MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Nach Pandemie: 50 Prozent weniger Paddock-Zutritte

Von Günther Wiesinger
In der Zeit vor Covid-19 bekamen oft bis zu 4000 Personen Zutritt zum GP-Fahrerlager. In der «MotoGP bubble» waren es 2020 nur 1300, künftig sollen es maximal 2000 sein.

Vor dem Neustart der MotoGP-Saison 2022 wurden wegen der Corona-Pandamie die Zugangsbeschränkungen für das Fahrerlager extrem verschärft. Es wurde eine 1300 Personen umfassende «Dorna MotoGP bubble» gebildet mit obligatorischen PCR-Tests, die Teamgäste wurden ferngehalten, auch die Anzahl der Fotografen, Journalisten und TV-Crews wurde personell geschrumpft.

Sogar die GP-Teams mussten sich stark einschränken. Als die MotoGP-Saison 2020 im Juli in Jerez losging, durften die MotoGP Factory Teams maximal 45 Personen ins Fahrerlager mitnehmen, dabei waren die Catering- und Hospitality-Mitarbeiter bereits eingeschlossen. Die sechs MotoGP-Kundenteams mussten sich sogar auf je 25 Personen beschränken.

Für die Saison 2021 wurden gewisse Lockerungen erlaubt, da alle Bubble-Mitglieder bereits im Saisonstart in Doha in Katar von den Behörden zweimal geimpft wurden. Die MotoGP-Werksteams durften danach zumindest in Europa wieder 55 Personen in den Paddock mitnehmen.

In den Klassen Moto3 und Moto2 waren 2020 am Beginn der Pandemie je zwölf Teammitglieder erlaubt – inklusive der Fahrer. 2021 wurden die Vorschriften und die Personenzahl pro Team etwas gelockert.

So durften im Vorjahr in den zwei kleinen Klassen drei Personen extra ins Fahrerlager – also total 15 bei den Zwei-Fahrer-Teams.

«Die zusätzlichen Plätze galten für das Personal oder einen wichtigen Partner», erläuterte Intact-Teamchef Jürgen Lingg.

Das weitgehend menschenleere Fahrerlager erinnerte stark an die Zustände in der Formel 1, wo die Zugangsbeschränkungen schon vor der Covid-19-Pandemie rigoros waren.

Aber die Teams und auch die Funktionäre der Dorna und der Teamvereinigung IRTA haben inzwischen Gefallen am entvölkerten Fahrerlager gefunden. Denn man konnte sich flott und ungehindert fortbewegen, außerdem musste nicht überall auf Hab und Gut aufgepasst werden, denn als 2019 bei manchen Grand Prix wie in Italien und Spanien noch bis zu 4000 Menschen ins Fahrerlager Zutritt bekamen, kamen auch viele Souvenirjäger in die Nähe der Boxen. Es wurde so manches gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war – Helme, Lederkombis, Mountainbikes, Verkleidungen, Reifen, Ersatzteile und so weiter.

Deshalb wird jetzt die Anzahl der Gästekarten pro Team wesentlich stärker eingeschränkt. Es wird also die Ausgabe jener One-Event-Fahrerlager-Ausweise reduziert, die die Industrie-Firmen (Suspension, Bekleidung, Reifen usw.) sowie die GP-Rennställe an ihre Sponsoren, Gönner oder an Familienmitglieder der Mitarbeiter verteilen.

Denn es wurde mit diesen Paddock-Tickets genug Schindluder getrieben; sie wurden teilweise gefälscht oder von den armen Teams zur Budgetaufbesserung sogar illegal verkauft.

Bisher wurde noch nicht genau festgelegt, wie die Paddock-Ticket-Vergabe nach der Pandemie gelöst wird. Vorläufig wurde die Anzahl der personalisierten Ausweise (mit Passfoto) pro Team erhöht, was aber nicht überall auf Begeisterung stößt.

«Besonders die kleinen Privatteams in den Klassen Moto3 und Moto2 haben viele Gönner, die mit Gästeausweisen für ein oder zwei Rennen im Jahr bei Laune gehalten werden», erklärte ein Moto3-Teambesitzer. «Aber bei permanenten Ausweisen mit Passfoto kann kein beliebiger anderer Teamgast ins Fahrerlager eingeschleust werden.»

Bei der Dorna besteht jetzt das Vorhaben, den Wert eines Paddock-Ausweise zu erhöhen. «50 Prozent der Personen, die vor der Pandemie Zutritt zum Paddock bekommen haben, haben nichts Positives für den MotoGP-Sport beigetragen», erklärte ein Dorna-Funktionär. «In der Pandemie haben wir gelernt, dass das Fahrerlager ohne alle Gäste triste aussieht. Aber gleichzeitig werden wir nie mehr so viele Personen hereinlassen wie früher in Misano, Mugello, Valencia oder Catalunya. Indem wir die Anzahl der Ausweise einschränken, werden wir die Bedeutung der Paddock-Ausweise aufwerten und zugleich die Personen, die sich für ein Ticket qualifizieren.»

Die Gespräche mit den Teams und der Industrie zu diesem Thema wurden bereits in der zweiten Saisonhälfte 2021 begonnen.

Auch die bis 2019 immer weiter gewachsene Anzahl der Berichterstatter (Journalisten, Fotografen, TV-Crews) soll stark reduziert werden. Amateure oder Fotografen aus dem Medienbereich, die nur kommerzielle Aufträge von Sponsoren, Teams oder Verlagen erledigen, werden künftig verbannt. Oder sie müssen eine Gebühr bezahlen, um ihren Geschäften nachgehen zu können – wie die Inhaber von TV-Rechten.

2020 gab es zuerst null Gästeausweise, dann nur zwei Gästeausweise pro Team und Rennen. 2021 wurde die Anzahl abermals leicht erhöht.

Das endgültige Ziel wurde noch nicht formuliert. Aber die meisten Ausweise wurden jeweils beim Valencia-GP verteilt, es kamen dann insgesamt knapp über 4000 Personen ins Fahrerlager.

«Nach der Pandemie und bei der neuen Normalität möchten wir maximal 50 Prozent der Menschen von 2019 im Fahrerlager haben», lautet die Devise von Dorna und IRTA.


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