Pit Beirer: «Wir wollen Aprilia kein Team wegnehmen»
Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta machte auch beim British Motorcycle Grand Prix in Silverstone keine Anstalten, der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna zwei zusätzliche Startplätze für 2024 und die zwei Jahre danach zu überlassen. Er hatte auch nie ein Interesse daran, das CryptoDATA RNF MotoGP Team von Razlan von Aprilia auf KTM umsteigen zu lassen. Erstens ist Hauptsponsor CryptoDATA dort Mehrheitseigentümer und als Dorna-Partner «naming rights»-Sponsor beim Österreich-GP. «Außerdem habe ich lieber vier Aprilia und vier KTM im Startfeld als zwei Aprilia und sechs KTM», stellte der Dorna-Chef gegenüber SPEEDWEEK.com fest.
«Das deckt sich mit unserer Meinung», versicherte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Wir haben momentan wenig Motivation, Honda oder Aprilia ein Team wegzunehmen. Wir würden sogar begrüssen, wenn Yamaha wieder ein zweites Team bekommt. Umso besser die Hersteller bei der Anzahl der MotoGP-Bikes im Startfeld ausbalanciert sind, desto besser ist das für die Meisterschaft. Jeder Hersteller sollte zumindest ein Satellitenteam haben. Dazu wird es einzelne Hersteller geben, die vielleicht noch ein drittes Team befeuern. Das würde eine bessere Balance in die Meisterschaft bringen.»
Zusätzliches Kundenteam ist nicht verboten
Inzwischen haben die Pierer-Manager auch geprüft, ob die Kundenteams über eine rechtliche Handhabe verfügen, um ein siebtes Kundenteam für die Jahre 2024 bis 2026 zu verhindern. Die Antwort lautet – nein!
Die Dorna-Manager haben den Satellitenteams nur mündlich versprochen, das Feld auf sechs Werksteams und sechs Kundenteams zu beschränken, damit der Wert des Kundenteams beibehalten wird und die Slots nicht inflationär vermehrt werden.
«Ich habe kein Mitspracherecht und kein Vetorecht, wenn die Dorna ein weiteres Kundenteam aufnimmt», betonte LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Unsere Lieblingsversion wäre, über Aki Ajo für drei Jahre zwei weitere MotoGP-Plätze zu bekommen», betont Pierer-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Aber wir brauchen natürlich die Zustimmung und Unterstützung der Dorna für dieses Projekt.»
Die Österreicher hoffen weiter auf einen Ausweg aus dem Dilemma. Es kam zustande, weil sie für das GASGAS-Tech3-Team mit Pol Espargaró, Augusto Fernández und Pedro Acosta drei Fahrer für zwei Plätze unter Vertrag haben.
Wie dieser Ausweg aussehen könnte, ist weiter offen.
Es könnte passieren, dass Marc Márquez beim Montag-Test in Misano vom 2024-Werksbike wieder enttäuscht ist und seinen Rücktritt oder ein Jahr Pause überlegt. Zwei Jahre nach Rossi darf aber nicht der nächste Superstar in Rente gehen, das käme einer Geschäftsstörung für die Dorna, die Veranstalter, die TV-Sender usw. gleich und würde viele Fans enttäuschen. Denn #93 ist immer für Spektakel gut.
In diesem Fall müsste Dorna-CEO Ezpeleta das System für die Pierer-Gruppe überdenken und womöglich zwei Plätze für Márquez und Acosta anbieten. Eventuell würde die Pierer Mobility dann in diesem Team für Husqvarna werben und wie bei GASGAS die KTM RC16-Plattform nutzen.
Aber die naheliegendste Lösung wäre, wenn sich Pol Espargaró (32) nach seinem schweren Unfall überreden ließe, nach 2023 in die Rolle des Test- und Ersatzfahrers zu schlüpfen.
Trotzdem: In der MotoGP-WM geschehen pausenlos unvorhergesehene Ereignisse.
Die Pierer Mobility AG könnte mit Aki Ajo drei Jahre ein Husky-Team oder ein zweites KTM-Team betreiben und dann für 2027 eine eigene Motorrad-Spezifikation für MV Agusta, GASGAS oder Husqvarna als neuen Hersteller anmelden.
Denn BMW und Kawasaki kommen sowieso nicht, und Suzuki hat das MotoGP-Kapitel auch für immer abgeschlossen.
«Wir haben nie gesagt, dass wir beim Österreich-GP ein Announcement machen werden», hält Pit Beirer fest. «Wir wollen dort ein MotoGP-Fest geniessen mit der gefüllten KTM-Tribüne und mit unserer gesamten Belegschaft aus Mattighofen und Munderfing.»