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MotoGP-WM 2015: Was tun Crutchlow, Viñales, Bautista?

Von Günther Wiesinger
Die grossen Vier (Rossi, Lorenzo, Márquez, Pedrosa) dürften ihre Plätze behalten. Aber dahinter ist ein gewaltiges Sesselrutschen in Gang gekommen.

Bisher hat erst ein Top-Ten-Pilot aus der MotoGP-Klasse seinen Schachzug gemacht. Marc Márquez hat seinen HRC-Vertrag um zwei Jahre verlängert. Und die Transferverhandlungen für die kommende Saison haben früher begonnen als je zuvor.

Alle Verträge der ersten Zehn laufen aus, jetzt sind Lorenzo, Rossi und Pedrosa am Zug.

Wenn Pedrosa und HRC-Vizepräsident Nakamoto beteuern, dass sie auch weiter zusammenarbeiten wollen, heisst das nicht viel.
Denn es steht auch die Aussage von Nakamoto, dass er an Lorenzo interessiert ist. Und der war bei Yamaha seit 2008 noch nie so frustriert wie heute.

Allerdings: Wenn HRC bei Repsol-Honda Frieden haben will, müssen sie Pedrosa behalten. Der hat sich inzwischen dort mit seiner Nr.-2-Rolle arrangiert. Ausserdem: Lorenzo wird bei Yamaha deutlich mehr Geld verdienen als bei HRC. Dort existiert mit Márquez bereits ein teurer Titelanwärter.

Falls Lorenzo trotzdem zu Honda geht, sitzt Pedrosa in der Tinte. Er hat bei Suzuki 8 Millionen Euro verlangt, die Japaner haben aber für zwei Fahrer nur ein Budget von 5 Millionen. Für Dani hätte man im besten Fall 4 Mio abgezweigt. «Pedrosa hat kein Interesse an uns», sagte Suzuki-Teammanager Davide Brivio in Barcelona zu SPEEDWEEK.com.

Ich vermute: Wenn Pedrosa seinen Platz bei Repsol verliert, wird er aufhören.

Der Repsol-Honda-Werkspilot hat seit seinem MotoGP-WM-Einstieg 2006 die WM-Ränge 5, 2, 3, 3, 2, 4, 2 und 3 geschafft, jetzt ist er wieder 3., er hat aber nie den WM-Titel in der Königsklasse gewonnen.

Lorenzo wird finanziell keine Zugeständnisse machen. Also bleibt Transferszene spannend. Jedenfalls hat Lorenzo im Winter gesagt: «Ich würde meine Karriere am liebsten bei Yamaha beenden, sie haben von Anfang an auf mich vertraut.»

Gleichzeitig gewinnt eine Aussage von Pedrosas Crew-Chief Mike Leitner deutlich an Wert. «Einen besseren Fahrer als Dani muss Honda zuerst einmal finden», meint der Österreicher.

Ein Transfer von Pedrosa zu Ducati scheint ausgeschlossen. Die widerspenstige Desmosedici erfordert beim Fahren extrem viel Muskelkraft. Ausserdem gibt es dort mit Dovizioso, Crutchlow und Iannone bereits drei Kandidaten für die zwei Plätze im Werksteam.
Cal Crutchlow ist zwar der einzige aus den Top-Ten von 2013, der einen Vertrag für 2015 hat. Aber er kann aussteigen. Und seine Aussagen zur Ducati lassen den Schluss zu, dass er das Kapitel Desmosedici bereits abgehakt hat.

Wo kann er hingehen? Zu Suzuki? Zu Gresini-Honda? Zu LCR-Honda?

Fakt ist, dass Alvaro Bautista (bei den ersten drei Rennen 2014 gestürzt, im Barcelona-Quali nur auf Rang 12) seine Chancen auf ein viertes Jahr bei Gresini-Honda schwinden sieht.

Er ist mir 29 Jahren fünf Jahre älter als Bradl und ist schon zwei Jahre länger in der MotoGP-WM als der Deutsche. Bautista fuhr 2010 und 2011 die Werks-Suzuki. Und da HRC einen der vier RC213V-Fahrer austauschen will, fällt das Los nach heutigem Stand auf Bautista.

