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Jack Miller: «Das war der beste Tag meines Lebens»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller auf der Open-Honda

Jack Miller auf der Open-Honda

LCR-Honda-Neuling Jack Miller drehte 61 Runden und war von der rund 230 PS starken MotoGP-Maschine hingerissen. «Das Bike ist unbeschreiblich zu fahren», strahlte er.

Jack Miller legte am ersten MotoGPTesttag in Valencia nicht weniger als 61 Runden zurück, in Runde 57 gelang ihm seine Bestzeit von 1:34,320 min, das reichte für Platz 22 und 27 Fahrern, er blieb einige renommierten MotoGP-Piloten dicht auf den Fersen.

Der Moto3-WM-Zweite ist der erste Fahrer seit Garry McCoy (1997/1998), der von der kleinsten GP-Klasse in die Königsklasse aufsteigt.

Aber eines ist klar: Miller wird auch in der MotoGP-Klasse seinen Weg machen.

Jack, du wolltest deine Mama noch zum Einkaufen von neuen Unterhosen schicken. Wie viele hast du heute gebraucht?

Einige... (Er lacht). Es war ein Schock. Der Speed war ein Schock, aber nur am Anfang. Nach einigen Exits gewöhnst du dich an den Speed. Aber nichts kann dich auf diese immense Bremskraft vorbereiten... Das ist ein unglaubliches Gefühl. Diese Bremsen wollen nichts anderes, als das Bike unter deinem Körper wegzureissen. Die Honda ist ein erstaunliches Motorrad.
Ich habe heute den besten Tag meines Lebens genossen.

Warst du nervös und aufgeregt vor den ersten Runden?

Aufregt, ja. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugemacht. Ich hatte grosse Erwartungen... Ich konnte kaum erwarten, dass es 12 Uhr Mittag wurde und ich losbrausen konnte.
Ich habe den ganzen Tag keine Pause gemacht, ich bin 61 Runden gefahren.
Wir waren von den Zeiten her nicht so weit weg, obwohl wir uns wirklich nicht auf die Zeiten konzentriert haben. Ich habe mich gut mit dem Bike angefreundet. Ich habe gleich ein gutes Gefühl gekriegt. Wir haben beim Set-up ein paar Änderungen gemacht. Das hatten wir eigentlich noch gar nicht eingeplant.
Wir haben den härteren Vorderreifen noch nicht probiert, obwohl er mir eigentlich willkommen wäre. Mit dem weichen hatten wir beim Bremsen etwas Mühe. Der harte könnte uns mehr Stabilität geben.

Wie schwierig war es, mit den Bridestone-Reifen klar zu kommen?

Nicht so schwierig, die Reifen haben gut funktioniert. Ich bin sogar mit sehr stark gebrauchten Reifen nur 0,4 sec über meiner Bestzeit geblieben. Damit bin ich happy.

Was hat dich mehr beeindruckt: Das Bremsen oder die Power?

Das Bremsen. Natürlich ist es auch schwierig, das Feeling zu beschreiben, wenn man von knapp 60 auf 230 PS umsteigt. Es war ein grosser Schritt. Der Speed war ein Punkt, den ich bewerkstelligen musste, jetzt müssen wir das Bremsen in den Griff kriegen.
Auch bei den Linien muss ich mich noch anstrengen.
Ich habe bisher nie ein grösseres Bike als die 250-ccm-Moto3 gesteuert. Natürlich sind die Richtungswechsel mit der 1000er mühsamer, alles passiert ein bisschen langsamer und behäbiger. Aber das Ding ist unheimlich zu fahren. Am Anfang bin ich damit gefahren wie mit einer Moto3. Ich wollte runde, sanfte Linie fahren. Das geht mit diesem Motorrad überhaupt nicht. Du musst die Kurven wie ein V ansteuern, bremsen, das Ding rumreissen und heftig Gas geben.

Du warst 3,6 sec hinter der Spitze. Solche Rückstände bist du nicht mehr gewöhnt?

Wir waren nicht allzu weit hinten, aber die Zeiten sind vorläufig Nebensache. Ich bin mit den Fortschritten happy. Ich bin mit jedem Run heimischer geworden, es war wirklich ein guter Tag. Natürlich bin ich müde, aber es ging besser als erwartet. Ich werde jetzt einen Trainier engagieren. Beim Bremsen stockt dir manchmal der Atem...
Wir müssen keine Muskeln aufbauen, aber wir müssen müssen die existierenden Muskeln besser zum Arbeiten bringen.

Wie bist du mit der Elektronik zurechtgekommen?

Ich hatte heute keine Traction-Control und keine Wheelie-Control. Sie wollen, dass ich das Fahren mit dem Bike ohne elektronische Hilfen lerne.

Wie klappt die Zusammenarbeit mit Crew-Chief Gabbarini?

Sehr gut. Wir sind von der ersten Minute an sehr gut klar gekommen. An so einem High-pressure-day wie heute, mit all den Kameras vor der Nase, er ist ganz ruhig geblieben, er hat mich ruhig gehalten. Ich spüre null Druck durch ihn. Es war ein produktiver Tag, ich hoffe auf zwei weitere solche Tage hier. Und ich freue mich auf den Sepang-Test Ende November.

Wie war das Gefühl, als du das erste Mal richtig aufgedreht hast?

Ja, das war zwischen Turn 1 und Turn 2, ich dachte: Shit, diese Kurve ist aber jetzt schnell da gewesen. Alles passiert soooo schnell. Es lässt sich kaum beschreiben. Es ist nicht wie aus dieser Welt, wie schnell dieses Motorrad geht.
Ohne Wheelie-Control kommst du aus einer Kurve raus, du steigst voll auf die Hinterbremse, um das Vorderrad am Aufbäumen zu hindern, dann haust du den vierten Gang rein, es macht immer noch ein Wheelie, im fünften Gang geht das Wheelie weiter. Du fährst 320 km/h. Es ist grausam.

Bist du viel geslidet?

Ja, dieses Bike lässt sich easy zum Sliden bringen. Ich hatte viel Fun beim Fahren in Turn 13 über die Kuppe. Ich habe schon eine gute Connection zwischen dem rechten Handgelenk und dem Hinterreifen gefunden.

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