Marc Márquez: Knallharte Abrechnung mit Honda
Wenn Marc Márquez nach dem Qualifying ankündigt, er habe beim Grand Prix am nächsten Tag nichts zu verlieren, kann man sich an den Fingern einer Hand ausrechnen, wie hoch die Chancen stehen, dass er ein 27-Runden-MotoGP-Rennen heil übersteht. Tatsächlich schmiss der Repsol-Honda-Start seine Aussichten auf Platz 2 oder zumindest auf einen Podestplatz bereits in der neunten Runde in der Kurve 8 weg. Übrigens: Auch Jack Miller meinte, er habe beim Finale nichts zu verlieren, deshalb pfefferte er die Werks-Ducati im Finish neben die Piste, als ihm Brad Binder, sein nächstjähriger Teamkollege, bedrohlich auf die Pelle rückte. Der Lenovo-Ducati-Pilot verlor zwar seinen fünften WM-Rang nicht, aber 20 oder 16 Punkte…
«Ich bin froh, dass diese Saison vorbei ist, denn es war eine merkwürdige Saison für mich», zog der Spanier Bilanz. «Besonders für mich persönlich, denn ich habe mich nach dem Mugello-GP zur vierten Oberarm-Operation entschlossen und habe dann bis Aragón pausieren müssen. Außerdem hatten wir mit dem Motorrad einige Schwierigkeiten. Wir hatten zu viele Probleme… Heute hatten wir im Rennen ein weiteres Problem. Jetzt müssen wir analysieren, warum wir in den Rennen immer durch Probleme eingebremst werden. Wir müssen verstehen, was da vor sich geht. Uns widerfährt praktisch nie ein Wochenende, wo nicht irgendetwas schiefläuft. Wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfen willst, ist es jedoch unheimlich wichtig, dass du in allen Bereichen konstant bist.»
Marc ist jetzt gespannt auf den Dienstag-Test in Valencia, nachdem Stefan Bradl innerhalb von zehn Tagen jetzt zweimal zwei Tage in Jerez neues Material getestet hat. Zuletzt jetzt am Samstag und Sonntag (5./6. November).
«Ich erwarte beim Test keinen massiven Fortschritt, aber es wird eine erste Verbesserung für 2023 zu spüren sein», ist der sechsfache MotoGP-Weltmeister überzeugt. «Ich bin gespannt, ob die Entwicklung jetzt in die richtige Richtung geht. Ehrlich gesagt, ich weiß bisher nicht, wie stark sich das Bike vom Dienstag vom bisherigen unterscheiden wird. Das Motorrad ist an diesem Wochenende in Jerez zum ersten Mal auf einer Rennstrecke getestet worden. Ich muss abwarten. Ich glaube, wir werden sogar denselben Motor wie in diesem Jahr haben… Aber ich denke, es gibt ein modifiziertes Chassis, vielleicht eine geänderte Gewichtsverteilung. Ich warte noch auf ein Meeting, bei dem ich Einzelheiten erfahre.»
Was wünscht sich Marc von seiner 2023-Werks-Honda?
«Besonders wichtig ist, dass wir das Bremsvermögen des Bikes stark verbessern. Das Motorrad lässt sich sehr schwer abbremsen. Das führt dazu, dass wir das Fahrzeug im letzten Teil der Bremszone zu stark abbremsen müssen. Das lässt sich einigermaßen managen, wenn du allein fährst. Aber sobald du dich in einer Gruppe befindest, wird es echt mühsam. Aus diesem Grund bin ich heute gestürzt, Pol ist ebenfalls runtergefallen, auch Alex ist gepurzelt. Es haben während der ganzen Saison unzählige Stürze der Honda-Fahrer stattgefunden. Wir müssen also eine Lösung finden, wie wir das Motorrad beim Anbremsen in aufrechter Fahrt auf den Geraden besser stoppen können. Wir brauchen ein Bike, bei dem wir weniger oft in Sturzgefahr kommen. Außerdem brauchen wir dringend Lösungen, wie wir die Motoren-Performance verbessern können. Denn wir verlieren auf den Geraden zu viel Zeit.»
Aber Márquez räumte ein: «Der Sturz heute ist passiert, weil ich zu spät gebremst habe.»
Doch aufmerksame Leser erinnern sich: Schon nach den Jahren 2018 und 2019 sehnte sich Marc nach einem Motorrad, das ihn nicht 30 oder 35mal in der Saisonabwürfen würde...
Die Honda-Bilanz der MotoGP-Saison muss jedem Manager des weltgrößten Herstellers kalte Schauer über den Rücken jagen.
In der Fahrer-WM reihen sich die Honda-Piloten einträchtig auf den Rängen 13, 16, 17 und 18 ein. In der Marken-WM sicherte sich Honda zum dritten Mal in Serie den sechsten und letzten Platz. In der Team-WM landeten Repsol und LCR unter elf Teams auf den Plätzen 9 und 20!
Honda schaffte 2022 als einziger der sechs Hersteller keinen MotoGP-Sieg; sogar Suzuki und KTM gelangen zwei. Und Pol Espargaró und Marc Márquez erbeuteten in den 20 Wettkämpfen nur je einen Podestplatz!
Das sind nur 30 weniger als Ducati.
MotoGP-Ergebnis, Valencia (6.11.):
1. Rins, Suzuki, 27 Rdn in 41:22,250 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,396 sec
3. Martin, Ducati, + 1,059
4. Quartararo, Yamaha, + 1,911
5. Oliveira, KTM, + 7,122
6. Mir, Suzuki, + 7,735
7. Marini, Ducati, + 8,524
8. Bastianini, Ducati, + 12,038
9. Bagnaia, Ducati, + 14,441
10. Morbidelli, Yamaha, + 14,676
11. Bezzecchi, Ducati, + 17,655
12. Raúl Fernández, KTM, + 24,870
13. Gardner, KTM, + 26,546
14. Nakagami, Honda, + 26,610
15. Di Giannantonio, Ducati, + 31,819
16. Crutchlow, Yamaha, + 1:28,870 min
17. Alex Márquez, Honda, + 1 Runde
– Miller, Ducati, + 5 Runden
– Zarco, Ducati, + 12 Runden
– Viñales, Aprilia, + 12 Runden
– Marc Márquez, Honda, + 18 Runden
– Pol Espargaró, Honda, + 23 Runden
– Darryn Binder, Yamaha, + 23 Runden
– Aleix Espargaró, Aprilia, + 24 Runden
MotoGP-WM-Endstand (nach 20 Rennen):
1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.