Martin Bauer: Noch hat seine Suter-BMW Untergewicht
Die Aussendarstellung lässt nichts zu wünschen übrig: Der Teamtruck steht im Fahrerlager von Brünn glänzend schwarz zwischen den Lastwagen von Forward Racing und Iodaracing, in der Box stehen zwei Suter-BMW auf roten-schwarzen Teppichen bereit für den grossen Auftritt, auf der Boxendekoration fehlen einzig noch die bereitliegenden Aufkleber. So präsentiert sich das österreichische Team «Remus Racing by S&B Motorsport» von Fritz Schwarz und Andreas Bronnen beim Tschechien-GP, bei dem der dreifache IDM-Superbike-Champion Martin Bauer mit einer Wildcard antritt. Am Tag vor dem ersten freien Training erledigten die Österreicher die letzten Details vor dem MotoGP-Debüt als Claiming-Rule-Team.
Die Motorräder mussten dabei am Donnerstag die Abnahme bestehen. «Es ist alles in Ordnung. Wir sind aber noch etwas zu leicht», erklärte Schwarz, der sich um die Technik kümmert. «Wir müssen noch 7 kg drauf packen. Das Gute daran ist, dass wir die Gewichte platzieren können, um mit der Balance zu spielen.» Die beiden Suter-BMW sind nicht identisch, eines der Chassis erlaubt mehr Einstellmöglichkeiten bei der Steifigkeit. Schwarz: «Martin tendiert zu diesem neuen mit mehr Varianten.»
Der Techniker arbeitete bereits in der Zweitakt-Ära von KTM im GP-Sport und bei Andreas Meklau in der Superbike-WM. «Deshalb ist das Umfeld nicht umwerfend neu für mich. Aber es ist speziell, jetzt einen Márquez als Star vor sich zu haben, den kenne ich noch aus der Zeit als er ganz jung war», schildert Schwarz seine Begegnung mit dem WM-Leader.
Leistungsniveau der Motoren unklar
Die BMW-Motoren werden von der Standard-Elektronik gesteuert, das Tuning fand komplett in der Werkstatt von Schwarz statt. «Ich habe keine Ahnung, wo wir bei der Leistung im Vergleich mit Ioda stehen», meint der Techniker über das MotoGP-Stammteam, das auch mit BMW-Power unterwegs ist. Remus Racing gab nach dem letzten Brünn-Test eine 2:00,4 min als schnellste Rundenzeit Bauers an. Damit wäre der 37-jährige Österreicher nur drei Sekunden hinter Valentino Rossi gelegen, der mit dem Yamaha-Werksteam zur gleichen Zeit auf der Strecke war. Zum Vergleich: Jorge Lorenzos MotoGP-Polezeit von 2012 lag bei 1:55,799 min, Randy de Puniet erzielte als schnellster CR-Pilot eine 1:57,844 min und Colin Edwards fuhr auf der Suter-BMW eine Zeit von 1:59,863 min und stand damit auf Startplatz 15.
Bronnen und Schwarz investierten bisher rund eine viertel Million Euro in das Claiming-Rule-Projekt, das bisher nur für Brünn fix ist. Bronnen meinte am Donnerstag: «Beim Test mit Rossi war die Nervosität grösser als jetzt. Jetzt ist es wie im Spielcasino, jetzt rollt die Kugel, es gibt kein Zurück mehr.» 25 Gäste wird das Team in Brünn empfangen, für die meisten ist es eine Belohnung für geleistete Mitarbeit. «Viele der Gäste sind Zulieferer, die uns ideell unterstützten auch mal die 5 gerade sein gelassen haben.»
Bronnen, 2012 mit Michi Ranseder in der IDM Superbike noch Vizemeister, war vom Empfang in der Königsklasse angetan. «Die Leute in der MotoGP haben uns positiv aufgenommen. Bereits haben uns Mike Leitner (Anm.: Crew-Chief von Dani Pedrosa) und Gustl Auinger (Ex-GP-Fahrer, jetzt Coach im Red Bull Rookies Cup) in der Box besucht. In der IDM gab es sogar Probleme, wenn wir die Fahnen eines Sponsors auf dem Truck gehisst haben. Hier sagte uns Mike Trimby von der IRTA: ‹Natürlich könnt ihr Flaggen hissen!›», freute sich Bronnen.
Brünn-GP live auf ORF Sport+
Die Resonanz in Österreich auf das CR-Projekt war im Vorfeld beeindruckend, neben der Fachpresse haben auch viele Mainstream-Medien berichtet. Nun folgt noch der Ritterschlag: TV-Sender ORF Sport+ überträgt wegen Bauers MotoGP-Debüt den Tschechien-GP live (ab 12.55 Uhr), der öffentlich-rechtliche Sender besuchte den 37-Jährigen für eine Hintergrundreportage zu Hause. Am Mittwoch wurde ausserdem in der News-Sendung «ZIB 20» auf ORF 1 berichtet.
Übrigens: Bauer wird der erste Österreicher am Start eines MotoGP-Rennens seit 20 Jahren sein. Seit Karl Truchsess 1996 (letzter Startplatz, 7 sec hinter Mick Doohan) auf dem damaligen A1-Ring ist kein rot-weiss-roter Pilot in der Königsklasse aufgetreten. Der Steirer nahm am Rennen aber wegen Aussichtslosigkeit nicht teil. Deshalb ist Andreas Meklau der letzte Österreicher, der bei einem MotoGP-Rennen nach Startplatz 30 in der Startaufstellung stand. Es war 1993 in Jarama.