Marc Márquez: «Kann jetzt keine Entscheidung treffen»
Marc Márquez (30)
Marc Márquez selbst bezeichnet seine aktuelle Situation als den schwierigsten Moment seiner Karriere – eine bemerkenswerte Aussage, wenn man bedenkt, dass der 30-jährige Superstar in seiner Laufbahn auch schon mehrere Diplopie-Episoden (Doppelsichtigkeit) und eine lange Verletzungsmisere nach dem Jerez-Crash 2020 mit total vier Oberarm-Operationen überwunden hat.
Vorrangiger Grund für seinen Startverzicht bei der Dutch TT war eine Rippenverletzung, die vom Warm-up-Crash auf dem Sachsenring herrührt, sich tatsächlich aber erst am vergangenen Wochenende in den Niederlanden als richtiger Bruch erwies und dementsprechend starke Schmerzen verursachte. Der verstauchte rechte Knöchel und eine Fraktur am linken Daumen störten den Spanier weniger.
Marc Márquez räumte am Sonntag in Assen aber auch überraschend offen ein, er brauche die Pause jetzt nicht nur, um körperlich wieder fit zu werden, sondern auch um «die mentale Seite wieder aufbauen».
Die Sturzserie und besonders der heftige Highsider im Warm-up zum Deutschland-GP («Ein unerwarteter Crash, nach nur zwei Runden, ohne zu pushen. Das ist für einen Fahrer schwer zu verstehen») nagten am Vertrauen des Repsol-Honda-Stars, der in dieser Saison noch keine Punkte in einem GP-Rennen über die volle Distanz holte und in der WM-Tabelle nur auf dem 19. Rang liegt.
In Assen wollte Márquez auch deshalb unbedingt fahren, um das in Sachsen verlorengegangene Gefühl wieder aufzubauen. Das gelang mit einem 17. Platz im Sprint und dem nächsten Startverzicht wenig erfolgreich. «Das stimmt, aber es ist immer noch besser als das, womit ich auf dem Sachsenring aufgehört habe – nämlich mit einem massiven Highsider.»
«In Assen habe ich nicht mit dem besten Gefühl aufgehört, ja, aber mit einer gebrochenen Rippe und einem gebrochenen Finger ein MotoGP-Bike in Assen fahren zu können und auch in dieser Verfassung bis auf acht Zehntel an die schnellsten Jungs ranzukommen, das gibt mir mehr Vertrauen als der Sonntag auf dem Sachsenring», fasste Marc zusammen.
Auf die Spekulationen um seine Zukunft (Bleibt Marc Márquez bei Honda?) kann und will der 30-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht eingehen. «Ganz ehrlich, ich kann mich im Moment mit all diesen Dinge gar nicht beschäftigen. Ich kann in diesen schwierigen Tagen keine Entscheidungen treffen. Ich muss jetzt einmal Luft holen, nachdenken und mit meinen Leuten reden – und ich muss das Motorrad noch einmal fahren, in einer guten körperlichen Verfassung.»
Klar ist für den 59-fachen MotoGP-Sieger nur: «Natürlich muss ich meine Herangehensweise etwas verändern, weil wir im Moment nicht bereit dafür sind, an der Spitze zu kämpfen. Auch wenn du es versuchst – du kannst nicht gegen die Welt ankämpfen. Wenn etwas nicht bereit ist, musst du es akzeptieren.»
Zwar schaffte der sechsfache MotoGP-Champion bei der Sprint-Premiere in Portimão zu Beginn der Saison einmal den Sprung in die Top-3. Auf einen Sieg wartet Márquez aber seit 611 Tagen. So lange liegt sein bisher letzter Erfolg beim Emilia-Romagna-GP am 24. Oktober 2021 in Misano mittlerweile zurück. Das bedeutet für den 85-fachen GP-Sieger die längste Durststrecke seit seinem ersten GP-Sieg in der 125-ccm-Klasse beim Italien-GP 2010.
