MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Stefan Bradl: Warum hält ihn Honda vom Heim-GP fern?

Von Günther Wiesinger
Bei Honda sind Joan Mir und Alex Rins verletzt, beide fallen für den Deutschland-GP aus. Doch HRC plant keinen Einsatz von Stefan Bradl – aus fadenscheinigen Gründen.

Im vergangenen Jahr durfte Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl als Ersatzmann für Marc Márquez, der sich Anfang Juni in der Mayo-Klinik in den USA zum vierten Mal am rechten Oberarm operieren ließ, den Heim-GP auf dem Sachsenring bestreiten.

In diesem Jahr war bisher keine Rennteilnahme des Bayern in Sachsen vorgesehen. Aber nach der Fingerverletzung von Joan Mir am Freitag in Mugello ist aus dem Repsol-Honda-Team inzwischen durchgesickert, dass Joan Mir frühestens in Assen (25. bis 25. Juni) wieder ins Renngeschehen eingreifen wird. Die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der Honda RC213V setzt ihm allerdings stärker zu als die etwas lädierte kleine Finger an der rechten Hand.

Außerdem erwartet Joan Mirs Frau Alejandra in den ersten Juli-Tagen ihr erstes Kind. Diese freudige Erwartung scheint ebenfalls etwas zur Wehleidigkeit des Repsol-Honda-Piloten beizutragen.

«Ich war am Freitag direkt hinter Mir, als er harmlos gestürzt ist. Ich war total überrascht, als ich gehört habe, dass er danach das Wochenende nicht weiter bestreiten konnte», schilderte Jonas Folger.

Die spanischen GP-Berichterstatter erzählten, Moto2-Pilot Aron Canet aus dem Sito-Pons-Team habe am Samstag in Mugello eine identische Fingerverletzung wie Mir erlitten. Aber der Haudegen geht im Rennen am Sonntag unverdrossen wieder an den Start.

Jedenfalls erwartet Joan Mir wie 2019 Jorge Lorenzo, dass ihm die HRC-Ingenieure endlich ein Motorrad hinstellen, das seinem Fahrstil entgegenkommt.

Aus vertraglichen Gründen muss das Repsol-Honda-Werksteam beim GP von Deutschland nicht unbedingt einen Ersatzfahrer für Joan Mir aufbieten.

Aber für die Weltmeisterschaft und für den ADAC als Promoter wäre ein Zugpferd wie Stefan Bradl (Moto2-Weltmeister 2011 und siebenfacher GP-Sieger) auf jeden Fall ein höchst willkommenes Zugpferd.

Weil Jonas Folger mit fast 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit seinen Platz im GASGAS Factory Racing Tech3-Team für den Sachsenring-GP verlieren wird und Lukas Tulovic bisher deutlich hinter den Erwartungen bleibt, drücken die deutschen Fans die Daumen, dass Stefan Bradl am kommenden Wochenende bei Repsol-Honda mit Crew-Chief Giacomo Guidotti zum Zug kommt. Er hat schon 2019 Lorenzo in diesem Team ersetzt, in dem die deutsche Mechaniker Emanuel Buchner und Felix Kertzscher beschäftigt sind.

Der Joan-Mir-Mannschaft wurde am Samstag in Mugello aber mitgeteilt, Stefan Bradl könne beim GP von Deutschland nicht als Ersatzfahrer antreten, weil er an diesem Wochenende in Misano testen müsse.

Doch der HRC-Test auf dem «Misano World Circuit Marco Simoncelli» ist für Dienstag/Mittwoch (20./21. Juni) geplant. Bradl könnte also sowohl in Sachsen als auch eine Woche später bei der Dutch-TT in Assen antreten.

«Es ist nicht das erste Mal, dass ich unmittelbar nach oder vor einem Grand Prix teste. In diesem Jahr bin ich im April in der Woche nach Ostern auch vom Jerez-Test direkt zum Texas-GP gehetzt. Das war für mich noch nie ein Problem», erklärte Bradl. «Ich wäre bereit und bin in den letzten fünf Jahren schon oft kurzfristig eingesprungen.»

Beim Sachsenring-GP 2018 legte der 33-jährige Bayer sogar erst am Freitagmittag das ServusTV-Mikro aus der Hand und schwang sich auf die Marc VDS-Honda des verletzten Franco Morbidelli.

Eigentlich braucht jetzt auch das LCR-Honda-Team einen Ersatzfahrer, denn Alex Rins hat sich am Samstag im Sprint in Mugello rechts das Schein- und Wadenbein gebrochen. Er fällt für die zwei Juni-Events in Deutschland und in den Niederlanden aus.

Stefan Bradl hat den Sachsenring-GP 2022 auf der Repsol-Honda bestritten und kam als einziger Honda-Pilot ins Ziel, als die andern drei RC213V auf den glühenden Bikes der Reihe nach ausfielen. Bradl steuerte sein Bike damals trotz Brandblasen an den Füßen tapfer auf Platz 16. 

MotoGP-Ergebnis Sprint, Mugello (10.6.):

1. Bagnaia, Ducati, 11 Runden
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,369 sec
3. Martin, Ducati, + 0,952
4. Zarco, Ducati, + 1,009
5. Marini, Ducati, + 3,668
6. Miller, KTM, + 3,772
7. Marc Márquez, Honda, + 3,905
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,062
9. Bastianini, Ducati, + 6,431
10. Quartararo, Yamaha, + 6,458
11. Binder, KTM, + 6,458
12. Oliveira, Aprilia, + 6,672
13. Viñales, Aprilia, + 7,930
14. Di Giannantonio, Ducati, + 11,508
15. Pirro, Ducati, + 14.344
16. Morbidelli, Yamaha, + 16,666
17. Nakagami, Honda, + 16,725
18. Savadori, Aprilia, + 17,247
19. Raúl Fernández, Aprilia, + 21,596
20. Augusto Fernández, KTM, + 35,212
21. Folger, KTM, + 46,189

WM-Stand nach 11 von 40 Rennen:

1.Bagnaia, 106 Punkte. 2. Bezzecchi 102. 3. Martin 87. 4. Binder 81. 5. Zarco 72. 6. Marini 59. 7. Miller 53. 8. Viñales 49. 9. Quartararo 49. 10. Rins 47. 11. Aleix Espargaró 44. 12. Alex Márquez 41. 13. Morbidelli 40. 14. Augusto Fernández 30. 15. Di Giannantonio 25. 16. Oliveira 21. 17. Nakagami 21. 18. Marc Márquez 15. 19. Pedrosa 13. 20. Folger 7. 21. Pirro 5. 22. Petrucci 5. 23. Mir 5. 24. Savadori 4. 25. Raúl Fernández 3. 26. Bradl 2. 27. Bastianini 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 186 Punkte. 2. KTM 107. 3. Aprilia 82. 4. Honda 76. 5. Yamaha 58.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing 161 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 159. 3. Red Bull KTM Factory Racing 134. 4. Ducati Lenovo Team 117. 5. Aprilia Racing 93. 6. Monster Energy Yamaha 89. 7. LCR Honda 68. 8. Gresini Racing 66. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 37. 10. CryptoDATA RNF 28. 11. Repsol Honda 20.

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