Marc Márquez (28): Kein Wunder, nicht übermenschlich
«Ich bin nicht überschwänglich optimistisch», meint Marc Márquez bezüglich seines unklaren Comeback-Fahrplans. Bei den Testfahrten im März in Katar wird der Spanier sicher nicht dabei sein. Je nach Regeneration seines Oberarmknochens und seiner physischen Fitness hat er das erste Rennen im Emirat Ende März ins Auge gefasst. Oder das zweite eine Woche später. Oder das dritte Mitte April in Portimao.
«Die Ärzte werden entscheiden», hielt Márquez anlässlich der Präsentation des Repsol-Honda-Teams am Montagmittag fest. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister will erst zurückkehren, wenn seine Knochenverletzung ausgeheilt und seine körperliche Fitness so gut ist, dass er konkurrenzfähig sein kann.
«Wir gehen ein hohes Risiko ein und versuchen nach einer Verletzung so schnell wie möglich zurückzukommen. Das ist letztlich aber nicht das Wichtigste», räumte Márquez ein. «Das habe ich 2020 gelernt. Es war ein Fehler, dass ich bereits für Jerez zurückkehrte, das muss ich akzeptieren. Das war meine Entscheidung, ich hatte das Gefühl, dass es geht. Letztlich habe ich daraus etwas für die Zukunft gelernt.»
Marc sprach offen über seine Gefühle und Ängste, die ihn während des schwierigen Jahres 2020 begleiteten. «Es war mental und körperlich hart», gab der 28-Jährige aus Lleida zu. «Am schlimmsten war es im September und Oktober, über Wochen und Monate fühlte sich mein Arm gleich an, es gab keine Fortschritte. Es wurde nicht schlimmer, aber auch nicht besser. Es fühlte sich so an, als würde sich etwas in meinem Arm bewegen. Ich war bei jeder Menge Untersuchungen, bis wir die Infektion gefunden hatten. Während der Analysen bekamen wir viele negative Testergebnisse, aber etwas stimmte nicht. Gleichzeitig sagten mir die Ärzte, dass ich Geduld haben müsste. Also wartete ich und tat, was sie mir sagten. Das Gefühl blieb aber trotzdem das gleiche. Nach der dritten Operation war ich zehn Tage im Krankenhaus, das war ebenfalls hart. Seither verbesserte sich meine Lage Schritt für Schritt und ich versuche optimistisch zu bleiben. Ich habe nie daran gedacht, dass ich nie wieder Rennen fahren kann. Ich fragte mich immer, wann ich das nächste Rennen oder den nächsten Test haben werde.»
Márquez sagt, dass sich das Malheur in seiner ganzen Tragweite nicht ihm selbst, dem Team oder den Ärzten zuschreiben lässt. «Das waren gemeinsame Entscheidungen», unterstrich das Honda-Aushängeschild, das beinahe die gesamte Saison 2020 verpasste. «Wir sprechen immer alle miteinander – wenn wir einen Titel gewinnen, oder wenn wir einen Fehler gemacht haben. Natürlich, ich habe das letzte Wort. Als ich und Honda und das Team von den Ärzten ermunternde Meldungen bekamen, haben wir es versucht. Rennfahrer sind so. Wenn du ihnen sagst, dass sie es versuchen können, dann tun sie es auch. Ich hatte das Gefühl, dass es geht – mein Körper sah das aber anders. Wir sind schon in der Vergangenheit mit anderen Verletzungen große Risiken eingegangen. Wenn es aufgeht, reden die Leute von einem Wunder oder Übermenschlichem. Jetzt musste ich eine andere Erfahrung machen, die mir zukünftig helfen wird. Ich werde aber auch in Zukunft Risiken eingehen. Wäre ich nicht in Jerez gefahren, dann eben in Brünn. Der Fehler wäre der gleiche gewesen, weil der Knochen innerhalb der zwei Wochen nicht geheilt wäre. Wer hat den Fehler gemacht? Alle zusammen.»