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Gresini 2024 mit KTM? Noch ein typisches Hirngespinst

Von Günther Wiesinger
Gresini Racing bildete in der MotoGP nach 2015 sieben Jahre das Aprilia-Team, seit 2022 existiert ein Ducati-Deal. Daran wird sich auch 2024 nichts ändern, trotz gegenteiligen Berichten.

Es ist ja manchmal amüsant und spannend zu hören, zu lesen und zu verfolgen, was manche erfinderische Blogger und Internet-Poeten, die noch nie einen Fuß ins Fahrerlager gesetzt haben, daheim in der warmen Stube alles erfinden und zusammendichten.

Das gilt auch für viele weise Postings-Schreiber, die sich zum Beispiel wundern, warum Honda nicht Fahrer wie Johnny Rea, Danilo Petrucci, Toprak Razgatlioglu oder andere Kandidaten dieses Kalibers auf dem Sachsenring auf die verwaisten Honda-Bikes gesetzt hat. Da kann man sich nur mit dem Gedanken belustigen: Bautista wäre ja auch noch frei gewesen...

Ja, klar. Petrucci hat 2022 in der MotoAmerica-Superbike-Meisterschaft auf einer Panigale um den Titel gekämpft und hat dann Joan Mir in Indonesien bei Suzuki Ecstar ersetzt. Aber damals hatte er keinen Ducati-Werksvertrag, sondern war beim amerikanischen Warhorse HSBK Racing Ducati New York Team unter Vertrag. Jetzt in der Superbike-WM hat er einen Ducati-Vertrag in der Tasche. Deshalb durfte er in Le Mans auch für Enea Bastianini bei Lenovo Ducati einspringen, aber er darf sicher zwischendurch keine Honda fahren.

In den vergangenen Tagen hat SPEEDWEEK.com aufgezeigt, dass KTM die Option auf Pedro Acosta Ende Juni ziehen und ihm spätestens beim Österreich-GP mitteilen wird, wie das Personalproblem im GASGAS-Tech3-Team gelöst wird, denn dort sind jetzt drei Kandidaten für zwei Plätze vorgesehen. Es handelt sich um Pol Espargaró, Pedro Acosta (er hat 2023 schon vier von sieben Moto2-Rennen gewonnen) sowie Moto2-Weltmeister Augusto Fernández.

Tatsache ist: KTM wird sich das Supertalent Acosta von keinem anderen Hersteller wegschnappen lassen.

Die Bemühungen, einen MotoGP-Platz für Red-Bull-Moto2-Teambesitzer Aki Ajo zu bekommen, sind so gut wie gescheitert. Denn die Dorna will mit 22 Fahrern weitermachen und die beiden verfügbaren Suzuki-Slots stilllegen, bis sich ein neues Werk für einen Einstieg in die «premier class» interessiert.

Jetzt war zu lesen, KTM verhandle mit Gresini Racing, weil dort der Zwei-Jahres-Vertrag mit Ducati am Jahresende ausläuft und die Österreicher durch ein Bündnis mit dem Rennstall des verstorbenen Ex-Weltmeisters Fausto Gresini zwei Fahrer zusätzlich ausrüsten könnten. Für die Moto2-Asse Pedro Acosta und Jake Dixon zum Beispiel, der für das GASGAS-Team von Aspar Martinez fährt, also ein Schützling der Pierer-Gruppe ist.

Aber:

1.) Jake Dixon hat noch keinen Moto2-Sieg errungen, er ist also kein dringender MotoGP-Kandidat, auch wenn die Dorna gerne wieder einen britischen Stammfahrer im Feld sehen würde, das in diesem Jahr auf den 22 Plätzen schon zehn Spanier umfasst.

2.) KTM hat nicht das beste Verhältnis zu Gresini, denn Fausto hat beim Silverstone-GP 2014 einen KTM-Moto3-Vertrag unterschrieben, ihn wenige Wochen später gebrochen – und sich in Misano mit Honda geeinigt, weil ihm die Japaner das Material kostenlos anboten.

3.) Gresini-Teamchefin Nadia Padovani (die Witwe von Fausto Gresini) und der Kaufmännische Direktor Carlo Merlini haben bereits einen unterschriftsreifen neuen Ducati-Vertrag vorliegen. «Wir diskutieren nur noch über ein paar kleine Details, aber wir haben uns auf einen neuen Vertrag geeinigt», erklärte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti in Assen auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com. Bei Ducati Corse wird damit gerechnet, dass der neue Deal bis Silverstone unterzeichnet wird.

4.) KTM hat den Vertrag mit Tech3 als Kundenteam für 2019 bereits im Januar 2018 öffentlich gemacht. Denn der damalige KTM-Teammanager Mike Leitner musste bereits wenige Wochen später Ersatzeile bestellen und neue Techniker anheuern und die gesamte Logistik erweitern, um der Mannschaft von Hervé Poncharal beim Valencia-Test im November 2018 vier Bikes für Miguel Oliveira und Iker Lecuona hinstellen zu können. KTM könnte jetzt unmöglich blitzartig die Logistik für ein zusätzliches Zwei-Fahrer-Team aus dem Ärmel schütteln, das dann auch noch Topmaterial erhalten sollte wie jetzt bei Ducati.

5.) Alle Fahrer, die bei Gresini fahren (wie Alex Márquez, der eine Option für 2024 hat) oder dorthin wollen (zum Beispiel Moto2-WM-Leader Tony Arbolino oder Franco Morbidelli) möchten unbedingt eine Ducati steuern.

6.) Als MotoGP-Kundenteam hat Gresini Racing das Recht, die Fahrer selbst auszuwählen, auch wenn sich Ducati natürlich nicht den letzten Nasenbohrer vorsetzen lässt. Für 2023 wünschte sich Ducati Corse den fünffachen GP-Sieger Miguel Oliveira bei Gresini, das Team entschied sich aber für Alex Márquez. Nicht zuletzt weil er 1 Million Euro Mitgift von Estrella Galicia 0,0 mitbrachte. Ducati gab schließlich den Segen dazu.  


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