Stefan Bradl: Passt die Yamaha besser zu ihm?
«Es war wirklich gut, dass wir diesen Test noch eingeschoben haben, ich bin froh und erleichtert», erklärte Stefan Bradl nach dem MotoGP-Test in Jerez. «Ich war nach dem ersten Tag am Mittwoch richtig happy.»
Bradl hatte an diesem einzigen trockenen Tag eine Zeit von 1:35,5 min erzielt, damit war er annähernd so schneller wie mit der LCR-Honda im GP-Qualifying 2014. Damals hatte er sich mit 1:39,243 min den siebten Startplatz gesichert.
«Man muss aber berücksichtigen, dass ich am Mittwoch die Yamaha erst den zweiten Tag mit Öhlins fahren konnte», sagt Bradl. «Es ist mir gelungen, mich besser mit der Yamaha anzufreunden. Ich habe mich jetzt viel besser an dieses Motorrad anpassen können als in Valencia. Das Team war auch zufrieden, die Stimmung ist sehr gut. Nach der 1:35,5-min-Runde haben mich alle abgeklatscht, als ich in die Box zurückgekehrt bin. Das Arbeitsklima ist sehr gut.»
«Wir haben am Chassis einige Geometrie-Änderungen vorgenommen, die sich gut ausgewirkt haben. Ich gehe jetzt mit einem zehnmal besseren Gefühl in die Winterpause als es nach dem Kayaba-Test am Mittwoch in Valencia der Fall gewesen wäre», ergänzte der Bayer, der morgen seinen 25. Geburtstag feiert und heute das Metal aus seinem in Sepang 2013 gebrochenen rechten Knöchel entfernen lässt. «Ich lasse mich ja inzwischen gern operieren», grinste der WM-Neunte.
Auch Dirk Debus, Mitinhaber der renommierten deutschen Data-Recording-Firma 2D und 2014 bei Foreward in erster Linie für die Elektronik des WM-Siebten Aleix Espargaró zuständg, fand lobende Worte über seinen neuen Fahrer.
«Es macht Spass, mit Stefan zu arbeiten», stellte der Elektronik-Ingenieur fest. «Er ist gut. Ich glaube, Stefen ist besser als er denkt. Ausserdem passt sein Fahrstil gut zu unserem Motorrad. Ich schätze, wir haben Potenzial.»
Es wurde von Experten, die den MotoGP-Piloten regelmässig draussen auf der Rennstrecke zuschauen, schon mehrmals gemutmasst, Stefan Bradls Fahrstil würde sich für die Yamaha besser eignen als für die Honda.
«Stefan fährt das Motorrad weich und frei», stellte Debus fest. «Und er flippt nicht sofort aus, wenn das Hinterrad mal slidet. Das sind sehr gute Voraussetzungen für die Einheits-ECU, die wir in der Open Class verwenden. Es wird Stefan auch entgegenkommen, dass an der Yamaha das Vorderrad nicht so sturzerzeugend ist...»
Diese Vermutung hat sich bei Bradl am Mittwoch in Jerez bestätigt. «Bei der Honda war die Frontpartie für meinen Geschmack etwas zu steif», urteilte Bradl. «Das hat zwar Vorteile beim Bremsen gebracht, aber in maximaler Schräglage warst du dann anfälliger für Stürze. Du hast dann manchmal nicht genug Vertrauen zum Vorderrad gefunden. Bei der Yamaha kannst du die Vorderbremse früher loslassen und dadurch früher ans Gas gehen, weil du hinten mehr 'edge grip' und mehr Traktion hast. Der Motor beschleunigt so sanft wie ein Elektromotor... Du kannst dann auch das Vorderrad stärker belasten, was mir entgegenkommen sollte. Diesen Fahrstil muss ich mir bei den nächsten Tests noch mehr und mehr angewöhnen.»