MotoGP: Marc Marquez ist der Sturzkönig

Stefan Bradl (Honda): «Ich möchte etwas ändern»

Von Günther Wiesinger
«Wir müssen einen Weg aus dieser Sackgasse finden», stellte Stefan Bradl in Assen fest. Sturz im FP3, letzter Platz im Sprint nach einem Ausritt– das triste Fazit des Bayern. Morgen testet er ein Kalex-Chassis.

Stefan Bradl hielt sich mit seiner Castrol-LCR-Honda im Sprint Race am Samstag in Assen in der Anfangsphase an 18. Position unter 23 Piloten, wurde dann vom aufholenden Miguel Oliveira auf Platz 19 verdrängt und rutschte im Finish wegen eines Verbremsers noch auf den enttäuschenden letzten Platz hinter Jonas Folger zurück. «Lecuona hat mich in Turn 5 überholt. Ich war dann im Turn 6 in seinem Windschatten», schilderte Stefan. «Ich wollte ihn angreifen, konnte aber dann die Richtung für Turn 7 nicht mehr rechtzeitig ändern. Ich musste ins Kiesbett und bin bei Turn 8 wieder auf die Piste zurückgekehrt.»

Die Laune des Bayern war nach diesem Desaster auf dem Tiefpunkt, denn der Tag hatte durch den Sturz im FP3 schon entsprechend übel begonnen. «Wir haben einfach nicht genug mechanischen Grip, um die Rundenzeiten in den Rennen konstant halten zu können», seufzte er. «Dazu habe ich durch den Crash im FP3 viel Vertrauen verloren, was das Feedback von den Reifen betrifft. Auf dem Bike sitzen zu bleiben und schnell zu fahren, das ist der schwierigste Teil im Augenblick. Der kritische Punkt: Du musst viel zu viel nachdenken beim Fahren, weil du ständig in Sturzgefahr bist. Das ist schwer zu akzeptieren. Es war ein üblicher Honda-Sturz, völlig unerwartet. Dazu kommt, dass sich der vordere Medium-Reifen hier seltsam verhält. Es ist nicht derselbe Reifen wie in der Vergangenheit. Ich hatte gestern am Nachmittag ein gutes Gefühl damit, heute in der Früh habe ich mit dem Medium überhaupt kein Limit gespürt. Dabei ist das Bike im Vergleich zum Freitag völlig unverändert geblieben.»

«Nachher habe ich gesagt, ich traue diesem Medium-Reifen nicht sehr. Es sind dann alle auf den harten Vorderreifen gewechselt, das war auch für mich eine gute Lösung. Aber ich hatte damit nicht das Feedback, das ich zum Schnellfahren brauche. Der Gripmangel hinten vergrößert unser Problem natürlich noch mehr», ergänzte Bradl.

Was hat der Honda-Testfahrer an den zwei Tagen in Assen gelernt? «Ja, ich habe gelernt, dass ich gerne etwas ändern würde…»

Und was genau? Den Hersteller?

Bradl schmunzelte. «Gut, ich werde am Sonntag ein anderes Chassis ausprobieren. Das ist immerhin etwas… Es ist immer gut, wenn man direkte Vergleiche ziehen kann.»

Bradl hatte am Freitag vermutet, sein Alex-Rins-Chassis stamme aus dem Baujahr 2022. Morgen wird er auf jeden Fall ein Kalex-Chassis probieren.

Marc Márquez setzte übrigens heute am Samstag in Assen kein Kalex-Chassis mehr ein, deshalb wurde für Bradl eines verfügbar. 

Stefan Bradl ließ durchblicken, die größte Herausforderung für die Honda-Fahrer sei momentan, auf dem Motorrad sitzen zu bleiben.

«Ja, es tut weh, diese Ergebnisse in den Trainings und Rennen schlucken zu müssen. Aber es lässt sich nicht ändern. Die Situation ist, wie sie ist. Wir brauchen einen Weg aus dieser Sackgasse, aber den finden wir nur durch die Hilfe von Honda. Das ist klar. In der Zwischenzeit strengen wir uns weiter an.»

Würden mehr Testtage helfen? Bradl überlegt sorgfältig, was er sagen soll, denn die Japaner haben seit drei Jahren rückwärts entwickelt, das bewiesen die Rundenzeiten und Ergebnisse.
Oder braucht Honda die «concessions»?

Bradl grübelte: «Ich weiß nicht, ob uns das helfen würde.»

Die meisten Honda-Fahrer bemängeln das Fehlen des Hinterradgrips. Dadurch scheitert Honda auch dauernd bei den Zeitenjagden. Die HRC-Ingenieure haben versucht, dieses Problem mit immer neuen Chassis und anderen Elektronik-Set-ups zu bekämpfen. Alles erfolglos.

«Ich habe Ideen, was man machen müsste. Aber die werde ich nicht über die Medien kommunizieren», stellte der 33-jährige Bayer fest, der in Assen seinen 122. Grand Prix in der «premier class» bestreitet.

Selbst der große Giacomo Agostini hat nur 120 geschafft.

Ergebnisse MotoGP-Sprint Assen (24. Juni):

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 13 Runden in 20:09,174 min
2. Pecco Bagnaia (I), Ducati, +1,294 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,872
4. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +2,245
5. Brad Binder* (ZA), KTM, +4,582
6. Jorge Martin (E), Ducati, +5,036
7. Maverick Viñales (E), Aprilia, +5,876
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +10,102
9. Alex Márquez (E), Ducati, +10,525
10. Luca Marini** (I), Ducati, +10,556
11. Jack Miller (AUS), KTM, +11,191
12. Takaaki Nakagami (J), Honda, +11,473
13. Johann Zarco (F), Ducati, +15,439
14. Augusto Fernández (E), KTM, +17,754
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +19,508
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +19,664
17. Marc Márquez (E), Honda, +19,916
18. Raúl Fernández (E), Aprilia, +20,583
19. Miguel Oliveira (P), Aprilia, 24,269
20. Iker Lecuona (E), Honda, +24,727
21. Jonas Folger (D), KTM, +32,056
22. Stefan Bradl (D), Honda, +35,372
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 10 Runden zurück
* erhielt 3 sec Strafe
** erhielt 0,5 sec Strafe

WM-Stand nach 15 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 169 Punkte. 2. Martin 148. 3. Bezzecchi 138. 4. Zarco 109. 5. Binder 101. 6. Marini 89. 7. Miller 79. 8. Quartararo 64. 9. Aleix Espargaró 61. 10. Viñales 56. 11. Alex Márquez 53. 12. Morbidelli 50. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 36. 15. Di Giannantonio 34. 16. Oliveira 27. 17. Nakagami 26. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Folger 7. 22. Pirro 5. 23. Petrucci 5. 24. Mir 5. 25. Savadori 4. 26. Raúl Fernández 4. 27. Stefan Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 260 Punkte. 2. KTM 140. 3. Aprilia 105. 4. Honda 81. 5. Yamaha 75.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 257 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 227. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Red Bull KTM Factory Racing 180. 5. Aprilia Racing 117. 6. Monster Energy Yamaha 114. 7. Gresini Racing 87. 8. LCR Honda 73. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 43. 10. CryptoDATA RNF 35. 11. Repsol Honda 20.

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