Marc Márquez: «Pedrosa und Lorenzo unter Druck»
Marc Márquez
Marc Márquez (20) hat bei den ersten neun MotoGP-Rennen acht Podestplätze, drei Siege und drei Pole-Positions erkämpft. Der Repsol-Honda-Pilot reist als klarer WM-Spitzenreiter zum Indianapolis-GP. Dort hat er 2011 und 2012 jeweils den Moto2-WM-Lauf gewonnen.
Marc, nach dem Indy-GP geht es für euch zurück nach Europa. Es folgen mit Brünn und Silverstone Schlag auf Schlag die nächsten Rennen. Jetzt beginnt also der anstrengendste Teil der WM-Saison, nicht wahr?
Ja, jetzt haben wir drei Rennen an drei Sonntagen hintereinander. Und ich werde alles tun, um mein Niveau hoch zu halten. Gleichzeitig bin ich neugierig, wie mein Leistungslevel in Indy im Vergleich zu Lorenzo und Pedrosa aussieht, die jetzt zu 100 Prozent genesen sein sollten. Die beiden stehen jetzt unter Druck.
Du hast mit Dirt-Track-Motorrädern trainiert. Warum hast du nach dieser Methode trainiert? Weil die Amerikaner früher damit Erfolg hatten?
Als ich jünger war, hat mir das Dirt-Track-Fahren sehr viel Spass gemacht. Schon im Alter zwischen sechs und zehn Jahren bin ich viel Dirt-Track gefahren. Dabei ist Dirt-Track in Spanien nicht besonders populär.
Vor dieser Saison habe ich gesagt, ich will wieder mit Dirt-Track beginnen. Das gefällt mir einfach. Du fährst schnell in die Kurven rein, dann musst du das Bike abbremsen, aufrichten und beschleunigen. In der MotoGP-Klasse ist es ähnlich. Du musst auch in den Kurven sehr aufmerksam sein. Du musst die Slides kontrollieren und das Gas.
Die Gegner von Yamaha sagen, die Honda-Fahrer hätten Vorteile beim Beschleunigen und dadurch auch im Top-Speed. Wo haben dann die Yamaha-Fahrer ihre Vorteile?
Das hängt von den Strecken ab. Ja, vielleicht haben wir eine bessere Beschleunigung. Aber wenn der Grip nicht passt, kannst du die zusätzliche Power nicht ausnützen. Manchmal haben die Yamaha mehr Kurvenspeed. Die Yamaha wirken kleiner und handlicher.
Yamaha hat letzte Woche in Brünn das neue Getriebe ohne Zugunterbrechung getestet. Wenn diese «seamless gearbox» bei den Rennen eingesetzt wird, könnten die Maschinen ziemlich ebenbürtig sein.
Du hast in diesem Jahr viel gelernt, das erwähnst du immer, im Kampf gegen Fahrer wie Dani und Valentino. Was musst du jetzt noch lernen?
Ich weiss es nicht. Bei den letzten Rennen habe ich mich sehr gut gefühlt. Ich fühle mich lockerer. Das ist am Wichtigsten. Im Frühjahr habe ich mir von den Gegnern viel abgeschaut. Jetzt brauche ich einfach viele weitere Runden, dann lassen sich gewisse Fehler korrigieren. Wir wollen uns verbessern, klar.
Wo gibt es noch Lernbedarf?
Ich muss das Potenzial der Reifen noch besser ausnützen. Im Qualifying habe ich manchmal Mühe, das Letzte aus den weichen Reifen raus zu quetschen. Und ich fühle mich im Rennen auf neuen Reifen oft viel wohler als auf den abgenützten.
Du hast gesagt, Pedrosa und Lorenzo stünden unter Druck. Mehr als du. Aber du führst jetzt die Tabelle mit 16 Punkten Vorsprung an. Ändert sich dadurch deine Taktik?
Nein, im Moment haben sich die Ziele und die Mentalität nicht geändert. Es ist alles gleich wie in der ersten Saisonhälfte. Okay, ich spüre etwas Druck. Denn wir führen in der WM, wir haben zuletzt zweimal gewonnen. Aber ich will nichts anderes tun, als auf dem bisherigen Niveau zu bleiben.
Eines deiner Rennen ist unvergesslich. Estoril-GP 2010 in der Klasse bis 125 ccm. Du musstest vom letzten Platz losfahren, dein Team zeigte dir an: Platz 2 ist okay. Aber du hast gewonnen. Hast du dieses Signal gesehen? Was hast du dir dabei gedacht?
Ja, ich habe das Signal jede Runde gesehen. Das Team und Teamchef Emilio Alzamora wollten mir immer mitteilen, was sie dachten. Aber sie können nicht abschätzen, ob ich mich auf dem Motorrad gut fühle oder nicht. Aber manchmal ist es gut, wenn sie in Ruhe an die WM-Situation denken und mich notfalls einbremsen. Aber ich denke mir immer: Wenn ich gewinnen kann, warum nicht? Wenn ich mit gut fühle auf dem Motorrad, probiere ich es.
Was hast du seit Laguna Seca gemacht?
Zuerst habe ich ein Woche gar nichts gemacht, richtig Urlaub. Ich habe mir Freizeit gegönnt und mich entspannt. Dann bin ich etwas Rad gefahren, etwas gelaufen, in bin ins Fitness Centre gegangen und etwas Dirt-Track gefahren. Ich habe die Vorbereitung ähnlich gemacht wie im Winter. Das hat sich bewährt, also gab es keinen Grund, das zu ändern.