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Sebastian Risse: «Videoanalyse hat uns geholfen»

Von Thomas Kuttruf
Bevor die MotoGP-Akteure erneut den Misano World Circuit Marco Simoncelli entert, stand KTM-Ingenieur für ein Interview mit SPEEDWEEK.com zur Verfügung. Der Technik-Chef über die aktuelle Situation in der KTM-Box.

Auch wenn sich der Hersteller aus Österreich in der Weltmeisterschaft der Konstrukteure wieder zurück auf die zweite Position geschoben hat, in Summe hinkt die KTM-Werksmannschaft ihren Zielen hinterher.

Brad Binder, der die Saison 2023 als Vierter beenden konnte und der auch 2024 fulminant loslegte, verspielte durch eine Sturzserie schon früh ein besseres Abschneiden in der laufenden Saison. Aktuell liegt der Südafrikaner immerhin wieder auf Tabellenplatz 5, dicht gefolgt von Pedro Acosta, der früh die Rolle des zweiten Spitzenpiloten von Jack Miller übernommen hatte.

Kurz vor dem Startschuss zum 14. MotoGP-Event des Jahres beantwortet der technische Leiter der KTM-Werksteams unsere Fragen.

Welche Erkenntnisse aus den letzten Events hat das Team wieder mit nach Misano genommen?

Sebastian Risse, Technical Manager: «Die letzten beiden Events waren sehr speziell, die Bedingungen auf der Strecke haben alle herausgefordert. In Aragon waren es ehrlich gesagt sehr verwirrdend. Das Wochenende war ein Auf und Ab, wobei es im ersten Training in Sachen Grip deutlich besser war als vermutet. Dennoch hat es lange gedauert, bis wir unser Problem verstanden haben.»

Was waren die konkreten Schwierigkeiten?

Zunächst muss man sagen, jeder Fahrer hat andere Schwierigkeiten. Am meisten beschäftigt haben wir uns mit Brad, der sich nicht erst seit Aragon bemüht, einen höheren Kurvenspeed zu gehen. Da arbeitet er vor allem an sich, weniger an der Abstimmung. Das ist leicht gesagt, denn es geht auch darum, seine großen Stärken auf der Bremse und am Eingang zu halten.

Wie könnt ihr Brad Binder dabei unterstützen?

Was uns in der Tat hilft, sind ausführliche Videoanalysen. Wir arbeiten viel damit. So haben wir unter anderem verstanden, warum Brad nicht in der Lage ist, die gleichen Linien zu fahren wie schnellere Gegner. Wir konnten sehen, dass er am Hinterrad so viel Grip aufbaut, in dem Fall zu viel Grip, dass die Front nicht mehr folgen kann.

Und die anderen Piloten?

Was Pedro betrifft – er steckt in gewissen Bereichen noch in der Lernphase. Er probiert mehr, ist dadurch etwas weniger konstant. Das ist aber ganz normal und wir greifen dann auch gar nicht ein. Jack fährt schon immer ganz anders. Er bringt diesen sehr hohen Kurvenspeed zusammen – wenn wir also an Grenzen stoßen und Chattering sehen, dann am ehesten bei ihm.

Und Pol? Er hat zuletzt beim Test ein ganz neues Bike eingesetzt.

Ja – Pol hat einen Entwicklungsträger weiter erprobt, was nicht heißt, dass es sich hier um unser Fahrzeug für 2025 handelt. Es ist ein bisschen wie in einem Baukasten. Wir versuchen immer, bestehende Bereiche zu nutzen. Aber ich schließe nicht aus, dass wir Elemente davon auch nächstes Jahr einsetzen.

Das Testbike hatte einen deutlich anderen Klang – was kannst du dazu sagen?

Leider kann ich dazu nicht viel mitteilen. Aber es stimmt, dass der Motor schon in einigen Teilen abweicht von der aktuellen Variante. Dazu kommt eine entsprechende neue Auspufflösung. Entscheidend ist, die Fahrer mögen ihn. Aber es geht nicht nur um das Thema Motor. Wir müssen alles immer zusammen betrachten. Chassis, Antrieb, Elektronik, Aerodynamik und Reifen.

Wie beurteilt ihr den neuen Michelin-Vorderreifen?

Es ist gut, dass er da ist. Unsere Piloten haben berichtet, dass er sich subjektiv deutlich weicher anfühlt. Wir haben verstanden, dass es bei der Entwicklung nicht allein um Performance geht. Die Front soll damit mehr Bandbreite bekommen und natürlich soll das Problem mit den illegalen Luftdrücken abgeschafft werden.

Welche technischen Neuerungen sind dieses Jahr noch zu erwarten?

Wir sind in der Lage noch eine neue Aerodynamik zu homologieren und das werden wir auch tun. Noch ist offen, auf welcher Strecke die Fahrer damit starten.

Und die Vorbereitungen in Hinblick auf das neue Regelwerk ab 2027?

Die Laufen. Die Energie liegt bei uns im Rennteam, aber darauf, auch 2024 noch weiter nach vorne zu kommen. Wir sind zuversichtlich. Misano ist ja eigentlich eine Piste mit sehr hohem Grip-Niveau und eine unserer Teststrecken. Darauf konzentrieren wir uns.

Anmerkung der Redaktion: Zur anhaltenden Debatte um einen geforderten Entwicklungsstopp der aktuellen Motoren ab der Saison 2025 hatte sich Sebastian Risse gegenüber SPEEDWEEK.com bereits geäußert.

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