Mooney VR46-Team: Warum sich Yamaha Hoffnungen macht
Ducati Corse rüstet in der laufenden MotoGP-Saison insgesamt acht MotoGP-Teams aus, das war schon 2022 so, als Gresini Racing das Joint Venture mit Aprilia beendete und sich mit den Landsleuten aus Borgo Panigale verbündete. Und schon von 2016 bis 2018 erhob niemand Einspruch, als Ducati neben Ducati Corse und Pramac auch die privaten MotoGP-Teams von Avintia und Jorge «Aspar» Martinez belieferte.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hatte zwar vor fünf Jahren noch die Vision, die sechs Werks (Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati, KTM und Aprilia) sollten neben dem Werksteam auch je ein Satellitenteam ausrüsten, aber damals waren weder Suzuki noch Aprilia in der Lage, die Logistik für ein Kundenteam zu stemmen, auch die Konkurrenzfähigkeit der Bikes ließ zu wünschen übrig, deshalb gelang Ducati die Vergrößerung der Streitmacht – durch ein starkes Paket und ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Inzwischen ist Suzuki Ecstar ausgestiegen. Das Tech3-Team hat sich statt mit Yamaha nach 2018 mit der Pierer-Gruppe verbündet, dadurch entstand vorübergehend das Petronas-Yamaha-Team, aus dem inzwischen das CryptoDATA-RNF-Aprilia-Kundenteam hervorgegangen ist.
Dadurch verfügt Yamaha erstmals in der 2002 gestarteten MotoGP-Viertakt-Ära über kein Kundenteam, Aprilia hingegen zum ersten Mal, Tech3 ist von KTM auf die baugleichen GASGAS-RC16 umgestiegen, die jedoch in der Marken-WM als KTM bezeichnet werden müssen. Und Ducati sind die vier Teams erhalten geblieben.
Das ärgert hingegen Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola, der im SPEEDWEEK.com-Interview eine Beschränkung auf drei Teams pro Hersteller gefordert hat, ein System, das er aus der Formel 1 kennt.
Ducati gibt aber sein erfolgreiches Geschäftsmodell nicht freiwillig auf, obwohl Yamaha den Italienern das Mooney VR46-Team mit Bezzecchi und Marini sehr gern abluchsen würde.
«Wir sind nicht die Formel 1», betont Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta auf Anfrage von SPEEDWEEK.com. «Bei uns herrschen die Gesetze des freien Marktes vor. Rivola wollte für 2022 Gresini als Satellitenteam haben, aber es kam zu keiner Einigung, das Team entschied sich für Ducati.»
Aber Yamaha macht sich weiter Hoffnungen auf einen Deal mit Valentino Rossis VR46-Team für 2024. Denn die MotoGP-Mannschaft des neunfachen Weltmeisters hat den Vertrag mit Ducati nach dem Rückzug des Avintia-Teams zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als man überzeugt war, es würden die Petro-Dollars aus der Quelle des gigantischen saudi-arabischen Mineralölkonzerns Saudi Aramco (161 Milliarden US-Dollar Gewinn im Jahr 2022) über viele Jahre lang sprudeln.
Doch seit der geplante Deal mit Saudi Aramco platzte, Mooney VR46 als Ersatz einsprang und sich auch der TV-Sender SKY als Sponsor zurückzog, muss die VR46-Mannschaft kleinere Brötchen backen.
Valentino Rossi hat sein Moto3-Team längst zugesperrt und sein Moto2-Team mit Fantic-Aufklebern tapeziert. Sein Teampersonal und seine Infrastruktur hat er dem Yamaha-Moto2-Master-Camp-Team vermietet, um Kosten zu sparen und Erträge zu erwirtschaften.
Eine Folge dieses unfreiwilligen Sparkurses: Während die Rossi-Mannschaft im Vorjahr noch eine aktuelle Werks-Ducati-GP22 für Luca Marini leasen konnte, müssen sich Marco Bezzecchi und Vales Bruder Luca Marini 2013 mit letztjährigen Bikes zufriedengeben. Das könnte nach dem ersten Saisondrittel zu einer verminderten Schlagkraft führen.
Yamaha hingegen könnte dem Rossi-VR46-Team für 2024 nicht nur finanziell stark entgegenkommen, weil für die Entwicklung, das Sammeln von Daten und für den Aufbau von Talenten ein zweites Team von fundamentaler Wichtigkeit ist.
Das japanische Werk könnte an die Mooney VR46-Truppe im kommenden Jahr zumindest eine aktuelle Werksmaschinen-Paket für einen Fahrer liefern – wie 2020 an Petronas für Fabio Quartararo, 2021 bei Petronas für Valentino Rossi und 2022 bei WithU-RNF an Andrea Dovizioso.
Ob Yamaha bei VR46 Erfolg haben wird, wird auch von den Erfolgen der Yamaha-Stars Quartararo und Morbidelli bei den nächsten Rennen abhängen.