Johann Zarco (LCR Honda): «Sieben Zehntel schneller»
Damit hatten nur die wenigsten gerechnet: Johann Zarco, der von Ducati zu LCR gekommen war und dort Alex Rins ersetzt (jetzt im Yamaha-Werksteam) beendete den letzten Tag des Shakedown-Tests auf Platz 3, nur zwei Zehntel hinter Pedro Acosta auf der GASGAS. Woran liegt es? Wir fragen bei einem ziemlich relaxten Franzosen nach.
Hast du die Verbesserungen kommen sehen? Der Shakedown war ja richtig gut.
«Nein, es fühlt sich besser an als erwartet. Schon die Änderungen, die Honda in Valencia gebracht hat, waren interessant und vielversprechend. Ich hatte den Winter über ein gutes Gefühl. Das hat sich auch auf mein Training ausgewirkt: Ich war vielleicht noch motivierter als sonst, um stark in meine nächsten zwei Jahre starten zu können. Die Zeiten beim Shakedown-Test haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»
Wie helfen die concessions, die euch mehr Test-Zeit einräumen, in der Praxis genau?
«Der größte Unterschied ist, dass wir unsere Arbeit in der Box jetzt in Ruhe machen können, ohne Stress. Es ist nur normal, dass du als Rennfahrer unter Druck kommst, wenn du Rundenzeiten abliefern musst. Jetzt sind die Rundenzeiten schon mal gut. Das macht die kommenden drei Testtage entspannter. Da werden wir nicht nur unser normales Entwicklungsprogramm abspulen, sondern können bereits gezieltes Augenmerk auf die Performance legen.»
Wie fühlt sich die Zusammenarbeit mit Honda an?
«Gut. Wirklich gut. Sie bringen neue Teile, und die funktionieren frisch aus der Box. Das ist sehr positiv.»
Ist Honda in der Entwicklung weiter als du erwartet hattest?
«Als ich bei LCR unterschrieben habe, war mir klar, dass es schwierig werden könnte. Mein Ansatz war: Sei auf harte Zeiten gefasst und versuche, das Beste daraus zu machen. Aber glücklicherweise sah es schon nach dem Valencia-Test nicht so trübe aus, und dieser Eindruck bestätigt sich hier in Sepang.»
Die Repsol-Jungs hatten in den vergangenen Tagen zwei unterschiedliche Bikes zur Verfügung. Wie ist das bei LCR?
«Es war bei mir auch so: zwei unterschiedliche Spezifikationen. Gerade in diesem Fall hilft mehr Test-Zeit um zu versuchen, Probleme zu lösen: Man probiert das Neue, geht auf das Alte zurück und sieht im direkten Vergleich, was besser funktioniert. Das ist so positiv an Honda: Manchmal funktionieren neue Teile schon auf Anhieb. Das stimmt mich sehr positiv – auch weil ich weiß, wie die Japaner arbeiten.»
Wie fühlt sich die Honda an? Welche Charakteristik hat sie im Vergleich zur Ducati?
«Mein Schwachpunkt auf der Ducati war die Bremsphase. Vielleicht lag das gar nicht am Motorrad, sondern an mir, wer weiß? Auf der Honda fällt mir das viel leichter. Ich habe bessere Kontrolle in dieser Phase. Das hilft auch der Rundenzeit.»
Aber kannst du das Gefühl auf der Honda beschreiben?
«Man spürt den Charakter durch, den auch die Serien-Motorräder haben. Selbst das 23er-Bike, das wirklich keine Rekorde aufgestellt hat, hat bis zu einem gewissen Punkt Vertrauen vermittelt. Schwierig wurde es erst, wenn man wirklich zu pushen begonnen hat. Am Dienstags-Test in Valencia war ich müde. Hier sind mir ein paar Eigenheiten aufgefallen, die ich in Valencia noch nicht gespürt hatte. Auch das war sehr hilfreich.»
Hast du dich schon von der Ducati auf die Honda umgestellt?
«Ich arbeite mehr an meiner Evolution als Fahrer. Ich habe bei Ducati viel gelernt. Es gab viele Dinge, die ich zuvor nicht konnte. Ich muss mich noch immer verbessern. Mein Gefühl sagt, dass mir die Honda entgegenkommt. Ich könnte jetzt gar nicht sagen, dass ich die Honda oder die Ducati irgendwie besonders fahren würde. Ich probiere einfach, meinen Stil zu verbessern.»
Was ist der größte Unterschied zwischen der 2023er- und der 2024er-Honda?
«Dass die neue um 7 Zehntelsekunden schneller ist! Das liegt aber auch daran, dass ich mit dem alten Modell nur zwei Runs gemacht habe. Uns war klar, dass wir uns auf das 2024er-Modell konzentrieren werden. Umso mehr Respekt habe ich für das, was Marc Márquez letzte Saison mit dem 23er-Modell geleistet hat.»