Marc VDS: 2015 mit Rabat in der MotoGP-WM?
Das finanzstarke belgische Marc VDS Racing-Team des Biler-Milliardärs Marc van der Straten (VDS) wollte schon für 2012 in der MotoGP-WM einsteigen, damals mit Suter-BMW. Später wurde mit Ducati verhandelt, die Belgier wollten für 2013 statt Pramac das Junior-Team führen, als Fahrer waren Scott Redding und Tom Lüthi im Gespräch.
Für 2014 suchte MarcVDS-Teammanager Michael Bartholemy wieder Partner für ein MotoGP-Team; es wurde mit Yamaha, Honda und Ducati gesprochen. Marc VDS hätte zum Beispiel gerne von Kalex ein Chassis für die YZR-M1-Motoren bauen lassen, diesmal kam in erster Linie Scott Redding als Fahrer in Frage. Er hatte im Juni 2013 nach dem Barcelona-GP 37 Punkte Vorsprung auf den späteren Moto2-Weltmeister Pol Espargaró.
Doch die MarcVDS-Pläne scheiterten – die Belgier erhielten keinen zusätzlichen Startplatz in der MotoGP-WM.
Zuerst sollte ja nicht einmal Suzuki eigene Plätze für 2014 erhalten. Erst als die Japaner die Rückkehr auf 2015 verschoben, wurden zwei Plätze reserviert. Zuerst wurde Suzuki nagegelegt, sich mit einem existierenden Team zu verbünden – zum Beispiel mit Aspar Martinez. Dann wurde bei Iodaracing angefragt, doch Teambesitzer Giampiero Sacchi soll für seine beiden Plätze das bekömmliche Sümmchen von 5 Mio Euro verlangt haben.
Als im September durchsickerte, dass Iodaracing Sponsor Came verliert, wollte Marc VDS einen Platz von Iodaracing für sich beanspruchen. Doch Sacchi lehnte ab. Erst im Februar 2014 legte er den Startplatz für Leon Camier zurück...
SPEEDWEEK.com hat mit Michael Bartholemy gesprochen, dessen Moto2-Team mit Tito Rabat und Mika Kallio in Katar einen Doppelsieg feierte.
Michael, du hast Redding im Herbst für zwei Jahre zu Gresini transferiert, weil Marc VDS keinen Platz bekommen hat? Will Marc VDS trotzdem für 2015 wieder einen MotoGP-Platz beantragen?
Unser Teambesitzer Marc van der Straten hat immer ein Auge auf die MotoGP. Das war nicht nur so eine Idee. Wir waren auch die Ersten, die sich einst um ein Claiming-Rule-Projekt gekümmert haben. Aber als wir gesehen haben, dass CRT nicht so der 100 Prozent richtige Weg war, haben wir es sein gelassen.
Als dann für 2014 die neue Open-Kategorie gekommen ist, als es dann M1-Motoren von Yamaha zu leasen gab und Production-Racer von Honda verkauft wurden, hat Marc gesagt: Hör dich mal um, welches Material verfügbar ist.
Wir hatten schon Ende 2012 ein Meeting mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta, wo er gesagt hat, wir wären willkommen in der MotoGP. Marc war ziemlich angetan. Wir haben also mit allen Herstellern gesprochen.
Dann hiess es aber, dass wir nicht dieselbe finanzielle Unterstützung bekommen würden wie die existierenden Teams.
Da geht es um rund 1 Million Euro pro Fahrer im Jahr?
Ja, plus Reifen, Fracht und so weiter. Insgesamt kommst du auf 1,3 Millionen Euro im Jahr. Wir hätten diese Unterstützung als neues Team nicht bekommen.
Da hat Marc gesagt, das findet er nicht fair, denn er steckt genug Geld in die Moto3 und Moto2. Wir haben dort eine saubere Struktur und wollen unsere Einsätze vernünftig darstellen.
Marc VDS hätte sich für mehrere MotoGP-Jahre verpflichtet.
