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Stefan Bradl: «Ich freu’ mich auf die Vollnarkose»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradls gebrochener rechter Knöchel wird noch heute Nacht in Kuala Lumpur operiert. Die Teilnahme am Australien-GP ist fraglich.

Stefan Bradl bekam kurz vor seiner Abfahrt ins Spital von Kuala Lumpur im LCR-Office noch prominenten Besuch. HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto und Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo besuchten den Verletzten und erkundigten sich den Operationsplänen, seinem Befinden und nach der Sturzursache.

LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello hatte kurz zuvor mit Dr. Xavier Mir in Spanien telefoniert, der zuerst als erste Adresse für die Operation des gebrochenen rechten Knöchels in Erwägung gezogen worden war.

Zuvor hatte der umsichtige Cecchinello zwei Stunden lang das medizinische Fachpersonal der Clinica Mobile und die Dorna-Ärzte konsultiert, die seit dem Simoncelli-Crash vor zwei Jahren auf Dorna-Kosten zu allen WM-Läufen entsendet werden. Auch Medical Director Dr. Michele Macchiagodena wurde mehrmals zu Rate gezogen.

Dann fiel die Entscheidung: Operation noch in der Nacht zum Sonntag in Kuala Lumpur, der KLM-Flug nach Barcelona via Amsterdam wurde wieder storniert.

«Wir haben mit Dr. Mir persönlich am Telefon gesprochen», schilderte Stefan Bradl gegenüber SPEEDWEEK.com. «Er hat uns empfohlen, den zwölfstündigen Rückflug nach Europa zu vermeiden. Erstens wegen der Zeit, die dadurch verloren ginge. Zweitens seien die ersten zwölf Stunden nach dem Unfall de sinnvollste Zeitpunkt für eine Operation, weil dann auch die Gefahr einer Infektion am geringsten ist, hat er gemeint. Drittens wird fast ein Tag für den Heilungsprozess gewonnen. Lucio hat sich darum gekümmert, dass uns der Medical Stuff aus der Clinica Mobile ins Krankenhaus begleiten und bei der Operation assistieren wird. Auch die Dorna-Ärzte kommen mit. Das ist das Beste und Professionellste, was wir auf die Schnelle organisieren haben können. Ich bin da in den besten Händen. Eine bessere medizinische Betreuung würde hier in Malaysia kein Mensch kriegen... Es ist geplant, dass mich eine Koriphäe aus China operiert. Alles High Class! Ich habe inzwischen zugestimmt, dass ich unter Vollnarkose operiert werde. Denn es besteht die Gefahr, dass ein Nerv getroffen wird. Dann ist es besser, dass ich schlafe. Da muss ich nicht live dabei sein. Ich habe jetzt nichts mehr gegen eine OP hier in Malaysia. Denn ich bin froh, wenn ich sie so rasch als möglich hinter mich bringe.»

Danach wurde Stefan von LCR-Teamkoordinator Oscar Haro huckepack aus dem Office getragen, unmittelbar vor dem Container stand ein silber-farbener Mercedes E 320. Oscar liess Bradl vorne links auf den Beifahrersitz plumpsen (in Malaysia herrscht Linksverkehr), er legte den gebrochen Fuss vorne aufs Armaturenbrett. Das schien nicht sonderlich bequem, als hüpfte der deutsche Patient wieder aus dem Auto, drei Schritte nach hinten, dort nahm er auf dem linken Rücksitz Platz.

Teamchef Lucio Cecchinello schnallte seinen Rucksack um, er will in der Klinik bei Stefan übernachten. «Wir haben alles Menschenmögliche getan», versicherte der Ex-GP-Pilot. «Ich möchte die Verantwortlichen in der Klinik auch fragen, ob die italienischen Ärzte die Operation durchführen dürfen. Aber wie gesagt: Es sind Spitzenärzte aus Singapur, China und Malaysia im Dienst.» Sprach’s und nahm hinten rechts im Mercedes Platz. Die italienischen Ärzte mit Dottore, Chirurg und Orthopäden Alberto Busilacchi an der Spitze setzten sich in ein zweites Fahrzeug und rauschten ab Richtung Kuala Lumpur.

«Ich freu’ mich auf die Vollnarkose», rief Stefan Bradl dem SPEEDWEEK.com-Reporter zu, ehe er die Türe zuwarf. «Dann kann ich endlich wieder einmal ohne Jetlag eine Nacht durchschlafen.»

Unmittelbar nach Bradls Anfahrt aus dem Fahrerlager meldeten sich zahlreiche Mitglieder von anderen Teams sowie Rennfahrerkollegen, die Stefan alles Gute wünschten. Den Anfang machte Valentino Rossi. «Sag Stefan, er soll schleunigst gesund werden», bemerkte der Superstar. «Denn er soll im Winter zum Dirt-Track-Fahrer auf meine Ranch kommen. Er ist jederzeit eingeladen.»

Tech3-Teamchef Hervé Poncharal: «Es tut mir ehrlich leid für Stefan. So ein Blödsinn mit diesem Grasteppich. Wir drücken ihm die Daumen.»

«Wie geht’s Stefan», erkundigte sich Jonas Folger beim Abendessen im Hotel Equatorial in Bangi, wo Bradl bisher im Zimmer 639 genächtigt hatte. Folger hatte sich in Misano links am Schaltfuss einen Knöchelbruch zugezogen. 13 Tage nach der Operation hatte er in Aragón Rang 7 im Moto3-Rennen erreicht. Folger: «Wenn ich es mir aussuchen hätte können, hätte ich mir auch lieber den rechten Fuss gebrochen. Mit dem linken musst du schalten und brauchst viel Gefühl. Rechts musst du nur nach unten auf den Bremshebel tippen.»

Die Ärzte prophezeiten, dass Stefan Bradl am Sonntagnachmittag das Spital eventuell bereits verlassen kann. «Wenn er will, dann holen wir Stefan ab, er kann sich hier in der Box um 16 Uhr das Rennen anschauen», meinte Crew-Chief Beefy Bourguignon. «Wenn er lieber seine Ruhe haben will, kutschieren wir ihn ins Hotel.»

Am Montag oder spätestens am Dienstag sollte entschieden werden, ob Bradl zum Australien-GP fliegt. Sein Malaysia-Airlines-Flug nach Melbourne ist für Dienstagabend 22.25 Uhr gebucht.

Zur Erinnerung: Pedrosa und Lorenzo entscheiden sich nach ihren Samstag-Stürzen vom Sachsenring auch erst am Dienstag (drei Tage vor dem ersten Training) zum Flug nach Laguna Seca in Kalifornien. Nachherkamen sie beim US-GP beide unter die ersten fünf.

Stefan Bradl zeigte sich vor der OP wankelmütig. «Was meine Teilnahme in Phillip Island betrifft, sehe ich ein grosses Fragezeichen. Nach der OP wissen wir mehr. Meine persönliche Meinung: Ich fahre nicht um die Weltmeisterschaft. Natürlich würde ich den sechsten WM-Rang gerne behalten. Aber wenn das Wetter in Australien zwiespältig ist... Ich sehe momentan keine grosse Notwendigkeit, in Australien an den Start zu gehen. Aber ich kann hinfliegen. Ich bin dann dort an der Strecke jeden Tag bei den besten Physiotherapeuten in Behandlung.»

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