Laguna Seca-Umbau: Ein Juwel wie Monza & Nürburgring
In den letzten Wochen war mehrmals zu hören und zu lesen, der Laguna Seca Raceway werde zugesperrt. Das schien auf den ersten Blick einleuchtend, denn erstens liegt die Rennstrecke nahe Monterey in Kalifornien dicht an einem militärischen Sperrgebiet, außerdem war immer wieder von finanziellen Verlusten und bei Schulden bei der Dorna die Rede, nach Events der MotoGP und Superbike-WM, die von 1995 bis 2004 und zuletzt von 2013 bis 2019 in Laguna Seca gastierte.
Doch SPEEDWEEK.com kann die Fans der populären und malerischen Traditions-Rennstrecke trösten. Der «WeatherTech Laguna Seca Raceway» ist nur vorübergehend außer Betrieb, er wird nach einem längst fälligen Umbau und einer Modernisierung im Frühjahr 2023 wieder für Motorsport-Anlässe zur Verfügung stehen.
Seit der Eröffnung 1956 ist die nicht profitorientierte «Sports Car Racing Association of the Monterey Peninsula» (SCRAMP) Eigentümerin und Betreiberin der Rennstrecke, die in die «Fort Ord Army Installation» reingebaut und deren Vorgänger ein Straßenrundkurs war. Und niemand ahnte in den 1950er-Jahren, dass Laguna Seca eines Tages weltweite Berühmtheit erlangen und in einem Atemzug mit Monza, Nürburgring, Silverstone und anderen ikonischen Race Circuits auf der ganzen Welt genannt werden würde, wie der dreifache 500-ccm-Weltmeister Wayne Rainey festhält, der in unmittelbarer Nähe der ehemaligen GP-Piste wohnt.
Gegenwärtig wird der in die Jahre gekommene Laguna Seca Raceway den Gegebenheiten des 21. Jahrhundert angepasst. So wurde die berühmte Fußgänger-Brücke bei Start-Ziel, die auch ins gegenüber liegende Media Centre führte, abgerissen. Sie wird durch einen breiteren Übergang ersetzt, der auch mit vierrädrigen E-Carts befahren werden kann. Außerdem wird die Winterpause für die komplette Erneuerung des Fahrbahnbelags genutzt. Die nahe gelegene «Laguna Seca Recreation Area», die der Gemeinde von Monterey gehört, bleibt hingegen täglich für Camper, Urlauber und Special Events geöffnet.
Von 20. bis 23. April wird die modernisierte Strecke mit der «Sea Otter Classic» wieder eröffnet. Die MotoAmerica-Superbike-Meisterschaft gastiert von 7. bis 9. Juli auf der anspruchsvollen Rennstrecke, die sich über 3,6 km erstreckt, 11 Kurven und eine Höhendifferenz von 55 Metern aufweist.
«Der WeatherTech Laguna Seca Raceway ist ein Juwel unter den vielen Schmückstücken, die die schöne Monterey-Halbinsel zu bieten hat», erklärte Mary L. Adams, Vorstandsmitglied des County of Monterey Board of Supervisors. «Wie viele andere Bewohner begeistere ich mich seit vielen Jahren an den spannenden Motorsport-Events, die Laguna Seca zu bieten hat. Wir sind stolz auf die Verbesserung, die jetzt an der Piste vorangetrieben werden. Wer das Monterey County einmal besucht hat, will immer wieder hierherkommen.»
Der Motorrad-GP-Zirkus machte erstmals am 10. April 1988 in Laguna Seca Station, Eddie Lawson (Yamaha) siegte vor Gardner, Mackenzie, Rainey und Schwantz. Damals wurde nur ind en Klassen 250 und 500 ccm gefahren.
Auch 1989 bis 1991 sowie 1994 (jetzt erstmals in den Klassen 125, 250 und 500 ccm) wurde Laguna Seca zum GP-Schauplatz, doch dann kamen andere Übersee-Events in den Kalender wie Rio, Buenos Aires, der Sentul Circuit in Jakarta, Welkom, Istanbul, Shanghai, Motegi, Sepang und Doha.
Erst 2005 kehrte Laguna Seca als Standort des Red Bull-US-GP zurück, den die Motorrad-Industrie bei der Dorna nachhaltig einforderte – wegen des riesigen amerikanischen Markts. Ab jetzt wurde nur noch die MotoGP-Klasse ausgetragen – und dazu zwei Läufe zur US-Superbike-Meisterschaft. Ein Zugeständnis für die heimischen Fans und die US-Motorradimporteure.
Doch Betreiber SCRAMP erwirtschaftete mit den MotoGP-Events regelmäßig finanzielle Verluste. WM-Promoter Dorna klagte immer wieder über das unprofessionelle Management der Non-Profit-Organisation SCRAMP als GP-Veranstalter. Trotzdem trat die Dorna später auch mit der Superbike-WM auf der Piste in Kalifornien auf, die mit den einzigartigen Kurven 8 und 9, der «Corkscrew» (Korkenzieher-Kurve) weltweit Berühmtheit erlangt hat.
Die Dorna erweiterte die MotoGP-Gastspiele in den USA zwischendurch sogar auf Indianapolis und Austin/Texas. Doch irgendwann häuften sich die SCRAMP-Schulden bei der Dorna auf ca. 2 Millionen US-Dollar, also flog der attraktive Event in Kalifornien nach 2013 (Marc Márquez siegte vor Stefan Bradl) wieder aus dem GP-Kalender. Wohl für immer.
Auch die mangelhafte Infrastruktur im Paddock (es existierte keine Boxenanlage, in der Boxengasse gab es nur Zelte) ließ stark zu wünschen übrig.
Jetzt war es höchste Zeit für eine Modernisierung, denn schon bei der GP-Rückkehr 2005 hatte «King Kenny» Roberts auf die Frage, was sich in Laguna geändert habe, lakonisch erklärt: «Es ist jetzt mehr Wasser im See.»