Deshalb hat sich Bautista bereits bei seinem ehemaligen 250-ccm-WM-Teamchef Jorge Martinez umgehört. Er könnte dort 2015 den Quoten-Japaner Hiroshi Aoyama auf der Open-Honda ersetzen. Hayden hat dort einen Zwei-Jahres-Vertrag.

Gresini könnte Scott Redding vom Production-Racer auf den Prototyp von Bautista upgraden – oder Crutchlow holen, der 2013 mit der Tech3-Yamaha vier Podestplätze erzielt hat.

Marlboro und Ducati möchten Andrea Dovizioso unbedingt behalten und Crutchlow gern loswerden, besonders seit dem zweiten Startplatz von Andrea Iannone in Mugello. Vielleicht muss man dem Briten den Abgang von Ducati-Seite mit 1 Mio oder 1,5 Mio Euro versüssen, dann könnte er bei Gresini für 1 Mio fahren und trotzdem bis zu 2,5 Mio verdienen – wie jetzt bei den Roten.

Warum Ducati auf Iannone setzt und beteuert, für einen Fahrer wie Stefan Bradl sei kein Platz im Werksteam, das muss man aus deutscher Sicht nicht unbedingt verstehen.

Iannone war drei Jahre lang Moto2-WM-Dritter, Bradl hat diese Kategorie im zweiten Jahr gewonnen – gegen Marc Márquez. Und in der MotoGP-Klasse hat Iannone bisher noch nichts gezeigt, was Bradl in seinem ersten oder zweiten Jahr nicht auch geleistet hätte.

Naja, vielleicht will Ducati-Eigentümer Audi deutlich machen, dass man sich nicht einmischt und zwei italienische Andreas perfekt ins Aufgebot einen Global Players passen.

Stefan Bradl will die Antwort auf der Rennstrecke geben, ausserdem ist es sein vorrangiges Ziel, auch 2015 bei Honda und im LCR-Team von Lucio Cecchinello zu fahren. Mit der Barcelona-Performance (Bestzeit in FP3, Startplatz 4, Platz 5 im Rennen) kam er diesem Ziel einen Schritt näher.

Gehen wir davon aus, dass Yamaha 2015 mit Rossi und Lorenzo fährt, Repsol-Honda mit Márquez und Pedrosa, Ducati mit Dovizioso und Iannone, Crutchlow vielleicht bei Gresini-Honda.

Dann wird Tech3-Yamaha-Chef Hervé Poncharal mit Pol Espargaró weitermachen, sein Bradley Smith könnte ein Kandidat bei Suzuki werden. Dann könnte Crutchlow als Monster-Mann auch zu Tech3-Yamaha zurückkehren...

Bleibt noch die Frage, wer 2015 bei Pramac-Ducati fahren wird, wo bisher kein neuer Vertrag mit Ducati unterzeichnet wurde. Es ist möglich, dass Pramac nur noch eine Desmosedici bekommt und die zweite woanders (Avintia?) eingesetzt wird. Avintia-Pilot Héctor Barbera hat 2012 in der WM bei Parmac-Ducati keine schlechzte Figur gemacht.

Die Kandidaten bei Pramac: Iannone, wenn Crutchlow seinen Vertrag im Werksteam nicht kündigt, Rabat, Bradl, Smith und so weiter.

Suzuki hat seinen Köder Richtung Maverick Viñales ausgeworfen. Der Moto3-Weltmeister von 2013 (auf Calvo-KTM) hat in diesem Jahr gleich seinen zweiten Moto2-WM-Lauf gewonnen, er ist WM-Dritter, hat aber bei HRC für die MotoGP-WM abgesagt. Vielleicht ist er noch sauer, weil ihm Honda 2012 beim Titelkampf in der Moto3-WM im Stich gelassen hat. Auch Aleix Espargaró steht wieter auf der Suzuki-Wunschliste, er hat aber einen Vertrag bei Forward-Yamaha für 2015 – und dort winkt wohl das bessere Material.

Moto2-WM-Leader Rabat hat aber einen Vertrag mit Marc VDS und muss wohl mit den Belgiern in die MotoGP-WM aufsteigen, wenn sie einen Platz kriegen und entweder mit einer Honda RCV1000R oder einer Kalex-M1-Yamaha antreten.

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