Stefan Bradl: Die Jagd auf Rossi und Pedrosa
Stefan Bradl
Bei Repsol-Honda werden momentan Marc Márquez und seinem Manager Emilio Alzamora alle Wünsche von den Lippen abgelesen. Alzamora hat durchgesetzt, dass er seine spanischen Moto2-Mechaniker jetzt wieder in der Box hat. Er dürfte auch seine Finger im Spiel haben bei der Verbannung von Alberto Puig aus der Box.
Und man kann sich ausmalen, dass er bei einer Vertragsverlängerung von Marc Márquez über das Jahr 2014 hinaus auch bei der Frage des Teamkollegen ein Mitspracherecht geltend macht.
Und da wird Dani Pedrosa nicht der Wunschkandidat Nr. 1 sein. Bei der Honda Racing Corporation sind diese Signale bereits deutlich empfangen worden.
Vielleicht hat deshalb Stefan Bradl bereits einen HRC-Vertrag für 2014 erhalten. Für die ersten zwei Jahre war er bei LCR-Honda unter Vertrag. Dort wird er auch nächstes Jahr fahren, aber der Deal wurde mit dem Werk direkt abgeschlossen. Vertragspartner ist die Honda Racing Corporation.
Stefan Bradl hat diesen Wink klar verstanden. Bei HRC hätte niemand etwas dagegen, wenn er für 2015 den Platz von Pedrosa übernehmen würde.
Der Bayer gilt als Honda-Mann, sein Vater Helmut hat seine ganze 250-ccm-GP-Karriere auf Honda bestritten. Und der deutsche Markt ist auch nicht ganz unwichtig.
Aber Fakt ist auch: Stefan Bradl muss sich 2014 steigern.
Und in den Gesprächen mit HRC-Managern wurde ihm dieser Auftrag klar ans Herz gelegt.
Stefan, du hast zuletzt klar gespürt, dass dich HRC 2015 gerne im Repsol-Honda-Team sehen würde? Du bist jetzt 24. In deinem Alter gibt es keinen anderen mit Honda-Vergangenheit, der dafür prädestiniert wäre. Wie siehst du das?
Ja. Ich habe nach dem Valencia-GP noch einmal ein Abschlussgespräch mit HRC gehabt. Die Situation für 2014 ist so, dass ein gewisser Druck da ist. Es werden einige Podestplätze gefordert. Und es gilt, gewisse Gegner zu schlagen. Da sprechen wir natürlich auch von Rossi und Pedrosa.
Das heisst, dass wir permanent aufs Podium fahren sollen. das sind hochgestreckte Ziele.
Wenn ich das schaffe, bin ich im Werksteam, glaube ich. Oder dann habe ich zumindest grosse Chancen, ins Honda-Werksteam zu kommen.
Das ist eine Wahnsinnschance. Es ist aber auch brutal schwierig.
Du hast dich aber auch 2013 gegenüber 2012 verbessert. Du hast 21 Punkte mehr, du hast dich in der Tabelle um einen Platz verbessert, trotz des Knöchelbruchs. Du hast einen ersten Podestplatz erzielt, dazu Trainingsbestzeiten am Freitag in Sachsen, in Brünn, am Sonntag in Motegi, du hast in Laguna Seca dominiert und die Pole-Position geholt.
Wir haben jetzt mehr Erfahrung, wir werden beim Bremsenfabrikat nicht mehr hin- und herschwenken. Wir sind also besser aufgestellt als je zuvor. Wir haben alle Kleinigkeiten aussortiert.
Jetzt geht es darum, dass ich schon beim ersten Test im Februar vorne dabei bin, im Bereich von Rossi und Pedrosa. Von Márquez und Lorenzo will ich noch nicht reden.
Du warst beim Valencia-Test Gesamtvierter, du hast dort Pedrosa, Bautista und Rossi besiegt.
Ja, und ich habe nur 0,5 sec auf die Bestzeit verloren. Das muss auch das Ziel für die künftigen Tests sein. Der Rückstand auf die schnellste Rundenzeit sollte nie grösser als eine halbe Sekunde sein. Dann sind wir ein bisschen näher am Podium dran als bisher.
Du hast dich beim Valencia-Test gegenüber dem GP-Qualifying um 0,8 Sekunden gesteigert. Die Gegner haben sich nicht gesteigert. Wenn das die Tendenz ist, geht alles in die richtige Richtung
Ja, wenn das die Tendenz ist, dann passt es. Das war ein zufriedenstellender Test, muss ich sagen. Wir haben uns verbessert, denn mit dem Grand Prix war ich nicht so glücklich, wir waren zu langsam. Immerhin bin ich dort erstmals als Ziel gekommen, aber nur auf Platz 6.
Beim Test haben wir uns deutlich gesteigert, ich war von der Rundenzeit her deutlich schneller.
Wenn das die Basis für den Malaysia-Test wäre und für die nächsten Rennen, wäre es super.
Wenn ich jetzt über den Winter so gut trainieren kann wie nie zuvor, erstmals inklusive Motorrad, dann werden wir bestens vorbereitet sein.
Wie setzen sich die 0,8 Sekunden zusammen, die ihr gefunden habt?
Schwierig zu sagen. Die neue Brembo-Hinterradbremse hat vielleicht 0,3 Sekunden gebracht, ich bin mit ihr schnell gut zurechtgekommen. Das bessere Set-up brachte 0,3 Sekunden, der Fahrer fand noch 0,2 Sekunden.