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Honda und Yamaha: Der harte Weg zurück an die Spitze

Von Thomas Kuttruf
Die beiden japanischen Motorrad-Großmächte wollen und müssen die Flucht nach vorne antreten. Wie realistisch ist es, dass die dominanten Marken früherer Jahrzehnte 2024 wieder an der Spitze des MotoGP-Feldes auftauchen?

Die Antwort auf die Frage, ob und wann Honda und Yamaha ein Erfolgs-Comeback gelingen kann, fällt zweigeteilt aus. Grundsätzlich ist den noch in der Top-Liga des Motorrad-Straßenrennsports verbliebenen Teams von Honda und Yamaha in jedem Fall zuzutrauen, den Sprung zurück ganz nach oben zu schaffen. Gemeint sind dabei dauerhafte Erfolge, die sich auch positiv in der Konstrukteurs-WM niederschlagen. Einzeltreffer wie etwa der erstaunliche Sieg von Alex Rins beim US-Grand Prix im vergangenen Jahr sind damit nicht gemeint. Denn am Ende ist nur eine realistische Chance auf den Gewinn der Marken-Weltmeisterschaft von Bedeutung. Anders sind auch für wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen immer frische Investitionen in strammer Millionenhöhe dauerhaft nicht zu rechtfertigen. Keine der in der MotoGP fix vertretenen Marken betrachtet die WM als Spielwiese. Für alle zählt, außer dem Sieg, nichts.

Wie es sich ganz oben anfühlt, wissen Honda als auch Yamaha besser als jeder anderer Hersteller. In der Geschichte dieses Sports werden die beiden Marken noch eine ganze Weile die ersten beiden Plätze vieler Bestenlisten belegen. Die derben Niederschläge, die vor allem Honda seit dem Gewinn des letzten Titels (2019 mit Marc Márquez) hinnehmen musste, färben das Image in Gegenwart düsterer, als es im großen Bild ist.

Denn trotz aller Wucht, mit der die Hersteller aus Europa, allen voran Ducati, im Hier und Jetzt agieren und dominieren, Japan bleibt eine unantastbare statistische Supermacht. Je tiefer man ins Archiv der Motorrad-Straßen-WM herabsteigt, desto mehr erschlagen einen die Erfolge.
Zwischen 1974 (Agostini auf MV Agusta) und 2007 (Stoner auf Ducati) ging die Krone in der Königsklasse 32-mal ohne Unterbrechung an japanische Rennställe. Herausragend als Teamstruktur: Repsol Honda. In den 30 Jahren, in denen das Team unter diesem Namen am Start ist, wurden 13 WM-Titel und 183 Rennsiege eingefahren.

Ebenfalls großartig liest sich der Yamaha-Erfolgsbericht. Immerhin acht Meisterschaften gingen seit dem Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära an Yamaha. Und das nicht allein dank der Ausnahmeerscheinung Valentino Rossi. Yamaha hatte mit der überragenden Bandbreite und legendären Fahrbarkeit der M1 entscheidenden Anteil.

Häme ist also nicht angebracht, auch dann nicht, wenn man sich ausschließlich mit der aktuellen Situation befasst. Sowohl der dreitägige Test in Sepang als auch die abschließenden Sessionen in Doha lassen zunächst keine extremen Veränderungen in Bezug auf den Rennspeed der Honda- und Yamaha-Fahrer erkennen. Einige interessante Beobachtungen sind aber auszumachen.
Yamaha hat Wort gehalten und sich intensiv mit der Höchstgeschwindigkeit der M1 befasst. In der schieren Spitze sind die einzigen Yamahas im Feld aktuell gut aufgestellt. Nicht ganz einheitlich ist das Bild über eine ganze Runde. In Sepang fehlten Ex-Weltmeister Fabio Quartararo 0,8 Sekunden zur Spitze, bei Neuzugang Alex Rins waren es 1,2 Sekunden. Damit lagen die beiden auf den Rängen11 und 15.

Beim Test in Katar ein nahezu identisches Bild mit den Positionen 14 und 16 (Quartararo + 1,0 und Rins + 1,1 Sekunden). Dass die Yamahas damit solide im Mittelfeld feststecken, schließt bei den geringen Abständen also weder eine Verbesserung nach oben noch einen Abstieg aus. Yamaha hat tapfer gearbeitet und frisches Potenzial freigelegt. Zumindest beim Saisonauftakt werden die Yamaha-Vertreter unter regulären Bedingungen aber nicht ums Podium kämpfen.

Die Überleitung zu Honda fällt leicht. Denn interessanterweise liegen die Bikes mit dem Flügel am Tank derzeit in direkter Nähe zu jenen mit der Stimmgabel. Mit vier Maschinen im Feld ergibt sich damit von Haus aus eine schlagkräftigere Aufstellung. Beim letzten Test lagen am Ende alle vier Honda-Piloten hinter Yamaha-Mann Rins.

Ein Indiz dafür, dass man auf der Technik-Seite bei Honda bereits dazu gelernt hat und die sehr spezielle RC213V zumindest für alle Fahrer gleich gut nutzbar gemacht hat. Aktuell fehlt in der Aufstellung eine fahrerische Lichtgestalt. Mit dem cleveren Luca Marini und dem sehr erfahrenen Johan Zarco kam aber eine gute Konstellation zustande. Doch auch hier wären top Ergebnisse aus dem Stand eine sehr große Überraschung.

Nicht zu unterschätzen sind für den weiteren Verlauf auch die für 2024 neu verfassten «Concessions» Regeln. Nur die japanischen Hersteller dürfen mit unbegrenzten Tests und erhöhten Testreifen- und Motoren-Kontingente alle Möglichkeiten ausschöpfen. Honda und Yamaha besitzen die Ressourcen, um die potenziellen Vorteile auch umzusetzen. Von ihnen dürften also vor allem während der Saison am meisten zu erwarten sein.

Fazit: Wenn auch aus einer unscheinbaren Lage heraus, die beiden Hersteller aus Japan sind vernünftig aufgestellt. Sie von Beginn abzuhaken, wäre vor allem für Spieler aus Europa keine gute Idee. Noch ist es ein leiser Kampf, aber der Marsch von Honda und Yamaha zurück in Richtung Sonne hat begonnen.

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