class» gewonnen hat, hat zwar nach drei Oberarm-Operationen, zwei Knochentransplantationen und einer Infektion das Training am Indoor-Bike wieder aufgenommen. Er trägt rechts noch eine Carbon-Orthese zum Schutz des rechten Oberarms und macht das Gewichttraining bisher nur mit der linken Arm.
Niemand im GP-Sport rechnet damit, dass der Honda-Superstar an den Preseason-Tests in Losail (6./7. und 10. bis 12. März) teilnimmt. Auch die ersten drei Grand Prix in Katar und Portugal dürften für den Respol-Honda-Werksfahrer flachfallen. Fahrer-Manager Carlo Pernat rechnet sogar erst mit einer Rückkehr des entthronten Weltmeisters und 2020 punktelosen Champions im Sommer.
Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl hat im Dezember drei Tage in Jerez getestet, jetzt im Januar vier Tage (davon zwei im Regen). Er bereitet sich gewissenhaft darauf vor, bei Repsol wieder als Ersatzfahrer einzuspringen, erstmals als Teamkollege von Neuzugang Pol Espargaró. Stefan hat bei den letzten sechs Rennen 2020 einen neunten, einen zwölften und einen siebten Platz (in Portugal) erobert und will an dieses Level im Frühjahr 2021 nahtlos anknüpfen.
«HRC hat mir bisher keine Neuigkeiten zum Gesundheitszustand von Marc mitgeteilt», stellte Stefan Bradl um Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die ersten offiziellen Doha-Tests und so weiter fahren werde.»
Was versteht der Bayer unter «und so weiter»?
«Das wird der Zeitpunkt sein, an dem Marc zurückkommt», entgegnet der Moto2-Weltmeister von 2011.
Stefan Bradl hat den Leidensweg von Marc Márquez miterlebt. Er war selbst schon oft genug verletzt und kann sich deshalb gut in die Lage des 27-jährigen Spaniers versetzen, der seit mehr als sechs Monaten auf keiner Rennmaschine und keinem Motorrad mehr gesessen ist und gleichzeitig betont, er werde erst zurückkehren, wenn er so fahren kann, wie es die Gegner und Fans von ihm gewohnt sind.
«Marc hat kommuniziert, dass er bei seinem Comeback bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit sein will», ruft Bradl in Erinnerung. «Deshalb habe ich die Vermutung, er wird mehr Zeit brauchen als die zwei Monate bis zum Katar-GP. Aus diesem Grund bereite ich mich körperlich so vor, als würde es bei HRC für so weitergehen wie es letztes Jahr aufgehört hat. Ich habe ja seit dem Saisonfinale am 22. November kaum eine Pause gehabt. Das hat meiner körperlichen Verfassung gut getan. Auch die vier Testtage in Jerez von dieser und vergangener Woche waren hilfreich. Im Februar sind auch wieder genug Testtage auf dem Plan. Ich hoffe, dass wir Glück mit dem Wetter haben und sie auch nutzen können.»
Die Konkurrenz beobachtet aufmerksam und mit Argwohn, dass Stefan Bradl einen gewissen Wettbewerbsvorteil hat. Denn als Testfahrer gilt für ihn das Testverbot im Dezember und Januar nicht, gleichzeitig ist er eine Art Stammfahrer, denn er war 2020 bei zwölf der 14 Grand Prix dabei, öfter als Rossi…
Bradl wird also beim IRTA-Test in Katar im März auf Stammfahrer treffen, die seit dreieinhalb Monaten nicht mehr auf der MotoGP-Maschinen gesessen sind, während er in dieser Zeitspanne mehr als zehn Testtage abgespult haben wird.
«Bei den Tests gibt’s ja nichts zu gewinnen», seufzte er. «Klar, es wäre nett, in Doha von Anfang an gut mithalten zu können. Aber das ist sekundär. Die Kollegen müssen sich dort an den ersten zwei, drei Testtagen zuerst mal den Winterrost abfahren. Dann müssen die neuen Entwicklungsteile aussortiert und alle Einstellungen probiert werden. Diese ersten Testtage werden sich nicht ausschlaggebend dafür sein, wer WM-Favorit sein wird. Es sind so viele Fahrer und Werke auf einem ähnlich hohen Niveau. Ich gehe davon aus, dass es bei den Kräfteverhältnissen so weitergeht, wie wir es im Herbst beim Saisonfinish erlebt haben.»
Bradl weiß, dass Andrea Dovizioso auf einen Anruf von HRC wartet und gerne an seiner Stelle für Marc Márquez einspringen möchte. Das ist ein weiterer Grund für seine gewissenhafte Saisonvorbereitung.
«Es ist natürlich mein Anspruch, auf einem ähnlichen Niveau weiterzumachen, wie wir in Portugal aufgehört haben», hält der siebenfache GP-Sieger fest. «Aber damit beschäftige ich mich jetzt nicht vorrangig. Jetzt geht es zuerst einmal darum, das Motorradl für die neue Saison so hinzubringen, wie wir uns das vorstellen. Alles andere wird sich zeigen. In Katar wird sich herausstellen, wie stark wir aus eigener Kraft sind und wie stark wir uns in Doha schlagen. In der Vergangenheit war Ducati in Katar immer sehr stark. Anderseits sind wir dort seit zwei Jahren kein Rennen mehr gefahren. Seither haben sich die Kräfteverhältnisse enorm verändert. Beim Losail-Test im Februar 2020 hat Honda gestrauchelt. Aber unser Motorrad ist seither sicher schlagkräftiger geworden.»
Der aktualisierte MotoGP-Kalender 2021 (Stand 22.01.)
28. März: Doha/Q*
04. April: Doha/Q*
18. April: Portimão/P
02. Mai: Jerez/E
16. Mai. Le Mans/F
30. Mai: Mugello/I
06. Juni: Barcelona/E
20. Juni: Sachsenring/D
27. Juni Assen/NL
11. Juli: KymiRing/FIN**
15. August: Red Bull Ring/A
29. August: Silverstone/GB
12. September: Aragón/E
19. September: Misano/I
03. Oktober: Motegi/J
10. Oktober: Buriram/TH
24. Oktober: Phillip Island/AUS
31. Oktober: Sepang/MAL
14. November: Valencia/E
Ohne Datum:
Termas de Río Hondo/AR
Circuit of the Americas/USA
Reservestrecke:
Mandalika International Street Circuit/IDN**
* Nachtrennen
** Homologation der Strecke steht noch aus
Die geplanten Wintertests für die MotoGP (Stand 14.01.)
Shakedown-Test in Katar: 5. März (nur für Testfahrer und Rookies)
Offizieller Test in Katar: 6. und 7. März
Offizieller Test in Katar: 10. bis 12. März
Wintertests der Moto2- und Moto3-Klasse
Jerez-Test: 16. bis 18. März
Private Tests Moto2
Jerez: 24./25. Februar
Portimão: 2./3. März