Leid in Spanien, MotoGP-Krisenmanagement in Sepang
Die Rennstrecke von Valencia: Unklar ist, ob das MotoGP-Finale stattfinden kann
Spanien steht nach wie vor unter Schock. Nach einer riesigen Unwetterkatastrophe im Süden und Osten des Landes, bei der nach letzten Angaben zufolge 155 Menschen ums Leben gekommen sind, ist die Austragung der Motorrad-Weltmeisterschaft in der Region in den Hintergrund getreten.
Dennoch wird Tausende Kilometer entfernt bei aller Betroffenheit bereits mit Hochdruck an den möglichen Optionen rund um das eigentlich bereits ab dem 15. November stattfindende Finale der MotoGP auf dem Circuit Ricardo Tormo gearbeitet.
Früh wurde vom Management der Anlage in Cheste Entwarnung gegeben, was den Zustand der eigentlichen Rennpiste betrifft. Doch mittlerweile ist klar, die Beschädigungen an der Infrastruktur in der Region Valencia sind so massiv, dass spanische Medien eine Durchführung für unmöglich halten. Zwar ist man noch weit von einem finalen Schadensbericht entfernt, doch eine Umsetzung des Großevents mit einer Viertelmillion Gästen scheint zwei Tage nach der Katastrophe in weite Ferne gerückt.
Um im Sinne des Sports als auch gemäß den vertraglichen Zusagen gegenüber allen Beteiligten die Weltmeisterschaft ordnungsgemäß zu beenden, werden derzeit alle Möglichkeiten bewertet. Ein offizielles Statement seitens des MotoGP-Rechteinhaber Dorna Sports liegt zur Stunde noch nicht vor.
Wenn auch nicht final belegbar, scheint eine zunächst angedachte Alternativlösung bereits verworfen. Dabei ging es um die Möglichkeit, ähnlich dem Misano-Szenario aus dem Spätsommer, das Finale gleichenfalls in Sepang stattfinden zu lassen. Sämtliche Infrastruktur könnte wieder genutzt werden, so der schnelle Gedanke.
Scheitern könnte die zeitnahe Malaysia-Option aber an Michelin als exklusivem Reifenausrüster. Laut den Gummispezialisten aus Frankreich stehen im Fahrerlager nicht genug Reifen für zwei Events zur Verfügung. Da die komplexen Rennreifen nicht lagernd sind, müsste eine neue Charge der Sepang-Spezifikation produziert und in Position gebracht werden. Ein Prozess, der laut Michelin mindestens 15 Tage beansprucht. Eine «back-to-back» Lösung ist damit ausgeschlossen.
Nachvollziehbar ist, dass sich Dorna, Teamvereinigung und nationale Veranstalter und Behörden nicht ohne validen Plan an die Öffentlichkeit wagen wollen. Aufgrund der Schwere der Situation in Spanien und des komplexen Krisenmanagements in allen Bereichen wird viel Verständnis aufgebracht. Auch ohne einen Plan-B wird das Tagesgeschäft am Freitag an der Rennstrecke in Sepang anlaufen.
Ducati-Teammanager Davide Tardozzi sprach aus, was in vielen Köpfen vorgeht. Sollte eine Absage des WM-Finales unausweichlich sein, dann gilt es auch das, unabhängig von den sportlichen Konsequenzen, zu akzeptieren.
Sicher ist aber auch, eine leichtfertige Entscheidung oder Absage wird es nicht geben. Denn neben allen ethischen Gedanken bleibt die MotoGP ein wirtschaftlicher Big Player und jede Veranstaltung geht mit einem Multi-Millionen-Geschäft und entsprechenden Verpflichtungen einher. Unter Zeitdruck gilt es nun, alle menschlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte zu einer Lösung zusammenzubringen.