Rupert Hollaus: Traisen feiert seinen Weltmeister
Rupert Hollaus im Gespräch mit NSU-Rennchef Ewald Praxl
1950 bestritt der aus der Marktgemeinde Traisen stammende Rupert Hollaus mit einer von Alex Mayer zur Verfügung gestellten Moto Guzzi in Korneuburg sein erstes Motorradrennen. Mit dem zweiten Platz ließ der junge Niederösterreicher sein Talent aufblitzen. In Gmünd, Weitra und Stockerau durfte er bereits auf die oberste Stufe des Siegertreppchens steigen. Es war der Beginn einer Karriere, die ihresgleichen sucht.
Im Jahr 1953 sicherte sich Hollaus nicht nur den österreichischen Meistertitel in der Viertelliterklasse, der Kfz-Mechaniker wurde von NSU für die Rennen der Klasse 125 ccm auf der AVUS und den WM-Läufen in Monza und Barcelona unter Vertrag genommen. Der junge Niederösterreicher wusste mit einem dritten Platz beim spanischen WM-Lauf zu überzeugen, ein Werksvertrag für die nächste Saison war die logische Folge.
Mit einem Sieg bei der TT auf der Isle of Man startete Hollaus 1954 in die Weltmeisterschaft. Auch in Irland und in den Niederlanden preschte er als Sieger über die Ziellinie. Am 25. Juli gewann er vor über 430.000 Zusehern auch den deutschen Grand Prix. Damit stand er in seiner ersten vollen WM-Saison vorzeitig als 125er-Weltmeister fest. Bis heute ist er der einige österreichische Zweirad-Pilot, dem dieses Kunststück gelang.
Lange konnte er seinen Triumph nicht genießen, nur wenige Wochen danach verunglückte er im Training zum italienischen WM-Lauf in Monza tödlich. 70 Jahre nach diesem Triumph erinnert Anfang September seine Heimatgemeinde in einer sehenswerten Ausstellung an den einmaligen Werdegang des berühmtesten Sohnes von Traisen, der von den österreichischen Sportjournalisten zum Sportler des Jahres gewählt wurde.
An Hand zahlreicher Siegestrophäen, Schleifen und Auszeichnungen wird die einzigartige Karriere dokumentiert. Fotos, Zeitungsausschnitte und die originalen Rennanzügen und Sturzhelme aus den Jahren 1953 und 1954 zeugen von der Einmaligkeit des bescheidenen Blondschopfs, der das vom Zweiten Weltkrieg geschundene Selbstvertrauen einer ganzen Nation stärkte. Hollaus war sozusagen der Valentino Rossi der 1950er-Jahre.
Mehr als 20 italienische Rennmotorräder von den 1950er-Jahren bis zur Jetztzeit runden die Ausstellung ab. Darunter finden sich Gustostückerl wie die Hollaus-Moto-Guzzi aus den 1950er-Jahren, eine Moto Morini aus dem Jahr 1963 mit der der 15-fache italienische Weltmeister Giacomo Agostini seine aufsehenerregende Karriere begann und eine MotoGP-Ducati des Jahres 2014 von seinem Landsmann Andrea Dovizioso.
Am Samstag, dem 7. September 2024 gibt es neben einem Sonderpostamt - ein Dreier-Block, der die Herzen der Briefmarkensammler höherschlagen lässt, wurde eigens kreiert -, ab 15.00 Uhr ein Treffen heimischer Legenden und Staatsmeister im sogenannten «Legendencafe». Um 17.30 Uhr erinnert die Marktgemeinde mit einer Kranzniederlegung am Ehrengrab an den in Italien 1954 verunglückten Weltmeister.
Am Sonntag, dem 8. September 2024, steht ab 10.00 Uhr ein eigens aufgebauter Simulator zur Verfügung, an dem sich Interessierte virtuell auf eine Rennstrecke wagen können. Schräglagen, Gas- und Bremsmanöver wie die Grand-Prix-Piloten können dabei probiert werden.
Der 15. September 2024 steht dann ganz im Zeichen der Kinder-Krebs-Hilfe. Eine Benefizfahrt von Kirchstetten zur Ausstellung nach Traisen ist der Unterstützung dieser Einrichtung gewidmet. Dabei wird der dreifache Staatsmeister und Vize-Europameister von 1994, Christian Zwedorn, diese Benefizfahrt anführen. Sie startet um 11.00 Uhr in Totzenbach und mit einem Eintreffen in Traisen ist ab 12.30 Uhr zu rechnen.
Eine Versteigerung von einmaligen Motorsportmemorabilia, darunter ein Fanpaket von Valentino Rossi, ein von Giacomo Agostini signiertes Buch bis hin zu einem GP-Helm mit den Autogrammen aller am Jahr 2019 am Red Bull Ring gestarteten Fahrer mit den MotoGP-Champions Rossi, Marc Marquez, Fabio Quartararo sowie Francesco «Pecco» Bagnaia u.v.m. rundet die Feierlichkeiten am 15. September 2024 ab.