MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Drei Fahrer bestraft: Das Kopfschütteln geht weiter

Von Ivo Schützbach
Raul Fernandez mit seinem Datenmann

Raul Fernandez mit seinem Datenmann

Nach jedem Grand Prix erleben wir Korrekturen der Ergebnislisten, weil die FIM-MotoGP-Stewards mit dem Verhängen von Strafen nicht mehr hinterherkommen. Das ärgert Fans, Fahrer und Teams gleichermaßen.

Die umstrittene Regel zum Mindestdruck des Vorderreifens wurde zur Saisonmitte 2023 eingeführt, Alleinausrüster Michelin beruft sich bis heute auf die Sicherheit. Seither gilt: Ein Fahrer darf nur eine definierte Rundenzahl pro Rennen den vorgeschriebenen Mindestwert unterschreiten, sonst bekommt er 16 Strafsekunden aufgebrummt.

Beim Grand Prix in Aragon hat es Fabio Di Giannantonio (Pertamina VR46 Ducati), Jack Miller (Red Bull KTM) und Raul Fernandez (Trackhouse Aprilia) erwischt. Während «Diggia» einen Platz einbüßte und jetzt Achter statt Siebter ist, ging es für Miller von Position 10 auf 15 nach hinten. Fernandez blieb 16. und geht mit oder ohne Strafe leer aus.

Um bestmöglichen Grip zu haben, wagen sich alle Fahrer so nahe wie möglich an den vorgeschriebenen Mindestdruck. «Michelin gibt uns einen Ratschlag, das Team entscheidet zusammen mit Ducati und mir, mit wieviel Druck wir starten», erklärte Aragon-Dominator Marc Marquez, der dieses Jahr nach dem Assen-GP die gleiche Strafe kassiert hat. «Wenn du weißt, dass du das Rennen anführen wirst, dann kannst du mit dem gleichen Luftdruck wie im Training fahren. Wenn du aber mitten in einer Gruppe bist, dann musst du anders kalkulieren.»

Für Fernandez hätte sich die Gratwanderung mit dem Reifendruck so oder so nicht gelohnt, er agierte im MotorLand wie alle Aprilia-Piloten chancenlos. «Ich verstehe nicht, was passiert ist», hielt der 23-Jährige fest. «Am Sonntag hatte ich null Grip, das gesamte Rennen über. Ich habe viele Fehler gemacht. Ein Fahrer hat mich dann von der Strecke abgedrängt, wir hatten keine Pace. Jeder Aprilia-Fahrer hat dasselbe Problem, wir sitzen alle im selben Boot und müssen das Problem gemeinsam lösen.»

Für SPEEDWEEK.com-Kolumnist Michael Scott ist der Schuldige an der unbefriedigenden Situation leicht zu identifizieren: «Seit vorletztem Jahr ist die MotoGP mit Vorderreifen unterwegs, die nicht gut genug sind. Sie sind nicht in der Lage, die zusätzliche Belastung durch die Downforce-Aero und die sich verändernde Aufhängung zu bewältigen, die beide härteres Bremsen ermöglichen. Sie neigen zum Überhitzen, besonders, wenn die Fahrer einem anderen Motorrad folgen. Aus diesem Grund neigen die Teams dazu, den Luftdruck etwas zu niedrig anzusetzen. Dies birgt jedoch die Gefahr eines gefährlichen Versagens – das behauptet zumindest Michelin. Und sie sollten es wissen, denn sie stellen die unzureichenden Reifen her. Obwohl niemand einen einzigen Vorfall vorweisen kann, bei dem dies passiert ist.»

Ergebnisse MotoGP Aragon, Grand Prix (1. September):

1. Marc Márquez (E), Ducati, 23 Runden in 41:47,082 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +4,789 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +14,904
4. Brad Binder (ZA), KTM, +16,459
5. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,776
6. Franco Morbidelli (I), Ducati, +20,549
7. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +24,759
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +37,159
9. Alex Rins (E), Yamaha, +39,420
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +40,602
11. Takaaki Nakagami (J), Honda, +41,782
12. Augusto Fernández (E), KTM, +42,083
13. Johann Zarco (F), Honda, +43,264
14. Joan Mir (E), Honda, +49,735
15. Jack Miller (AUS), KTM, +55,966
16. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1:13,322 min
17. Luca Marini (I), Honda, +1:52,386
– Alex Márquez (E), Ducati, 6 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 6 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), Aprilia, 13 Runden zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 17 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Aprilia, 23 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP Aragon, Sprint (31. August):

1. Marc Márquez (E), Ducati,11 Runden in 19:50,034 min
2. Jorge Martín (E), Ducati, +2,961 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +6,694
4. Alex Márquez (E), Ducati, +9,950
5. Miguel Oliveira (P), Aprilia, +11,749
6. Brad Binder (ZA), KTM, +14,144
7. Enea Bastianini (I), Ducati, +14,291
8. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,836
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +20,298
10. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +20,448
11. Raúl Fernández (E), Aprilia, +20,678
12. Augusto Fernández (E), KTM, +21,429
13. Jack Miller (AUS), KTM, +22,110
14. Takaaki Nakagami (J), Honda, +22,440
15. Antonio Di Giannantonio (I), Ducati, +23,468
16. Luca Marini (I), Honda, +26,822
17. Alex Rins (E), Yamaha, +26,910
18. Joan Mir (E), Honda, +31,147
19. Maverick Viñales (E), Aprilia, +37,642
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 10 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Honda, 11 Runden zurück
– Aleix Espargaró (E), Aprilia, 11 Runden zurück

WM-Stand nach 24 von 40 Rennen:

1. Martin, 299 Punkte. 2. Bagnaia 276. 3. Marc Marquez 229. 4. Bastianini 228. 5. Acosta 148. 6. Binder 145. 7. Vinales 139. 8. Aleix Espargaro 118. 9. Di Giannantonio 112. 10. Alex Márquez 104. 11. Morbidelli 83. 12. Bezzecchi 82. 13. Oliveira 60. 14. Miller 50. 15. Quartararo 51. 16. Raul Fernandez 46. 17. Augusto Fernandez 19. 18. Nakagami 17. 19. Zarco 16. 20. Rins 15. 21. Mir 14. 22. Pedrosa 7. 23. Pol Espargaro 6. 24. Marini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 426 Punkte. 2. Aprilia 219. 3. KTM 217. 4. Yamaha 62. 5. Honda 33.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 504 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 382. 3. Gresini Racing MotoGP 333. 4. Aprilia Racing 258. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 194. 6. Red Bull KTM Factory Racing 193. 7. Red Bull GASGAS Tech3 168. 8. Trackhouse Racing 106. 9. Monster Energy Yamaha MotoGP 66. 10. LCR Honda 35. 11. Repsol Honda 16.

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