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LCR-Crew-Chief Bourguignon: «Stefan fuhr stark»

Von Günther Wiesinger
Natürlich hätte das LCR-Honda-Team mit Stefan Bradl in Texas gern einen Podestplatz gefeiert. Aber Crew-Chief Beefy Bourguignon weiss, dass es «ein besondeers Rennen» war.

Stefan Bradl hat sich zum Ziel gesetzt, 2014 bei möglichst allen Rennen unter die ersten fünf zu fahren häufig um einen Podestplatz zu fighten und den Speed und die Konstant in den Rennen zu verbessern.

SPEEDWEK.com hat sich mit Christophe «Beefy» Bourguignon, Crew-Chief von LCR-Honda, unterhalten und ihn um eine Zwischenbilanz nach zwei WM-Läufen gebeten.

Bradl stürzte in Doha als Spitzenreiter in Runde 9, in Austin landete er auf Platz 4.

Beefy, wie fällt dein Resümee nach dem Texas-GP aus? Überwiegt die Enttäuschung über den entgangenen dritten Platz?

Texas war ein besonderes Rennen für uns. Wir haben in Katar keine Punkte geholt. Dann sidn wir in Austin eingetroffen, und Stefan hatte im Training eine wirklich gute Pace. Er war am Samstag Zweiter, Vierter und Dritter.
Wir hatten definitiv die Pace, um aufs Podium zu fahren.
Als Rennmenschen waren wir ein bisschen frustriert, als es nicht geklappt hat. Aber Stefan hat nach sechs Rennrunden bereits Probleme mit dem Vorderreifen gehabt, besonders auf der rechten Seite, den meisten anderen Piloten ist es genau so ergangen.
Vielleicht sind wir dann ein bisschen in den Protection-Modus gegangen... Stefan ist wirklich stark gefahren, er hat das Motorrad auf den vierten Platz heimgebracht, was wirklich gut ist für uns.
Wenn wir ein bisschen mehr Freiheit beim Resultat gehabt hätten, wenn wir also in Katar gepunktet hätten, hätte das Potenzial für Platz 3 bestanden.

Deine Enttäuschung war anfangs spürbar. Als du den Vorderreifen gesehen hast, wurde das Ergebnis und die Rücksichtnahme von Stefan verständlicher?

Alle hatten Sorgen mit dem Vorderreifen. Auch Dovizioso.
Wir haben die Daten analysiert. Es haben uns drei Zehntel pro Runde gefehlt, nicht nur in Rechtskurven. Denn es ist in so einem Fall für den Fahrer schwer zu verstehen, ob das Problem nur in den Rechtskurven zutage tritt.

Dovizioso hat vier MotoGP-Jahre mehr Erfahrung als Stefan. Ist er mit dem Vorderreifen deshalb geschickter umgegangen? Er sagte, er habe ihn geschont, ohne viel Zeit zu verlieren.

Dovi ist ein gutes Rennen gefahren. Er hat Stefan genau zum richtigen Zeitpunkt überholt. Und als Bradley Smith dann Stefan noch attackiert und überholt hat, ist eine 2-Sekunden-Lücke zu Dovi entstanden. Dann war es vorbei mit dem Podium.
Aber vielleicht haben wir die Chance auf das Podest bereits in den ersten sechs Runden verloren.

Stefan hat am Anfang manchmal 0,3 sec auf Rossi verloren?

Ja, auch im Vergleich zu unseren Zeiten im Warm-Up war das Tempo langsam. Stefan ist im Warm-up mit gebrauchten Reifen 2:04,6 und 2:04,7 min gefahren. Das konnten wir im Rennen nicht wiederholen.
Stefan ist wegen des Lorenzo-Frühstarts aus der ersten Reihe nicht ideal gestartet...
In der ersten Kurve war er wegen des Durcheinanders vielleicht ein bisschen zu früh auf der Bremse. Wenn wir direkt hinter Marc und Dani bleiben hätten können, hätte er in den ersten sechs Runden drei oder vier Zehntel pro Runde schneller fahren können. Das wäre dann ein Easy-Sunday-Ride zu Platz 3 gewesen.
So aber wurde er in der Anfangsphase hinter Crutchlow aufgehalten, das hat zwei Sekunden gekostet.

Beansprucht Stefan mit seinem Fahrstil den Vorderreifen stärker als manche Gegner?

Dovizioso und Rossi beanspruchen ihn genau so stark, da bin ich sicher. Bautista auch. Er ist übers Vorderrad weggerutscht. Scott Redding ging es ähnlich. Wir haben die Stürze gesehen.

Marc Márquez scheinen all diese Probleme nicht zu behelligen?

Ich habe von den HRC-Technikern erfahren, dass auch Marc nach sechs Runden in den Rechtskurven Mühe hatte. Aber er war zu diesem Zeitpunkt schon klar vorne, er wurde von niemandem bedrängt, er konnte die Situation gut kontrollieren.
Wer zu diesem Zeitpunkt nicht ans Reifenschonen denken konnte, hat Graining bekommen, wegen zu viel Hitze im Vorderreifen. Das geht innerhalb weniger Runden. Wenn das Graining einmal begonnen hat, ist es wirklich schwierig, den Grip wieder zu bekommen.

Kevin Schwantz hat sich gewundert, dass in der Moto2-Klasse mit den Dunlop-Reifen in der 16. von 19 Runden noch die Pole-Zeit gefahren wurde.

Ja, ja. Im Rennen wurde ganz deutlich langsamer als im Training udn im Quali gefahren.

Márquez war in seiner schnellsten Rennrunde in Runde 5 um 0,8 sec langsamer als im Qualifying.

Ja, in der MotoGP haben alle Fahrer ausgesagt, dass sie von Anfang an nicht dasselbe Feeling hatten wie im Training. Es kann an der Asphalttemperatur gelegen haben, es kann mit dem Gummiabrieb vom Moto2-Rennen zu tun gehabt haben. Manchmal ist das schwer zu beurteilen.

Ducati hat dem LCR-Team einen Strich durch die Rechnung gemacht. War das ein Ausnahmefall? Oder ist Ducati jetzt wieder ein fixer Podestkandidat? Auch auf langsameren Pisten?

Es hat sich in Doha und Austin gezeigt, dass Ducati den Abstand zur Spitze definitiv verringert hat. Vielleicht liegen sie noch etwas zurück, denn diesmal hatten Rossi und Lorenzo Probleme. Stefan hat vielleicht nicht sein bestes Rennen gezeigt.
Ducati kann also auch mal wieder auf Platz 6 oder 7 landen – mit diesem Bike und diesen Fahrern. Aber sie haben sich auf jeden Fall gegenüber 2013 verbessert.

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