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Davide Brivio über Ogura: «Präzise auf der Bremse»

Von Thomas Kuttruf
Während Neuzugang Ogura in Sepang fleißig Runden dreht, ist der erfahrene Raul Fernandez verletzt zurück in Spanien. Davide Brivio, Chef der Trackhouse-Aprilia-MotoGP-Piloten, über viel Arbeit und Hoffnung.

Licht und Schatten – so lässt sich der Einsatz der US-Mannschaft von Trackhouse Racing in Malaysia kompakt zusammenfassen. Auf der einen Seite erfreut Rookie Ai Ogura seine Mannschaft und die Rennabteilung aus Noale mit einer Ausdauerleistung. Der Japaner bewegte seine RS-GP drei volle Tage beim Shakedown und hing ohne Leistungseinbruch zwei weitere Tage beim offiziellen Test an. Aktuell rangiert Ogura knapp hinter Enea Bastianini auf Rang 18 der Zeitenliste.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bestätigte Trackhouse-Rennleiter Davide Brivio den überzeugenden Einstand seines neuen Schützlings: «Keine Frage, bislang ist es sehr gut mit ihm zu arbeiten. Ai hat den richtigen Denkansatz – er will das, was er macht, verstehen und nimmt sehr viel auf. Er ist sehr konzentriert. Auch seine physische Vorbereitung war gut. Er zeigt bislang keinerlei Schwäche.«

Der außergewöhnlich erfahrene Brivio ergänzt: «Wir verstehen es als Teameinsatz, machen ihm die Vorschläge des Testprogramms und gehen die Elemente, die er lernen muss, durch. Reifenverschleiß, wie sich das Bike mit leerem oder vollem Tank verhält, auf kurzen und langen Distanzen. Er hat bereits eine Art Rennsimulation durchgeführt. Bislang sind wir wirklich happy, wie es läuft.»

Am ersten Tag des offiziellen Tests (Mittwoch) war Ogura am Vormittag erstmals in Sepang von seinem Motorrad gefallen. Brivio sieht den Crash abgeklärt: «Ai ist in Kurve 1 harmlos ausgerutscht. Auch das kann passieren und man muss dazu sagen, dass Ogura speziell in dieser Sektion bereits auf sehr hohem Niveau ist. Seine Präzision auf der Bremse ist schon sehr hoch.»

Deutlich finsterer wird die Mine des obersten Trackhouse-Managers beim Thema »Raul Fernandez«. Der erfahrene Aprilia-Pilot hatte sich fast zeitgleich wie Jorge Martin mit einem frühen Crash aus dem wichtigen Test verabschiedet. Während der Weltmeister per Highsider von der Aprilia flog, verlor Fernandez die Kontrolle über sein Bike unter voller Verzögerung. Brivio: «Es gibt nicht viel zu sagen. Raul hat bei hohem Tempo den Grip am Vorderrad verloren. Für ihn ist es extrem hart und schade. nEr hat sich extrem gut vorbereitet, war sehr konzentriert und er hat auch nicht aggressiv gepusht. Mehr wissen wir derzeit noch nicht.»

Für Fernandez, der sich bei dem Abflug die linke Hand brach und eine weniger gravierende Fußverletzung erlitt, hat der Vorfall Konsequenzen. Davide Brivio: «Selbst wenn wir davon ausgehen, dass er zum ersten Rennen wieder dabei ist, bedeutet es, dass er in die Saison ohne Test geht. Das können wir nicht mehr ändern und so müssen wir die ersten Rennen des Jahres mit einem gewissen Testansatz sehen. Im Vorfeld können wir alle versuchen, etwas die Entwicklung auch für Raul voranzutreiben – aber natürlich ist die Situation jetzt alles andere als ideal.»

Hinzu kommt: Der Platz von Fernandez kann nicht ohne Weiteres von Testfahrer Lorenzo Savadori besetzt werden. Der Testprofi hat nun alle Hände voll zu tun, das Testprogramm der noch jungen RS-GP im Alleingang zu bewältigen. Denn neben Savadori stehen jetzt nur noch die beiden Aprilia-Einsteiger zur Seite, einer davon als Rookie.

Brivio: «So ist es nun mal. Wir haben zwar nur einen Testfahrer, aber der macht einen hervorragenden Job. Aprilia weiß ihn bestmöglich einzusetzen, hier und auch beim Test in Thailand. Wir nehmen es, wie es ist, und arbeiten weiter mit dem, was wir haben.»

Und das ist alles andere als aussichtslos. Für das Aprilia-Werk machte Marco Bezzecchi am zweiten Testtag einen Sprung nach vorne und auch Ai Ogura übererfüllt bislang die Erwartungen. 

 

Ergebnis MotoGP-Test Sepang (6. Februar):
Pos Fahrer (Nation) Motorrad Zeit Diff
1. Franco Morbidelli (I) * Ducati 1:57,210 min
2. Fabio Quartararo (F) Yamaha 1:57,324 + 0,114 sec
3. Alex Marquez (E) * Ducati 1:57,340 + 0,130
4. Fermin Aldeguer (E) * Ducati 1:57,545 + 0,335
5. Francesco Bagnaia (I) Ducati 1:57,652 + 0,442
6. Joan Mir (E) Honda 1:57,791 + 0,581
7. Pedro Acosta (E) KTM 1:57,805 + 0,595
8. Miguel Oliveira (P) * Yamaha 1:57,971 + 0,761
9. Marco Bezzecchi (I) Aprilia 1:57,995 + 0,785
10. Jack Miller (AUS) * Yamaha 1:58,005 + 0,795
11. Brad Binder (ZA) KTM 1:58,132 + 0,922
12. Johann Zarco (F) * Honda 1:58,138 + 0,928
13. Alex Rins (E) Yamaha 1:58,275 + 1,065
14. Marc Marquez (E) Ducati 1:58,447 + 1,237
15. Luca Marini (I) Honda 1:58,518 + 1,308
16. Maverick Viñales (E) KTM 1:58,524 + 1,314
17. Enea Bastianini (I) * KTM 1:58,532 + 1,322
18. Ai Ogura (J) * Aprilia 1:58,611 + 1,401
19. Augusto Fernandez (E) ** Yamaha 1:58,697 + 1,487
20. Somkiat Chantra (T) * Honda 1:59,038 + 1,828
21. Michele Pirro (I) ** Ducati 1:59,406 + 2,196
22. Lorenzo Savadori (I) ** Aprilia 1:59,771 + 2,561
* Independent Team Rider, ** Testfahrer

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