Jorge Lorenzo: Kein Selbstvertrauen bei nasser Piste
Ein Tiefpunkt des Jahres 2014 in Assen: Lorenzo (99, vor Cruchlow und Aoyama) landete nur auf Platz 13
Movistar-Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo (27) gelangen 2014 ab dem Sachsenring-GP neun Podestplätze hintereinander, die Erfolgssträhne riss erst beim Finale in Valencia.
Bei diesem «Wet Race» wollte der MotoGP-Weltmeister von 2010 und 2012 eine ähnlich schlaue Strategie vollführen wie in Aragón, als ihm ein frühzeitiger Boxenstopp zum Motorradwechsel zum Sieg verhalf.
Doch in Valencia ging der Poker von Lorenzo gründlich schief. Er wechselte als einziger Spitzenfahrer auf das Regen-Bike, aber die Piste wurde nie nass genug.
Lorenzo lag bis Runde 18 an vierter Stelle hinter Márquez, Rossi und Pedrosa, dann fiel er bei den ersten Tropfen zurück und liess sich zu einem Boxenstopp mit Motorradwechsel hinreissen.
Nach diesem Manöver fand er sich bald in den hinteren Gefilden wieder, auf Rang 22 nach 24 Runden zum Beispiel. Danach gab die Nummer 99 entmutigt auf, es bestand sechs Runden vor Schluss keine Aussicht mehr auf Punkte.
Wilco Zeelenberg, Manager des Movistar-Yamaha-Teams, hat Verständnis für diese Entscheidung seines Schützlings, der die WM als Gesamtdritter abschloss und 2014 nur zwei WM-Läufe (Aragón und Motegi) gewann.
«Es ist schade, dass es Jorge letztes Jahr im Frühjahr nicht gelungen ist, mehr Rennen in guten Positionen zu beenden», bedauert Zeelenberg. «Am Saisonende zeigte sich im letzten Saisondrittel, dass auch bei Marc Márquez Fehler passiert sind. Bei uns sind sie grossteils am Beginn der Saison passiert.»
Tatsächlich stürzte Márquez in Misano und Aragón, dazu in Australien, also dreimal in vier Rennen, dadurch büsste er einen grossen Teil seines Vorsprungs ein.
Für das Schlamassel von Valencia hat Zeelenberg Verständnis. «Die Weltmeisterschaft war längst entschieden, Jorge hatte sich immerhin auf Platz 3 verbessert. Und er wollte beim Finale keine Verletzung riskieren, sonst hätten wie im letzten Winter womöglich wieder Operationen gedroht», sagt der Niederländer. «Jorge wusste, dass die drei Operationen vom Dezember 2013 seine Vorbereitung auf die Saison 2014 zerstört haben.»
Lorenzo hat sich 2013 im Regentraining von Assen einen Schlüsselbeinbruch zugezogen, der seine Titelchancen damals schwer beeinträchtigte, weil er dadurch in Assen, auf dem Sachsenring und in Laguna Seca viele Punkte auf Márquez einbüsste.
Und der Mallorquiner leidet seither unter einer Regen-Phobie. In Assen 2014 gab er nach dem rennen auf halbnasser Fahrbahn sogar freimütig zu, er habe Angst gehabt, deshalb sei er über Platz 13 nicht hinaus gekommen.
Wenn Lorenzo 2015 seinen dritten MotoGP-WM-Titel gewinnen will, muss er seine Wasserscheu ablegen. «Das ist richtig», räumt Wilco Zeelenberg ein. «Manchmal hat Jorge im Vergleich zu den Honda-Piloten im richtigen Regen ganz brauchbar abgeschnitten. Auch Valentino hatte im Nassen etwas Mühe. Aber bei gemischten Verhältnissen wie in Assen und Valencia, hatten wir aus irgendeinem Grund keine Chance. Die Honda-Fahrer haben sich jeweils sehr rasch auf diese Verhältnisse angepasst, uns ist es 2014 nicht gelungen. Das überrascht uns, denn in der Vergangenheit war es oft anders. Ich erinnere mich an 2011, als wir mit Ben Spies und Testfahrer Nakasuga in Valencia waren, weil Jorge verletzt war. Sobald es zu regnen begann, waren wir richtig schnell. Die gemischten Bedingungen, das ist ein Bereich, in den wir uns verbessern müssen. Wir müssen die Ursachen für das schlechte Abschneiden herausfinden. Unsere Fahrer verlieren sofort eine Menge Vertrauen, sobald es zu tröpfeln beginnt. Wir verlieren bei so einem Wetter zu viel Zeit auf die Gegner.»