Jetzt im TV: Wilco Zeelenberg mit neuen Prioritäten
Erst 2024 entstand in einer fast hektischen Situation das neue MotoGP-Team Trackhouse Racing. Hervorgegangen ist das offiziell neu gegründete Team des Amerikaners Justin Marks auch aus den Restbeständen der bis Ende 2024 aktiven RNF-Mannschaft. Die war zunächst unter Petronas-Flagge mit Yamaha, dann nur ein Jahr als Aprilia-Satellit mit dem Sargnagel-Sponsor Cryptodata unterwegs.
Das Sagen in der Box hatte der erfahrene Wilco Zeelenberg. Auch bei der Trackhouse-Gründung blieb der überaus erfahrene und im gesamten Fahrerlager geschätzte Ex-250er-WM-Pilot in der Rolle des Teammanagers.
Ende 2024 dann die überraschende Nachricht: Zeelenbergs Vertrag wurde für die Saison 2025 nicht verlängert, die Wege trennten sich nach dem Finalrennen in Barcelona. Was war passiert?
Eine offizielle Information des Teams gab es bis heute nicht. Als sicher gilt aber, dass der Niederländer seinen Posten verlor, weil sich zu zuvielAufgaben mit jenen des neuen Gesamtverantwortlichen Davide Brivio überschnitten. Obwohl sich Brivio und Zeelenberg bestens aus früheren Yamaha-Tagen kannten, war für die beiden Experten in der gleichen Box kein Platz mehr. Die Entscheidung, sich von Wilco Zeelenberg zu trennen, hatte auch im Team nicht für Jubel gesorgt. Miguel Oliveira, 2025 bei Pramac-Yamaha unter Vertrag, hatte mit Unverständnis reagiert.
Beim MotoGP-Saisonauftakt in Thailand trat Wilco Zeelenberg nun erstmals in seinem Job in Erscheinung. Anstatt als Techniker oder Koordinator eines Teams aktiv zu bleiben, entschied sich der 58-Jährige für eine Aufgabe als TV-Experte beim niederländischen Sender «Ziggo Sport».
SPEEDWEEK.com hatte die Möglichkeit, sich mit dem GP-Urgestein, das sein Debüt 1985 bei der Dutch TT in Assen gegeben hatte und 1991 Vierter der 250er-WM wurde, über seine dritte Karriere im Fahrerlager zu unterhalten.
Zeelenberg bester Laune: «Nach so vielen Jahren als Teammanager habe ich die Situation in jeder Hinsicht positiv genutzt – ich habe meine Prioritäten neu gesetzt. Anstatt 24/7 für eine Sache verantwortlich zu sein, habe ich eine neue, komplett andere Rolle übernommen – und es fühlt sich sehr gut an. Das Gefühl, einen Job nach einem GP-Wochenende erledigt zu haben und einmal durchatmen zu können, sich nicht um alles kümmern zu müssen, das ist eine große Erleichterung.»
Auch die private Komponente spielte bei der Neuausrichtung eine wichtige Rolle: «Als Teammitglied bist du 200 Tage im Jahr auf Reisen. Bereits 18 GP-Events waren in der Vergangenheit oft an der Belastungsgrenze. Ich hatte das Glück, meine Frau hat das all die Jahre mitgemacht – so geht es nicht allen. Was auch klar ist: Wenn du von einem Rennen in Übersee heimkommst, dann bist du erstmal drei Tage für nichts zu gebrauchen. Ich bin wirklich sehr froh, mehr Zeit für das Private zu haben.»
Zeelenberg über seine neue Aufgabe: «Ich werde bei 12 MotoGP-Events direkt vor Ort sein. Letztlich handelt es sich dabei um alle Europa-Termine. Dazu stehe ich dem Sender mit meinem Wissen dann im TV-Studio bei allen weiteren Übertragungen zur Verfügung.
Es macht mir Spaß, ich hatte noch ein Problem vor vielen Menschen zu sprechen. Dennoch – es gibt noch viel zu lernen.»
Die Verbindung zu der TV-Anstalt kam nicht zufällig zustande, wie Zeelenberg berichtete: «Wir kennen uns schon eine Weile und es gab öfters Gespräche in diese Richtung. Vor zwei Jahren war es bereits sehr konkret und ich wurde gefragt, wie lange ich mir den Teammanager-Job noch antun will. Jetzt haben wir es umgesetzt. Und ich bin wirklich froh, dass ich mich sinnvoll einbringen kann. Würde ich nur zu Hause sitzen, das Wissen wäre irgendwann verpufft.»