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Dirk Debus (Forward): Was traut er Stefan Bradl zu?

Von Günther Wiesinger
Der deutsche Elektronik-Ingenieur Dirk Debus traut Stefan Bradl auf der Forward-Yamaha einiges zu. In den Rennen vielleicht sogar mehr als Aleix Espargaró.

Der deutsche Data-Recording-Guru Dirk Debus fungiert seit 2012 bei Forward Racing als Elektronik-Ingenieur und freut sich, in der kommenden Saison erstmals in 20 Jahren einen deutschen MotoGP-Fahrer betreuen zu können.

Er traut Stefan Bradl einiges zu und ist überzeugt, der 25-jährige Zahlinger und Moto2-Weltmeister von 2011 könne ähnliche Resultate einfahren wie Vorgänger Aleix Espargaró im letzten Jahr. Der Spanier wurde WM-Siebter, er gewann auf der Yamaha YZR M1 die Open-Class, er sicherte sich in Assen die Pole-Position, fuhr in den Rennen in Doha und Assen auf Platz 4 und im Regen von Aragón sogar auf Platz 2.

Debus erwartet von Bradl eine bessere Konstanz als in der Vergangenheit. «Wenn Stefan bei 18 Rennen Siebter wird, ist er am Schluss WM-Fünfter», rechnet Debus vor.

2014 landete Bradl nach sechs Nullern nur auf dem neunten WM-Rang, sein schlechtestes Gesamtergebnis nach Rang 8 im der Saison 2012 und Rang 7 in der Saison 2013.

Debus war im Dezember im Yamaha-Werk in Japan und weiss, dass Forward für Bradl sehr konkurrenzfähiges Material erhält.

«Technisch bekommt Stefan nach dem ersten Malaysia-Test eine neue Leistungsstufe, nach dem zweiten Malaysia-Test gibt es weitere Upgrades», erzählt Dirk Debus.

Ein 2014-Chassis bekam Bradl bereits beim Valencia-Test im November, es wurde dann Ende November in Jerez erstmals probiert.

Debus war von der Fahrweise Stefan Bradls bei den ersten zwei Tests beeindruckt, auch von seiner Arbeitsweise und seinen klaren technischen Aussagen. Jetzt ist er gespannt, wie sich die Zusammenarbeit mit Stefan Bradl gestaltet, wenn der Stress und Zeitdruck eines GP-Wochenendes dazu kommt.

«Ich weiss bisher nicht, wie gut es Stefan wegsteckt, wenn es n einem GP-Training mal bei ihm nicht so gut läuft, wenn die andern mal schneller sind. Es wird vielleicht die Rennen dauern, bis wir uns da genauer kennenlernen. Wir müssen dann rausfinden, wie er bei solchen Rückschlägen reagiert und wie wir ihn in solchen Situationen motivieren können.»

Aber Bradl ist sich bewusst, dass er Yamaha-Open-Fahrer mal vier Werks-Honda (Márquez, Pedrosa, Crutchlow, Redding), vier Werks-Yamaha (Rossi, Lorenzo, Pol Espargaró und Smith) sowie vier Ducati (Dovizioso, Iannone, Petrucci und Hernandez) im Genick hat, dazu die Honda-Open-Meute und Barbera auf der Open-Ducati. Und das Suzuki-Werksteam mit Aleix Espargaró und Maverick Viñales darf auch nicht unterschätzt werden.

Der deutsche Forward-Yamaha-Neuling ist sich bewusst, dass er manchmal aus den Top-Ten rutschen und vielleicht bei den Grand Prix manchmal ins Qualifying 1 geraten wird.

Debus will vermeiden, dass Bradl ständig mit Aleix Espargaró verglichen wird. «Denn Aleix ist ein anderer Rennfahrertyp», hält Debus fest. «Er war in den Trainings und Qualifyings sehr tapfer, er war dank seines Muts in der Lage, oft eine sehr gute Qualifying-Runde zu fahren, die er aber so im Rennen nie hingekriegt hat. Aleix hat in den Rennen einige gute Ergebnisse hingekriegt, weil er bei schwierigen Verhältnissen geschickt reagiert hat. Aber er war in den Rennen nie so gut, wie er im Qualifying erschienen ist.»

Debus hat klare Erwartungen an Bradl. «Wenn Stefan im Qualifying auf Platz 10 ist und 0,5 Sekunden hinter der Spitze liegt, wenn er diesen 0,5-sec-Abstand pro Runde dann auch im Rennen hält, dann ist das top.»

Denn bei Aleix Espargaró kam es 2014 vor, dass er im Quali nur 0,2 sec auf die Spitze einbüsste, im Rennen aber eine Sekunde.
«Stefan ist besser als er selber glaubt», lobte Dirk Debus den deutschen MotoGP-Fahrer nach dem Jerez-Test, wo er rasch an die besten Zeiten von Aleix Espargaró herankam. «Was ich bisher noch nicht genau beurteilen kann: Wie viel macht die deutsche Sprache in der Zusammenarbeit in der Box aus? Ich bin sehr überrascht darüber, um wie viel besser es in der Muttersprache funktioniert, nach dem englischen Briefing noch einmal rasch zwei oder drei Details zu besprechen. Oder in der Muttersprache einem Fahrer noch einmal mit sechs, sieben anderen Worten zu sagen: 'Du machst das schon, das klappt.' Das ist im Englischen immer so ein Abklatsch, immer der gleiche Satz. Der Fahrer kriegt auf Englisch gewisse Details nicht so erklärt, wie man sie in der Muttersprache erklären kann. Im Englischen verallgemeinert man relativ schnell.»

Immerhin hat sich Valentino Rossi vor einem Jahr mit Silvano Galbusera einen italienischen Crew-Chief zugelegt, Marc Márquez wollte beim MotoGP-Einstieg den ihm aus der Moto2-WM vertrauten Spanier Santi Hernandez und nicht den Italiener Cristian Gabarrini, der vorher für Casey Stoner arbeitete.

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