MotoGP-Aragon: Comeback an der großen Mauer
Austragungsort des vierten Events auf spanischem Boden ist wie bereits in der Vergangenheit das Motorland Aragon – wobei die Motorrad-Weltmeisterschaft dort im vergangenen Jahr nicht zu Gast war.
2023 fiel die Piste der Kalenderstrategie zum Opfer. Anstatt wie traditionell Ende September im Motorland war die MotoGP vor einem Jahr erstmals in Indien zu Gast. Nachdem bereits mit Jerez, Catalunya und Valencia drei Fixsterne im Kalender sind, zog der jüngste Austragungsort den Kürzeren.
2024 war das Motorland Aragon dann wieder Teil der ursprünglich auf 22 MotoGP-Events ausgelegten Saison. Nachdem der Ring in der Nähe von Alcaniz inzwischen eine komplett neue Asphaltdecke bekommen hat, wird das hochsensible Reifenthema neu zu bewerten sein.
Das Motorland Aragon wird von allen Piloten das außergewöhnlich abwechslungsreiches Layout geschätzt. Die in der Motorrad-Variante 5,077 Meter Piste wurde wie etliche moderne Rennanlagen auf der ganzen Welt vom deutschen Track-Architekten Hermann Tilke konzipiert und 2009 erstmals in Betrieb genommen. Bereits ein Jahr später feierte die MotoGP ihre Premiere auf der wenig zentral gelegenen Anlage. Von den Metropolen Barcelona und Madrid sind jeweils rund drei Stunden Anreise in die Provinz Aragonien einzuplanen.
Auch wenn diverse Vierrad-Serien im Motorland gastieren, Aragon wurde berühmt durch die tragenden Zweirad-Festivals der MotoGP und Superbike-Weltmeisterschaft. Stammgast in Aragon ist auch der spanische Nationalkader mitsamt der JuniorGP. Speziell Piloten der kleineren Hubraumkategorien zählen das Motorland zu ihren Heimstrecken.
Ein wesentliches Merkmal der Rennstrecke ist der mit 50 Metern signifikante Höhenunterschied. Der gesamte Ring drückt sich einen großen Hügel, der die Piloten zu einem Auf- und Abstieg zwingt. Dank der Topografie und der berühmten Tilke-Handschrift gilt das Motorland als sehr anspruchsvoll für die Piloten. Mit zehn Links- und sieben Rechtskurven geht es im Gegensatz zu den meisten Rennstrecken gegen den Uhrzeigersinn.
Für das Material gilt Aragon als anspruchsvoll, aber nicht als extrem herausfordernd. Seit dem Auftaktrennen 2010, das Ducati-Star Casey Stoner für sich entscheiden konnte, wechselten sich die Ducati, Honda, Yamaha und auch Suzuki munter bei der Siegerehrung ab. Lediglich Aprilia und KTM konnten in Aragon bislang keine MotoGP-Siege feiern. Von den aktuellen Fixstartern gewannen bereits Márc Marquez, Franky Morbidelli, Alex Rins, Pecco Bagnaia, sowie Enea Bastianini, der die letzte Ausgabe 2022 für sich entscheiden konnte. Erfolgreichster MotoGP-Akteur ist die Startnummer 93 mit fünf Triumphen.
Trotz der knapp ein Kilometer langen Bergab-Gegengerade, bei dem die Königsklasse zuletzt ebenfalls die Marke von 350 km/h knackte, gilt das Motorland nicht als reine Leistungsstrecke. Noch wichtiger sind hervorragenden Balance- und Traktionseigenschaften in den langen Kurvenradien mit stets wechselnden Geschwindigkeiten.
Als markantester Streckenabschnitt aus Sicht der Piloten gelten die Kurven 8,9 und 10. Nach einer steil abfallenden, der legendären Corkscrew in Laguna Seca nachgestellen Schikane öffnet sich der Kurs in eine nicht enden wollenden Linkskurve, die mit einem blinden Anbremspunkt endet. Von den Fernsehkameras geliebt: Kurve 13. Hier führt der Kurs an der gewaltigen Mauer aus Steinquadern vor – eine in dieser Form einzigartige Streckenführung.
Neben den drei GP-Klassen werden in Aragon auch wieder die Kadetten des Red Bull Rookies Cup von der Leine gelassen. Mit dabei die deutschsprachigen Piloten Leo Rammerstorfer (A), Rocco Sessler (D) und Lennox Phommara (SUI). Nicht am Start im Motorland sind die elektrischen Reiter der MotoE-Weltmeisterschaft.