Ihr habt trotzdem mit Honda, Yamaha und Ducati verhandelt?
Ja, wir haben uns alle Pakete angeschaut. Aber Marc hat gesagt: Wir wollen keine Extrawurst, aber wir möchten die gleiche Unterstützung wie die anderen MotoGP-Teams. Dadurch sind die MotoGP-Pläne dann flach gefallen.
Erst beim Aragón-GP Ende September ist durchgesickert, dass wir uns mit Sacchi in Verbindung setzen sollen, er hätte finanzielle Atemprobleme, hiess es.
Das habe ich gemacht. Am Anfang hat er das dementiert, aber irgendwann kam schon raus, dass seine Probleme hartnäckig waren. Die Sache sah dann auch gut aus.
Aber zu diesem Zeitpunkt konnten wir keine Yamaha mehr bekommen, die Frist war eigentlich Mitte Juli auf dem Sachsenring abgelaufen.
Und in Sepang Mitte Oktober haben wir gesagt: Okay, wir kaufen eine Honda. Das hätte von der Zeit her gereicht, denn auch Martinez hat erst nachher unterschrieben.
Doch dann haben gewisse Leute dazwischen gefunkt. Klar, Redding sollte zu Gresini. Aber der Vertrag war vor dem Sepang-GP noch nicht unterschrieben. Es gab nur einen Vorvertrag über zwei, drei Seiten. Marc van den Straten war zu diesem Zeitpunkt bereit, mit Honda, Gresini und allen Beteiligten eine gute Lösung zu finden. Voraussetzung war aber: Scott Redding ist unser Fahrer.
Honda sagte jedoch: Tut uns leid, es sind keine Motorräder mehr da. Dabei war Martinez später dran als wir...
Marc van der Straten hat inzwischen gesagt: Halte die Augen offen für 2015, guck was das beste Paket ist.
Es wäre vorstellbar, dass wir 2015 eine MotoGP-Saison mit Tito Rabat machen würden, wenn er Moto2-Weltmeister wird. Für 2016 könnten wir dann Redding zurückholen.
Es gibt mehrere Szenarien für unsere MotoGP-Zukunft. Aber die Bedingung lautet: Wir wollen einen fixen Startplatz haben.
Mit Paul Bird Motorsport (PBM) habt ihr auch wegen Startplätzen verhandelt?
Ja, aber er hat im Herbst noch geglaubt, er wird das Nr.-1-Team von Aprilia. Bei Sacchi war es ähnlich. Auch Avintia hat immer ein bisschen gestrauchelt. Aber ich denke, die warteten anfangs darauf, dass ihnen Suzuki für 2014 ihre Plätze für ein paar Millionen abkauft. Da waren horrende Summen im Spiel.
LCR-Honda-Chef Lucio Cecchinello hätte für 2015 einen zweiten Platz neben Bradl bekommen – für Nicky Hayden.
Ja, wir haben auch mit Lucio gesprochen. Für Hayden hätte die Dorna eine Ausnahme gemacht...
Es werden also jetzt für 2015 wieder alle MotoGP-Möglichkeiten geklärt?
Ja. Wir schauen, was möglich ist.
Unser Hauptziel 2014 ist aber die Moto2. Wir haben sogar die Idee, das Moto2-Team 2015 um einen dritten Fahrer zu erweitern. Aber dann würden wir unser Moto3-Team mit Livio Loi opfern.
Das Material für die MotoGP-WM 2015 ist noch offen?
Ja, Marc möchte das bestmögliche Material, das verfügbar ist. Wie in der Moto2. Wenn dort Kalex das Beste ist, fahren wir Kalex.
Für 2014 wäre unser MotoGP-Projekt unabhängig von der Moto2- und Moto3 gewesen. Und es wäre zu 100 Prozent von uns finanziert gewesen. Wir hätten uns keine Sorgen machen müssen, dass wir irgendwann jemand nicht bezahlen hätten können.