Márquez betonte: «Ich bin ein Kämpfer und ich werde versuchen weiter zu pushen – in jeder Verfassung und in jeder Situation, in der ich mich in Zukunft befinden werde. Ihr kennt mich, ich werde mein Maximum geben – unabhängig vom Ort, den Farben, dem Namen, der Platzierung... Ich werde immer an mein Maximum gehen», bekräftigte er.
MotoGP-Ergebnisse, Assen (25. Juni):
1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn in 40:37,640 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 1,223 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,925
4. Brad Binder*, KTM, + 1,528
5. Martin, Ducati, + 1,934
6. Alex Márquez, Ducati, + 12,437
7. Marini, Ducati, + 14,174
8. Nakagami, Honda, + 14,616
9. Morbidelli, Yamaha, + 29,335
10. Augusto Fernández, KTM, + 33,763
11. Savadori, Aprilia, + 35,084
12. Raúl Fernández, Aprilia, + 39,622
13. Bradl, Honda, + 42,504
14. Folger, KTM, + 45,609
– Di Giannantonio, Ducati, 8 Runden zurück
– Lecuona, Honda, 12 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, 14 Runden zurück
– Bastianini, Ducati, 20 Runden zurück
– Viñales, Aprilia, 23 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 24 Runden zurück
– Zarco, Ducati, 24 Runden zurück
– Miller, KTM, 25 Runden zurück
*= ein Platz zurück («track limits»-Vergehen)
Ergebnisse MotoGP-Sprint Assen (24. Juni):
1. Bezzecchi, Ducati, 13 Rdn in 20:09,174 min
2. Bagnaia, Ducati, +1,294 sec
3. Quartararo, Yamaha, +1,872
4. Aleix Espargaró, Aprilia, +2,245
5. Brad Binder*, KTM, +4,582
6. Martin, Ducati, +5,036
7. Viñales, Aprilia, +5,876
8. Bastianini, Ducati, +10,102
9. Alex Márquez, Ducati, +10,525
10. Marini**, Ducati, +10,556
11. Miller, KTM, +11,191
12. Nakagami, Honda, +11,473
13. Zarco, Ducati, +15,439
14. Augusto Fernández, KTM, +17,754
15. Morbidelli, Yamaha, +19,508
16. Savadori, Aprilia, +19,664
17. Marc Márquez, Honda, +19,916
18. Raúl Fernández, Aprilia, +20,583
19. Oliveira, Aprilia, + 24,269
20. Lecuona, Honda, +24,727
21. Folger, KTM, +32,056
22. Bradl, Honda, +35,372
– Di Giannantonio, Ducati, 10 Runden zurück
*= erhielt 3 sec Strafe
**= erhielt 0,5 sec Strafe
WM-Stand nach 16 von 40 Rennen:
1. Bagnaia, 194 Punkte. 2. Martin 159. 3. Bezzecchi 158. 4. Binder 114. 5. Zarco 109. 6. Marini 98. 7. Miller 79. 8. Aleix Espargaró 77. 9. Quartararo 64. 10. Alex Márquez 63. 11. Morbidelli 57. 12. Viñales 56. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 42. 15. Nakagami 34. 16. Di Giannantonio 34. 17. Oliveira 27. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Savadori 9. 22. Folger 9. 23. Raúl Fernández 8. 24. Pirro 5. 25. Petrucci 5. 26. Mir 5. 27. Bradl 5.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 285 Punkte. 2. KTM 153. 3. Aprilia 121. 4. Honda 89. 5. Yamaha 82.
Team-WM:
1. Prima Pramac Racing, 268 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 256. 3. Ducati Lenovo Team 222. 4. Red Bull KTM Factory Racing 193. 5. Aprilia Racing 133. 6. Monster Energy Yamaha 121. 7. Gresini Racing 97. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 51. 10. CryptoDATA RNF 39. 11. Repsol Honda 20.