Pernat: Honda muss zwei Entwicklungswege einschlagen
2022 schnappte sich Ducati angeführt von Weltmeister Pecco Bagnaia die «Triple Crown». Paddock-Insider Carlo Pernat rechnet 2023 mit einem weiteren Jahr im Zeichen des Herstellers aus Borgo Panigale – als Manager von Ducati-Lenovo-Neuzugang Enea Bastianini hätte der Italiener freilich auch nichts dagegen einzuwenden.
Im Gespräch mit den Kollegen von GPOne.com bewertete Pernat die Ausgangslage für die kommende Saison folgendermaßen: «Honda muss das Motorrad überarbeiten und steckt in Schwierigkeiten. Alles Gute, was Yamaha in den vorangegangenen Tests in Barcelona und Misano geleistet hatte, schien sich in Valencia wieder verflüchtigt zu haben – und Fabio Quartararo war ziemlich verärgert. KTM arbeitet, ist aber noch nicht bereit. Aprilia hat in den letzten fünf Rennen schlecht abgeschnitten und hat die Zugeständnisse verloren, das darf man nicht vergessen, auch wenn sie einen großen Schritt gemacht haben.»
«Ducati hat alles, um zu dominieren, das Motorrad und die Fahrer – und ich rede dabei nicht nur von Weltmeister Bagnaia und Bastianini, sondern auch von Bezzecchi und Martin. Für mich bleibt Ducati in der Favoritenrolle», fasste Pernat zusammen.
«Die Ducati-Gegner sind immer dieselben: Fabio Quartararo und Márquez, wenn er es körperlich schafft. Vielleicht sehen wir auch etwas von KTM, aber meiner Meinung nach sind sie noch nicht bereit. Bei Aprilia tut es mir leid, aber ich sehe sie nicht wieder im WM-Kampf. In den letzten Rennen der abgelaufenen Saison habe sie mich enttäuscht. Ich glaube nicht daran, dass Aleix so eine Saison wiederholen kann, wie er sie 2022 zu drei Vierteln der Saison gezeigt hat. Und Viñales hat viele Höhen und Tiefen, ich sehe ihn noch nicht in der Situation, die WM gewinnen zu können.»
Nach der für Honda frustrierenden Saison liegt natürlich ein besonderes Augenmerk auf der weiteren Entwicklung der RC213V, auch im Hinblick auf die Neuzugänge Alex Rins und Joan Mir. Pernat überraschte bei diesem Thema mit einem Ratschlag: «Als Honda-Boss würde ich zwei getrennte Entwicklungen vorantreiben, auch wenn es kostspielig ist. Denn wenn du das Motorrad für Márquez entwickelst, werden die anderen zwei damit nicht zurechtkommen, keiner tut das. Das ist ein großes Fragezeichen. Sie müssen doppelt so viel arbeiten: Sie müssen auf Marc setzen, weil er eine Ausnahmeerscheinung ist, um ein Motorrad hinzustellen, wie er es fahren will, und gleichzeitig eine zweite Entwicklung für die anderen Fahrer machen. Sonst steckst du in Schwierigkeiten.»
«Man muss Márquez für sein Comeback und für seine Willenskraft mit Sicherheit Applaus spenden, aber wenn wir davon reden, an der Spitze zu stehen und die anderen zu schlagen, dann bleibt da angesichts des Levels der heutigen Fahrer und Motorräder noch ein Fragezeichen», befand der italienische Manager.
Für Pernat ist klar: Honda stecke in einem Schlammassel. «Was macht man, hält man sich nur an Márquez? Entwickelt man auch für die anderen? Ich würde es für alle machen und mehr Geld in die Hand nehmen», unterstrich er seine Sicht der Dinge.
MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):
1.Bagnaia 265. 2. Quartararo 248 Punkte. 3. Bastianini 219. 4. Aleix Espargaró 212. 5. Miller 189. 6. Brad Binder 188. 7. Rins 173. 8. Zarco 166. 9. Martin 152. 10. Oliveira 149. 11. Viñales 122. 12. Marini 120. 13. Marc Márquez 113. 14. Bezzecchi 111. 15. Mir 87. 16. Pol Espargaró 56. 17. Alex Márquez 50. 18. Nakagami 48. 19. Morbidelli 42. 20. Di Giannantonio 24. 21. Dovizioso 15. 22. Raúl Fernández 14. 23. Remy Gardner 13. 24. Darryn Binder 12. 25. Crutchlow 10. 26. Bradl 2.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 448 Punkte. 2. Yamaha 256. 3. Aprilia 248. 4. KTM 240. 5. Suzuki 199. 6. Honda 155.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team 454 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory 337. 3. Aprilia Racing 334. 4. Prima Pramac Racing 318. 5. Monster Energy Yamaha 290. 6. Suzuki Ecstar 260. 7. Gresini Racing 243. 8. Mooney VR46 Racing 231. 9. Repsol Honda 171. 10. LCR Honda 98. 11. WithU Yamaha RNF 37. 12. Tech3 KTM Factory 27.