Beirer: «Ziel ist nicht, MotoGP-Projekt zu verkaufen»

KTM Motorsport Direktor Pit Beirer
Am 24. Dezember 2024 stellte Rennchef Pit Beirer auf SPEEDWEEK.com die Idee vor, wie er das MotoGP-Werksteam von KTM für die Zukunft finanziell anders aufstellen möchte. «Wir sind nicht nur offen für Sponsoren, wie das bislang der Fall war, sondern auch für Investoren», erklärte der 52-Jährige damals.
«Wir sind der Hersteller und stolz darauf, den Hersteller zu präsentieren», betonte der Motocross-Vizeweltmeister von 1999. «Aber wenn ich die Budgets für den Hersteller senken kann, die er braucht, um MotoGP zu betreiben, dann macht das sehr viel Sinn. In der Situation, in der sich die MotoGP befindet, die Show größer und attraktiver wird, darf man mit einem Auge rüber schauen in die Formel 1, wie es die Leute dort geschafft haben, die Teams profitabel hinzustellen und zu führen. Dieser Weg geht über Partner, Investoren und Sponsoren, aber auch, was an Geldern von der Meisterschaft selbst an die Teams fließt. Das Ziel für den Hersteller muss sein, die Investition zu senken.»
Investoren zeigen an Teams erst Interesse, seit Liberty Media für die MotoGP ein Angebot über 4,2 Milliarden Euro abgegeben hat und der Wert der Meisterschaft, und daraus resultierend auch jener der Werksteams, eine Größenordnung erhielt.
«Es geht immer um Angebot und Nachfrage», weiß Beirer. «Das ist ja kein Wunschkonzert, Partner und Sponsoren für den Rennsport zu finden. Diesen Weg hat die Dorna für uns geöffnet mit dem Gespräch mit Liberty Media. Im MotoGP-Paddock wurde dadurch viel Fantasie entwickelt, Investoren sind aber auf uns zugekommen. Das hat eine neue Ära eingeleitet. Vielleicht haben wir alle zu lang vergessen, dass es so eine Möglichkeit gibt. Ich glaube aber nicht, dass es vor der Ankündigung der Dorna zum Einstieg von Liberty Media irgendwelche sinnvollen Gedanken zu diesem Thema gab.»
Beirer ist optimistisch, dass bezüglich Investoren in der ersten Saisonhälfte 2025 etwas verlautbart wird. «Ein Investor ist etwas anderes als ein Sponsor», hielt er beim Treffen mit SPEEDWEEK.com fest. «Wenn du Partner am Tisch hast, die dir Geld geben für so ein großartiges Projekt, dann mischen sie sich ein. Das soll auch positiv sein. Wenn starke Partner am Tisch sitzen und nachdenken, dann kommen gemeinsam gute Lösungen zutage. Somit ist eindeutig, dass solche Leute ein gewisses Mitspracherecht haben werden. Du kannst einen Investor finden von 0 bis 100 Prozent, dann musst du entscheiden, wie viel du hinterher noch zu sagen hast. Aber ganz klar: Unser Ziel ist nicht, das MotoGP-Projekt zu verkaufen, sondern einen starken Partner an Bord zu bekommen. Der das Projekt auf der einen Seite finanziell unterstützt, aber auch neue Kontakte mitbringt und neue Möglichkeiten schafft. Um so über Sponsoring die Einnahmenseite zu erhöhen und einen Finanzprofi mit an der Seite zu haben, der mithilft, das Team in eine andere Richtung zu organisieren, um irgendwann dorthin zu kommen, dass man kein hauseigenes Budget mehr braucht für ein MotoGP-Projekt.»
Alle derzeitigen MotoGP-Hersteller haben mit der Dorna einen Vertrag bis Ende 2026. Die neue Periode beginnt mit 2027, dann wird es auch ein überarbeitetes technisches Reglement geben.
«Das ist historisch so gewachsen, die MotoGP-Hersteller verlängern ihre Verträge mit der Dorna alle fünf Jahre», erklärte der KTM-Rennchef. «Wenn ein Neueinsteiger hinzukommt, dann hat er beispielsweise zwei Jahre Laufzeit und macht dann fünf neue. Es gibt keinen Grund, weshalb das fünf Jahre sind und nicht vier oder sechs. In diesen Etappen wird gedacht und man hat auch im Kopf, dass man größere Dinge im Reglement ändern kann. Die Dorna garantiert uns mit dem Fünf-Jahres-Vertrag technische Stabilität, dass du nicht alle drei Jahre das Motorrad komplett anders gestalten musst, und so weiter. Die fünf Jahre haben einen sinnvollen Hintergrund.»
Wann steht die Vertragsverlängerung über 2026 hinaus an? «In der letzten Periode war es so, dass die ersten Hersteller ein Jahr vorher final den Vertrag unterschrieben haben und die letzten mit noch drei Monaten ins neue Jahr rein. Das kann durchaus auch im letzten Jahr passieren, dass die Verträge unterschrieben werden.»