GP-Legende Jeremy McWilliams verliert Job bei KTM
15 Jahre als Tester im KTM-Leder: Ex-MotoGP-Pilot McWilliams
Es dürfte in allen Motorrad-Fahrerlagern dieser Welt nur sehr wenige Piloten mit mehr Erfahrung im Umgang mit Rennmotorrädern geben als Jeremy McWilliams. Nach seiner lange währenden Karriere im GP-Fahrerlager – der Ire hatte sich über die 250er-WM in die Halbliterklasse gekämpft – zählte er als KTM- und Aprilia-Werksfahrer zum Stamminventar der MotoGP.
In die Geschichtsbücher der Motorrad-Weltmeisterschaft trug sich McWilliams erst im Herbst seiner bis 2007 währenden Karriere ein. Zweitaktfans vergöttern den Racer aus Belfast für die letzte Pole-Position einer 500er, die McWilliams den bereits aktiven Viertakt-1000er auf der Dreizylinder-Proton im Jahr 2002 auf Phillip Island wegschnappte.
Aufgrund seines ausgeprägten technischen Sachverstands wurde McWilliams auch nach dem Ende seiner Karriere als Profi-Rennfahrer nie langweilig. Zunächst auch in die Serienentwicklung von BMWs erstem Superbike S 1000 RR eingebunden, wechselte McWilliams ab 2009 als Testfahrer nach Österreich und zu KTM. Die Qualitäten des schnellen und austrainierten Iren kamen zunächst dem Superbike-Projekt um die RC8 zugute.
Als sich seine Expertise in Mattighofen herumgesprochen hatte, wurde McWilliams mehr und mehr in die KTM-Entwicklungsprojekte eingebunden. Der Ehrgeiz des Ex-MotoGP-Piloten, wenn gefordert, auch eine 125er mit 15 PS optimal abzustimmen, brachte McWilliams schließlich einen fixen Vertrag und eine tragende Rolle im Versuch ein.
Auch in den frühen Stadien der MotoGP-Entwicklung wurde McWilliams an die Lenker der RC16 geholt. Das Kundensport-Bike RC 990R – abgestimmt durch Haudegen McWilliams.
Wie SPEEDWEEK.com am heutigen Montag erfuhr, wurde dem Testprofi nach 15 Jahren Zusammenarbeit gekündigt, die bis Ende 2025 aufgesetzte Vereinbarung frühzeitig und mit sofortiger Wirkung beendet. Jeremy McWilliams ist kein Einzelfall, zum Jahresende greift der Rettungsplan des in wirtschaftliche Schieflage geratenen Konzerns. Hart trifft es dabei die Abteilung «Forschung & Entwicklung» – der auch Jeremy McWilliams zugeordnet war.
Glück im Unglück: Neben seiner Tätigkeit für den Konzern aus Österreich war es McWilliams gestattet, für den amerikanischen Hersteller Indian als Entwicklungspilot aktiv zu sein. Aus einem Test wurde ein großes Projekt – McWilliams fungierte mit Freigabe aus Österreich nicht nur als Entwicklungspilot, sondern feierte mit knapp 60 Jahren sein Comeback als Fixstarter der in den USA populären Rennserie «King of the Baggers». Mit Laufsiegen bewies der Senior auch im Umgang mit den schwergewichtigen Big-Twins ungebrochenen Biss und Fitness.
McWilliams, Jahrgang 1964, flog erst letzte Woche erneut in die USA, um für die Amerikaner Erprobungen auf der Rennstrecke durchzuführen. Trotz schlechter Nachrichten seines wichtigsten Arbeitgebers bleibt McWilliams damit von der Arbeitslosigkeit verschont.